Deutschland erreicht die WM 2018 mit einer Rekordbilanz, für die Bundesligaklubs läuft es international schlecht. Woher rührt dieser Unterschied - und ist er überhaupt so groß?

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Zehn Spiele, zehn Siege, 43:4 Treffer, die deutsche Nationalmannschaft hat sich so makellos wie eindrucksvoll für die WM 2018 in Russland qualifiziert, mit einer Rekordbilanz obendrein: Nie war eine Nation besser - inklusive Torverhältnis.

Das Abschneiden der deutschen Teams auf Vereinsebene konterkariert diese Statistik: Von zwölf Spielen in Champions League und Europa League gewannen die Bundesligisten in der laufenden Saison lediglich eines. Macht Rang 27 im UEFA-Jahresranking - hinter Kasachstan.

Die DFB-Elf manifestiert sich in der Weltspitze, deutsche Klubs aber drohen den Anschluss zu verpassen. Das ist auf den ersten Blick eine Diskrepanz. Und auf den zweiten Blick eine Faktenlage, die einordnende Faktoren benötigt.

DFB-Team: Zehn Siege sind die Kür, aber keine Sensation

"Die Nationalmannschaft agiert definitiv auf Weltniveau", sagt Mats Hummels, bei den Vereinen sei selbiges "nicht der Fall, in Einzelfällen schon, aber nicht in der Masse".

Matthias Sammer entzieht der Bundesliga via "Bild" aktuell "leider das allerhöchste Niveau". Der deutsche Fußball solle sich "mehr mit Leistung auseinandersetzen, statt sich hinter Scheindiskussionen ums Geld zu verstecken". Joachim Löw findet den Ist-Zustand sogar "ein wenig alarmierend".

Dabei behauptete sich seine Nationalmannschaft lediglich in einer Gruppe mit Nordirland, Tschechien, Norwegen, Aserbaidschan und San Marino. Zehn Siege sind bei solchen Gegnern die Kür, aber keine Sensation.

Ebenfalls darf der Confed-Cup-Erfolg vom Sommer nicht zu Illusionen über die Stärke des DFB-Teams führen. WM-Favoriten wie Spanien, Frankreich oder Brasilien fehlten bei diesem Turnier, das Deutschland freilich in erfrischender Manier für sich entschied. Das bleibt unwidersprochen, obwohl die Rivalen "nur" Australien, Kamerun, Mexiko und zweimal Chile hießen.

Dennoch: Die Nationalelf gewinnt diese Spiele immerhin.

Bundesliga: Warum es in der Europa League nicht funktioniert

Anders sieht es bei den deutschen Klubs aus. Auffällig oft stolpern Bundesliga-Vertreter über Mittelklasse.

Während der FC Bayern sowie Borussia Dortmund in der Champions League immerhin dem CL-Mitfavoriten Paris Saint-Germain respektive Titelverteidiger Real Madrid unterlagen, liefert die zweite Reihe durchaus Anlass zur Sorge.

"Mich bedrückt, dass wir immer häufiger gegen Mannschaften verlieren, die viel geringere finanzielle Möglichkeiten haben als wir", sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke.

Wie zum Beweis scheiterte Freiburg schon in der Europa-League-Quali an Domzale, unlängst patzten Hertha BSC gegen Östersund, die Kölner gegen Belgrad und Hoffenheim gegen Rasgrad.

Erklärbar sind solche Ausreißer mit mangelnder Erfahrung, aber auch mit dem mangelnden Prestige der EL.

Die Europa League hat nie sonderlich interessiert, Dortmund (2002) und Bremen (2009) standen im Finale, Schalke triumphierte vor 20 Jahren.

Sonst: Ebbe statt Flut sowie das ewige Paradoxon, übers Jahr alles zu unternehmen, um international dabei zu sein - und hernach, kaum am Start, die Bundesliga als Priorität zu erachten. Man will ja den Europapokal erreichen ...

Löw und der "Trugschluss" mit den Talenten

Berlins Coach Pal Dardai etwa schonte Stammkräfte in Östersund. Via "BZ" erklärte er: "Wir Trainer können das Spiel bis zwanzig Meter vor das Tor lenken, dann ist individuelle Qualität gefragt. Da brauchst du Ausnahmespieler, die es aber im Jugendbereich nicht mehr in der Fülle von früher gibt, wie zum Beispiel Götze, Özil."

Das ist Löws Ansatz, er formuliert ihn bloß anders. Es sei "ein Trugschluss zu sagen, in Deutschland gibt es die Talente, da muss man in Zukunft alles gewinnen". Es stimme nicht, dass es in Deutschland die allerbesten Talente gebe.

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