Nach fünf Jahren gibt Marco Reus das Kapitänsamt ab. Eine nachvollziehbare Entscheidung, die Druck entweichen lässt und den Weg frei macht für eine neue Borussen-Generation.
Fünf Jahre sind im Fußball eine lange Zeit. Man kann zweimal ab- und wieder aufsteigen wie der VfB Stuttgart. Oder einfach fünfmal am Stück Deutscher Meister werden wie die Bayern. Fünf Jahre ohne Unterbrechung Kapitän einer Mannschaft zu sein, die sich in jeder Sommer- und Winterpause zum Teil radikal verändert, ist eine ebenfalls bemerkenswerte Leistung.
An Reus' Qualitäten als Spieler dürfte sich auch nichts ändern, wenn er bald die Kapitänsbinde abgeben wird. "Ich hatte im Urlaub sehr lange Zeit, um nachzudenken, und habe mich entschieden, die Kapitänsbinde weiterzugeben", sagte Reus in einem kurzen Video bei "Twitter". "Ich durfte diese Binde fünf Jahre voller Stolz tragen. Das war eine große Ehre. Danke für die wunderschöne Unterstützung."
Seinen Platz in Dortmunds Ahnengalerie hat der 34-Jährige ohnehin schon sicher. Länger als Reus waren nur Siggi Held (sechs Jahre), Michael Zorc (neun Jahre), Stefan Reuter (sechs Jahre) und Sebastian Kehl (sechs Jahre) Kapitän.
Wechselhafte Jahre als BVB-Kapitän
Reus macht den Weg frei für eine nachrückende Generation der Borussen. Vor seiner wohl letzten Saison als BVB-Profi gibt er die Verantwortung zumindest auf dem Papier weiter an einen anderen Spieler. Die herbe Enttäuschung des letzten Spieltags mit der verpassten Meisterschaft, als Reus ohnmächtig vor Frust als einer der ersten vom Platz getrottet war, dürfte bei der Entscheidungsfindung eine Rolle gespielt haben.
Es gab genug Kritik im Nachgang dieser Partie gegen Mainz, nicht nur an Reus' schnellem Abgang. Mal wieder sei der Kapitän nicht der dringend benötigte Anführer in einem wichtigen, vielleicht dem wichtigsten Spiel seiner Laufbahn, gewesen.
Reus sieht sich seit Jahren mit diesen Debatten konfrontiert, vielleicht hat er in den letzten Monaten seiner Zeit beim BVB auch einfach keine Lust mehr darauf. Vielleicht hat er erkannt, dass ein fließender Übergang besser wäre, er seinen Nachfolger noch aktiv auf dem Platz ein Jahr lang begleiten und ihn unterstützen kann. Ehe Reus dann mit Ablauf seines Vertrags wohl ziemlich sicher den Klub verlassen oder seine Karriere beenden wird.
Die Entscheidung nimmt Reus selbst den ganz großen Druck in seinem letzten Jahr als Dortmunder Spieler.
Der Letzte der "alten" Ära
Mit dem Noch-Kapitän gibt dann auch der Letzte der "alten" Ära die Verantwortung weiter. Reus hat – neben
Es steht eine neue Generation in den Startlöchern, mit einigen jungen und einigen arrivierten Spielern. Solche, die bereits länger im Klub sind und einige andere, die zwar recht frisch dabei sind, aber schon Akzente gesetzt haben.
Anfang des Frühjahrs soll es intern Überlegungen gegeben haben,
Kobel hat sehr gute Chancen
Niklas Süle oder Nico Schlotterbeck, obwohl beide erst ein Jahr in Dortmund aktiv sind. Emre Can könnte ein Kandidat sein, was umso bemerkenswerter wäre, weil der Mittelfeldspieler noch vor wenigen Monaten als Verkaufskandidat galt. Julian Brandt hat sich in der letzten Saison frei- und in den Fokus gespielt für höhere Aufgaben.
Lange genug im Klub, absolut unumstritten und wegen seiner kommunikativen Art sehr geschätzt ist Gregor Kobel. Der Torhüter hat sich längst das Standing eines heimlichen Anführers erworben, der eine Mannschaft mitreißen kann. Mats Hummels, der wie Reus ziemlich sicher in seine letzte Saison beim BVB geht, dürfte als erster Kapitän eher nicht infrage kommen.
Noch ist ein bisschen Zeit bis zum Pflichtspielauftakt im Pokal in der zweiten August-Woche, stehen viele Trainingseinheiten und Gespräche an. Dann wird Edin Terzic den neuen Kapitän bestimmen – und einen neuen Mannschaftsrat.
Verwendete Quelle:
- Twitter-Profil (Stand: 07. Juli 2023) von Borussia Dortmund
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