Leon Goretzka erzählt seltsame Dinge. Hans-Joachim Watzke und Esther Sedlaczek ebenso. Auch über den Schiedsrichter beim FC Bayern muss man sich leider wundern – und beim 1. FC Köln ist endlich wieder Karneval. Die (wie immer nicht ganz ernst gemeinten) Lehren des Bundesliga-Spieltags.
1. Lehre: Leon Goretzka könnte auch Komiker werden
Leon Goretzka ist der beste Fußballer im Kader des FC Schalke 04. Der Mittelfeldakteur ist Dreh- und Angelpunkt bei den Königsblauen, weshalb der Verein ihm sage und schreibe zwölf Millionen Euro Jahresgehalt bietet, damit er seinen Vertrag endlich verlängert.
Vielleicht sollte
Goretzka hatte sich während der Partie zu einem Kopfstoß hinreißen lassen, für den er – warum auch immer – keine Rote Karte gesehen hatte:
Nach der Partie hatte Goretzka nicht die Größe, seinen Fehler zuzugeben oder sich gar zu entschuldigen. Sondern versuchte sich mit einer derart albernen Aussage herauszureden, dass es echt schon wieder witzig war: "Ich will einfach impulsiv aufstehen, um den Ball zu holen, (…) weil es ein Foul an mir war. Ich gebe zu, es sieht ein bisschen unglücklich aus, aber es war mit Sicherheit keine Absicht."
2. Lehre: Bei Borussia Dortmund zweifelt natürlich niemand am Trainer
Nicht nur Goretzka, auch Hans-Joachim Watzke bewarb sich nach dem 14. Spieltag überaus eindrucksvoll für den Pinocchio-Award. "Wir führen keine Trainerdiskussion", sagte er nach dem Remis bei Bayer Leverkusen. Manager Michael Zorc sprang dem Vorstandsvorsitzenden zur Seite: "Natürlich sitzt Peter Bosz auch am Mittwoch in Madrid auf der Bank."
Man betone: "natürlich". Ist ja nicht so, dass der BVB auf Platz sechs der Bundesliga versauert, mit Übermannschaften wie dem FC Augsburg und Eintracht Frankfurt punktgleich im Nacken. Das ist so erschreckend, dass sich Dortmund-Fans mittlerweile schon als Leverkusen-Fans verkleiden, ehe sie ins Stadion fahren:
Man darf trotz Watzkes Aussagen durchaus noch immer davon ausgehen, dass der Bosz-Stuhl gewaltig wackelt. Unter der Woche war ein Notfallplan mit dem potenziellen Feuerwehrmann Armin Veh bekannt geworden, Sky-Experte Christoph Metzelder plauderte zudem am Samstag aus, dass auch
Metzelders Kollegin
Das war an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten und sorgte im Netz für einige harsche Kritik an der ansonsten so beliebten Journalistin.
3. Lehre: Vergessen Sie Goretzka, Watzke und Sedlaczek – es gibt ja noch den 1. FC Köln
Na gut, genug gemeckert über Goretzka, Watzke und Sedlaczek. Denn alle drei sind zusammengenommen nicht halb so schlimm wie der 1. FC Köln. Der reißt sich in beeindruckender Rekordgeschwindigkeit nämlich wirklich alles wieder ein, was er sich in jahrelanger Kleinstarbeit aufgebaut hat.
Entscheidend ist dabei nicht nur das sportliche Auftreten, denn das war beim 2:2 auf Schalke ja aller Ehren wert. Auch wenn es am katastrophalen Tabellenbild nichts wesentlich veränderte. Nein, der Vorstand ist es, der mit beeindruckendem Dilettantismus vier Jahre Arbeit in vier Monaten zunichte gemacht hat.
Die Zwischenbilanz: Der beste Trainer des Vereins seit drei Jahrzehnten ist entlassen, der beste Manager des Vereins seit drei Jahrzehnten ist entlassen, die Posse um Horst Heldt war an Peinlichkeit kaum zu überbieten und die Modeste-Millionen wurden für Spieler ausgegeben, die ihre Mannschaft zielgenau auf Rang 18 geführt haben.
Für den Neuanfang soll im Winter dem Vernehmen nach Trainer Markus Anfang von Holstein Kiel kommen. Wir verkneifen uns den Neuanfang-mit-Anfang-Witz und lachen über die zehn Millionen Euro, die der Präsident des Zweitligisten sogleich als geforderte Ablösesumme ausrief.
Wobei: Wer sich mit dem potenziellen Neu-Manager Dietmar Beiersdorfer zum Geheimtreffen (!) mitten in der Kölner Innenstadt (!!) trifft, dem traut man auch zu, morgen die zehn Millionen zu überweisen. In Köln ist nämlich wieder Karneval.
4. Lehre: Zeit für ein bisschen Verschwörungstheorie
Über den Videoschiedsrichter hat die Bundesliga bis zum Erbrechen diskutiert. Vielleicht sollte man endlich mal wieder eine viel ältere Schiri-Diskussion führen – und zwar die, welche Pfiffe es nur gibt, wenn der FC Bayern beteiligt ist.
Am Samstag ließ Schiedsrichter Guido Winkmann einen Elfmeter von Niclas Füllkrug wiederholen, weil seine Mitspieler vor Berühren des Balles in den Strafraum gelaufen waren. Um auch ja keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Diese Entscheidung war zu 1.000 Prozent korrekt. Auch wenn die Bayern-Spieler noch viel schneller zu früh in den Strafraum stürmten:
Das Problem ist nur: In gefühlt 999 von 1.000 solcher Fälle wird der Strafstoß nicht wiederholt. Siehe Bayerns Elfmeter in Halbzeit zwei. Oder Kölns Elfmeter auf Schalke. Warum das so ist? Wir wissen es nicht. Ebenso wenig, wie wir wissen, warum es glasklar war, dass Füllkrug den zweiten Elfmeter tendenziell kläglich verschießen würde.
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