Der SC Freiburg mischt die Bundesliga auf - und steht nach vier Spieltagen vor dem FC Bayern. Unsere Redaktion nennt die Gründe für den Erfolg der Breisgauer.

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Der SC Freiburg hat dafür gesorgt, dass Fans und anderweitig Interessierte möglichst nichts verpassen. Mittels Baustellen-Cam können sie live mitverfolgen, was sich gerade tut am Wolfswinkel, im Nordwesten der Stadt, zwischen dem Bezirk Mooswald und der Landebahn des Flugplatzes.

Seit Monaten werden tausende Kubikmeter Erde planiert, Unmengen an Zement gegossen und riesige Tribünenteile herbeigebracht. Dort entsteht das neue SC-Stadion, das Schätzungen zufolge samt Infrastruktur letztlich 131,5 Millionen Euro kosten und nach Fertigstellung 35.000 Zuschauern Platz bieten soll. Und damit eine um 11.000 Zuschauer größere Kapazität haben wird als das altehrwürdige Schwarzwald-Stadion, das 1954 erbaut worden war.

SC Freiburg: Drei Siege nach vier Spielen

Kommt die neue Arena gerade recht, jetzt, da sich der Sportclub anschickt, um die Europapokalplätze mitzuspielen? Jetzt, da die Breisgauer nach drei Siegen aus den ersten vier Spielen der immer noch neuen Bundesliga-Saison auf Platz drei und damit einen Rang vor dem großen FC Bayern stehen?

3:0 düpierten die Freiburger zuletzt 1899 Hoffenheim. Aber warum läuft es so gut für den Underdog, der jedes Jahr nur den Ligaverbleib als Ziel ausgibt?

Beständigkeit: Gegen den Bundesliga-Trend

Kontinuität ist das Stichwort im Breisgau. Christian Streich geht schon in sein achtes Jahr als SC-Trainer. Zudem spielt das Gros der Mannschaft schon seit langem zusammen. Selbst die Transfers vor dieser Saison sprechen für diese Beständigkeit, die so gar nicht im allgemeinen Trend der schnelllebigen Branche liegt.

Mit Vincenzo Grifo (1899 Hoffenheim) und Jonathan Schmid (FC Augsburg) holte der SC zwei Spieler zurück, deren Karrieren nach ihren Abgängen aus Freiburg 2017 respektive 2015 ins Stocken geraten waren. Jetzt sollen sie beim Sportclub wieder vorangehen.

Nicht zuletzt durch ihre Erfahrung. Das gilt für den 26-jährigen Grifo wie für den 29-jährigen Schmid. Beim Blick auf den Kader fällt auf, dass Freiburg auf Routine setzt und sich nicht dem Jugendtrend des Geschäfts hingibt. 15 Spieler sind 26 und älter. Jerome Gondorf (31), Mike Frantz (32) und Stürmer Nils Petersen (30) sind die Stützen des Teams.

Luca Waldschmidt: Deutschlands Sturm-Hoffnung liefert

Auf bestem Weg, weit über Südbaden hinaus auf sich aufmerksam zu machen, ist zudem Angreifer Luca Waldschmidt (drei Tore). Nachdem der 23-Jährige im Sommer bei der U21-EM mit sieben Treffern Torschützenkönig geworden war, entschied er sich dazu, einfach so weiterzumachen. Mittlerweile hat der in Freiburg wohnende Bundestrainer Joachim Löw den Ex-Hamburger in die A-Nationalmannschaft berufen.

Und Waldschmidt? Blieb im idyllischen Freiburg, obwohl sich Champions-League-Starter Benfica Lissabon nachdrücklich um ihn bemüht haben soll. Gemeinsam mit Petersen und den Vollgas-Fußballern Janik Haberer (25) und Lucas Höler (25) bildet er eine Offensivreihe, die bei ihren überfallartigen Angriffen kaum zu halten ist.

Christian Streich: Jungmenschenbegleiter als Garant

Auch Trainer Streich bleibt sich treu. Während mancher Spieler mit einem SUV zur Geschäftsstelle kommt, fährt der 54-Jährige noch immer mit einem Fahrrad an das Vereinsgelände an der Dreisam.

Bescheidenheit ist beim Südbadener mehr als eine bloße Worthülse. Nach dem 3:0 in Sinsheim mühte er sich, sein Team nicht zu viel zu loben.

"Die Spiele bisher: Mainz, gut, gegen starke Mainzer. Und sonst? So so. Ballsicherheit, letztes Spiel gegen Köln, letzter Wille, letzte Mentalität, hhmmmm...", referierte er mit einem Gesichtsausdruck, als habe seine Mannschaft gerade ihr schlechtestes Saisonspiel gemacht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Sportclub in dieser Saison mit Gegnern aus Mainz, Paderborn, Köln, und Hoffenheim ein vergleichsweise einfaches Auftakprogramm erwischt hat.

Es scheint im Team zu stimmen, trotz des knapp 30 Mann starken Kaders, der bei den nicht berücksichtigten Spielern für Ärger sorgen könnte. Streich warnt allerdings: "Der Fingerzeig ist, wenn wir fünf, sechs, sieben Spiele nicht gewinnen. Denn das kommt meistens bei uns. Dann wird sich zeigen, wie sich die Spieler, die ein paar Mal nicht gespielt haben, wie wir uns gemeinsam verhalten."

Er hat sich immer das Authentische bewahrt, dokumentiert durch seinen badischen Dialekt, den er auch für das Fußballgeschäft nie ablegte. Bei den Spielern kommt diese Art an, heißt es aus Freiburg. Streich bezeichnete sich selbst einmal als "Jungmenschenbegleiter".

Man darf gespannt, wohin seine Reise mit der erfrischend aufmüpfigen Freiburger Truppe führt. Noch heute erzählen sie sich im Dreiländereck die Anekdoten aus der Saison 1994/95. Damals wurde der kleine Sportclub Dritter der Bundesliga, hinter dem BVB und Werder Bremen, vor dem FC Bayern. Ein Europapokal-taugliches Stadion haben sie bald schon mal.

Verwendete Quellen:

  • Sport1.de: Streich sorgt für Lacher nach Freiburg-Traumstart
  • Dw.com: Freiburg stellt neuen Startrekord auf
  • Stadion.scfreiburg.com: Baustellen-CAM
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