Egoisten sind ab sofort nicht mehr angesagt, Thomas Müller durchschreitet ein tiefes Tal, Borussia Dortmund kann das Fernglas in die Tonne treten und der VfB Stuttgart ist äußerst schwer erziehbar. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen und nicht ganz ernst gemeinten Lehren des jeweiligen Spieltags der Bundesliga.
1. Erkenntnis: Egoisten sind ab sofort out
Unsere Generation hat es nicht leicht. Wir sind gedrillt auf Selbstverwirklichung. Was mich glücklich macht, ist gut. Was mich unglücklich macht, ist schlecht. Ein Mantra, das uns alle zu kleinen Egoisten werden hat lassen. Denn wenn das eigene Glück immer am wichtigsten ist, dann steht das Glück der anderen meistens hinten an.
Logisch, dass man dieses Egoistentum auch auf dem Fußballplatz findet. Ganz eklatant offensichtlich war das zum Beispiel beim FC Schalke 04 der vergangenen Saison. Da arbeiteten sich gleich mehrere Egos so freudig aneinander ab, dass vom Teamsport Fußball nur noch sehr wenig übrig geblieben war. Und deshalb spielt der S04 jetzt auch nur Europa League und nicht Königsklasse.
Die Zeit der großen Egoshows ist auf Schalke nun allerdings vorbei. Mit André Breitenreiter hat ein neues Mantra Einzug gehalten: "Erst das Team, dann das Ego". Ein Spruch, der dermaßen griffig und Jute-Taschen-Druck-geeignet ist, muss einfach funktionieren. Deshalb wundert es uns auch gar nicht, dass Schalke nach dem 1:0-Sieg gegen den Hamburger SV seit dem 7. Spieltag nun auf dem dritten Tabellenplatz steht. Und wenn es nach uns geht, dürfen sie da ruhig noch eine Weile bleiben und allen Egoisten der Welt als Mahnmal dienen.
2. Erkenntnis: Thomas Müller durchschreitet ein tiefes Tal
Gibt es eigentlich schon ein Buch über oder von
Inzwischen bieten sich jedoch wesentlich düsterere Buchtitel an: "Als der Ball drüber ging ..." oder vielleicht auch schlicht "Die Krise". Denn Thomas Müller durchschreitet ein dunkles Tal (auch wenn es kaum jemandem auffällt, weil ein gewisser Robert Lewandowski gerade wie am Fließband trifft). Er hat seit drei Spielen nicht mehr getroffen. Er hat gegen den FSV Mainz 05 einen Elfmeter verschossen. Schlimm ist das. Und doch sind wir uns sicher: Er wird noch stärker zurückkommen. Denn wer derartige Erkenntnisse aus dem eigenen Scheitern zieht, dem kann eine kurze Krise nichts anhaben: "So kann kein Elfmeter reingehen, wenn man drüberschießt".
3. Erkenntnis: Dortmund braucht kein Fernglas mehr
Dass es der FC Bayern München ganz gern hat, wenn man ihn in der Tabelle mit dem Fernglas suchen muss, hat Uli Hoeneß bereits 2007 erklärt. Ein Satz, der besonders in Dortmund stets als ein Affront gesehen wurde. Doch wir können den BVB beruhigen: Das Fernglas kann er in die Tonne treten. Nicht, weil die Bayern schon derart weit enteilt wären - immerhin hat Dortmund gegen Darmstadt einen Punkt geholt, da hatten andere nicht so viel Glück -, sondern weil die FCB-Beobachtung in Zukunft deutlich langweiliger werden dürfte. Denn beim Rekordmeister weigert man sich neuerdings Fingerzeige in Richtung Gegner zu geben. "Jeder weiß, wie gut wir sind. Da muss man keine Signale mehr irgendwo hin senden", meint Philipp Lahm. Obwohl sich das dann doch wieder nach einem Signal anhört. Aber was wissen wir schon ...
4. Erkenntnis: Stuttgart hat genau den richtigen Trainer
Der VfB Stuttgart steckt ganz tief drin im Bundesligaelend. Mal wieder. Und warum? Weil die Spieler einfach so schwer erziehbar sind. Das die das aber auch nicht verstehen wollen, dass Gegentore böse und einfache Gegentore besonders böse sind! "Das ist ein bisschen wie bei 'Und täglich grüßt das Murmeltier ...'", seufzte Sportdirektor Robin Dutt nach dem mal wieder verloren gegangenen Spiel gegen Gladbach. Er bezog sich dabei auf die immer gleichen Fehler des VfB. Dabei muss sich Dutt überhaupt keine Sorgen machen, denn er hat den perfekten Trainer an seiner Seite. Alexander Zorniger ist studierter Lehrer. Sport und Geographie. Er weiß also wie Training geht, findet immer zum richtigen Stadion und hat total viel Ahnung von Pädagogik. Wenn einer die Stuttgarter aus ihrem Sumpf befreien kann, dann er. Muss er halt noch ein bisschen mehr Hausaufgaben aufgeben ...
5. Erkenntnis: Mathias Sammer könnte bei uns anfangen
Lieber Herr Sammer, falls Ihnen beim FC Bayern jemals langweilig wird, kommen Sie vorbei. Wir suchen immer Schreiber, die ein gewisses Mindestmaß an Humor mitbringen. Dass Sie diese Voraussetzung mitbringen, haben Sie am Wochenende mit folgendem Witz bewiesen: "Lewy hat eine kleine Krise. Er hat nur zwei Tore gemacht. Aber wir drücken mal ein Auge zu."
Chapeau! Der hätte auch von uns sein können.
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