Der FC Ingolstadt ist der 54. Klub in der Geschichte der Bundesliga. Der Aufstieg der "Schanzer" wird nicht überall mit Freude aufgenommen, oft werden Parallelen zum VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen oder RB Leipzig gezogen. Dabei ist der FCI gar kein "echter" Plastikklub. Wir stellen den Verein vor und werfen dabei auch einen Blick auf die Rolle des Hauptsponsors.

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Streng genommen hat die Mission des FC Ingolstadt einst in der Bezirksoberliga begonnen. Der Unternehmer Peter Jackwerth sicherte dem damals dem Untergang geweihten ESV Ingolstadt mit einer 25.000-Euro-Unterstützung das Überleben in der damaligen sechsten Liga. Drei Jahre später stellte Jackwerth die Weichen für die Fusion der ehemaligen Zweitligisten ESV und MTV Ingolstadt zum FC Ingolstadt 04.

Etwas mehr als elf Jahre nach der "künstlichen Befruchtung" ist Jackwerths Baby in die Bundesliga aufgestiegen. Der FCI ist seit Sonntag der 54. Klub in der Geschichte der höchsten deutschen Spielklasse - und er ist auf seine ganz eigene Weise auch eine neue Spezies.

In jüngerer Vergangenheit haben es immer wieder einige Underdogs in die Beletage geschafft, 1899 Hoffenheim, der FC Augsburg, Greuther Fürth, Eintracht Braunschweig und zuletzt der SC Paderborn. Ingolstadt passt irgendwie in diese Reihe von Klubs und auf der anderen Seite auch wieder nicht. Denn der FCI definiert sich durch eine ungewöhnliche Mischung aus Tradition und Kommerz.

Audi verändert die Zukunft des Vereins

Der Einstieg des Hauptsponsors und Geldgebers Audi im Jahr 2006 stellte einen Paradigmenwechsel dar. Von nun an war der FC Ingolstadt mehr als ein Projekt einiger Visionäre. Ein neues Stadion, der Aufstieg in die zweite Liga, das alles gehörte zum Plan - und der sah in nicht allzu ferner Zukunft auch den Weg in die Bundesliga vor. Aber anders als zum Beispiel in Hoffenheim oder nun in Leipzig spülte der Anteilseigner nicht Beträge in zweistelliger Millionenhöhe in den Klub.

Rund 20 Millionen Euro beträgt der Jahresetat der Mannschaft in dieser Saison, das Stadion fasst lediglich 15.600 Zuschauer. Das sind Werte, die Lichtjahre entfernt sind von den Vergleichsmarken fast aller Bundesligisten. Der Verein funktioniert trotz des bekannten Geldgebers immer auch noch familiär, mit kurzen Dienstwegen zwischen den Entscheidungsträgern. Die zwei wichtigsten sind Sportdirektor Thomas Linke und Trainer Ralph Hasenhüttl.

Der Österreicher hat den FCI aus seinem Dämmerzustand erweckt. Als er die "Schanzer" im Herbst 2013 übernahm, war Ingolstadt Tabellenletzter, Vorgänger Marco Kurz hatte eine Mannschaft ohne Spielidee und Struktur hinterlassen. Hasenhüttl schaffte zuerst souverän den Klassenerhalt und nun, in seiner ersten kompletten Saison, sofort den Aufstieg.

Bemerkenswert: Die Mannschaft beherbergt keinen einzigen Star, sondern Kicker, die entweder jung und entwicklungsfähig sind (Pascal Groß, Lukas Hinterseer oder Thomas Pledl) oder anderswo den Durchbruch nicht geschafft haben und nun in Ingolstadt aufblühen (Keeper Ramazan Özcan, Abwehrchef Marvin Matip oder Angreifer Mathew Leckie).

Mittelfeldspieler Groß, mit sieben Toren und sagenhaften 21 Assists der Spieler der Saison in der 2. Liga, und Hinterseer (neun Tore) haben sich einigermaßen ins Rampenlicht gespielt. Ansonsten besticht die Mannschaft aber nicht durch ihre besonders herausragende Individualität, sondern durch ihr Kollektiv und diese eine, klare Vorgabe des Trainers: Stets nach vorne zu verteidigen. Die meisten Siege (17), die wenigsten Niederlagen (vier) und die zweitmeisten erzielten Tore (52) sind das Resultat.

Volkswagen an drei Klubs beteiligt

Doch trotz dieser erfrischenden Parameter bleiben Vorbehalte: Audi hält über die Tochtergesellschaft "Quattro GmbH" 19,94 Prozent der Anteile an der ausgelagerten Profiabteilung des Klubs. Damit ist der FCI nach dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg der dritte Bundesligist, der wenigstens zu Teilen dem Mutterkonzern "Volkswagen" gehört. Dazu kommen "VW"-Sponsorships bei Schalke, Bremen, Braunschweig, über "MAN" bei Borussia Dortmund.

Das sorgt für ein ungutes Gefühl beim einen oder anderen Konkurrent. "Je nachdem, wie das Engagement von Audi ausfallen wird, dürfte Ingolstadt auch langfristig eine gute Rolle in der Bundesliga spielen", prophezeit Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen, es fällt immer öfter der Begriff der "Mehrheitsbeteiligung".

Das finanzielle Engagement des Autobauers soll in Ingolstadt überschaubar bleiben, kündigt Audi-Chef Rupert Stadler an. "Es geht nicht nur ums Geld. Es geht darum, dass eine Mannschaft zusammenfindet", sagt Stadler. "Und dies ist beim FC Ingolstadt passiert." Die acht Millionen Euro jährlich, die Audi für das Sponsoring bereitstellt, vernehmen sich im Vergleich zu anderen Klubs tatsächlich klein aus.

Insofern würden sich Vergleiche mit anderen Werksklubs wie Bayer Leverkusen oder Wolfsburg verbieten, selbst auf den Rang von 1899 Hoffenheim oder RB Leipzig will sich der FCI nicht stellen lassen. Dass der Etat jetzt aber mehr als verdoppelt wird auf rund 45 Millionen Euro, ist auch kein Geheimnis. Ebenso die vier (von sechs) Aufsichtsräte mit Audi- oder VW-Background.

Kein massiver Umbruch

Wohin der Klub langfristig will, ist klar: Ingolstadt soll sich auf Sicht zu einem stabilen Bundesligisten entwickeln. Das unterscheidet ihn nicht von den vorherigen 53 Aufsteigern. Nur sind die Rahmenbedingungen in Ingolstadt wohl doch ein wenig komfortabler. Dass dem Kader nun aber ein Radikalumbau und dem Klub eine veränderte Ausrichtung ins Haus stünde, ist auch nicht zu erwarten.

Der Kader wird sicherlich punktuell verstärkt werden, vielleicht findet auch der eine oder andere bekannte Name den Weg nach Ingolstadt. Noch hat sich der Klub bedeckt gehalten in der Frage nach möglichen Zugängen. Nur eins ist sicher: "Wir werden keine verrückten Sachen machen", verspricht Sportdirektor Linke.

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