Die deutschen Vereine geben in der Champions League und der Europa League kein gutes Bild ab. Die Ursachen dafür reichen bis hinunter in die Jugendarbeit.
Selten hat die Champions League aus deutscher Sicht so wenig Freude bereitet: Der FC Bayern München ging gegen die Millionen-Truppe von Paris Saint-Germain mit 0:3 unter.
Borussia Dortmund war beim 1:3 gegen Real Madrid genauso chancenlos. Zudem unterlag RB Leipzig mit 0:2 bei Besiktas Istanbul.
Genauso trostlos ist die Situation in der Europa League: Die TSG Hoffenheim und der 1. FC Köln haben ihr Auftaktspiel verloren, auch Hertha BSC wartet noch auf den ersten Sieg.
Zudem scheiterte Hoffenheim in der Champions-League-Quali am FC Liverpool, der SC Freiburg in der Europa-League-Quali an NK Domzale.
Nur zwei Siege in 13 Spielen
Wir fassen zusammen: Nach 13 internationalen Spielen haben die deutschen Vereine insgesamt zwei Siege geholt - einmal der FC Bayern München, einmal der SC Freiburg. Verliert der deutsche Fußball etwa den Anschluss an die internationale Spitze?
Die Fakten lassen zumindest den Eindruck entstehen: Seit dem deutschen Champions-League-Finale 2013 zwischen Bayern München und Borussia Dortmund erreichte kein deutscher Verein mehr das Endspiel der Königsklasse.
In der Europa League datiert die letzte deutsche Final-Beteiligung von 2009 - damals hieß der Wettbewerb noch UEFA-Cup und der Finalist SV Werder Bremen war eine Spitzenmannschaft.
Die jüngeren Misserfolge auf internationaler Ebene haben ihre Konsequenz: In der UEFA-Fünf-Jahreswertung sind England und Italien an der deutschen Bundesliga vorbeigezogen. Spanien thront ohnehin uneinholbar auf Platz eins.
Finanziell verlieren die deutschen Vereine an Boden
Überraschend kommt diese Entwicklung nicht. Die ausländischen Vereine haben finanziell oftmals bessere Möglichkeiten.
In England kassierte vergangene Saison selbst der Tabellenletzte FC Sunderland höhere Fernsehgelder (107 Millionen Euro) als der deutsche Meister FC Bayern München (ca. 74 Millionen Euro).
Auch die spanischen Top-Vereine FC Barcelona (150 Millionen Euro) und Real Madrid (143 Millionen Euro) sind dem deutschen Rekordmeister weit voraus.
Zudem ist es in Ländern wie England, Frankreich, Spanien oder Italien völlig normal, dass Investoren einsteigen und teure Transfers realisieren. Nur so konnte beispielsweise Paris Saint-Germain 222 Millionen Euro für Neymar bezahlen.
In Deutschland wird eine schnelle Übernahme durch Investoren mit der sogenannten 50+1-Regel verhindert.
Hans-Joachim Watzke sorgt sich um die Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga. "Wenn ein deutscher Klub auf einen englischen Klub trifft, wird es immer schwerer. Und auch gegen spanische Vereine ist es schwer", verrät der Dortmund-Boss im Interview mit "t-online".
Siege ohne Transfer-Wahnsinn?
Da die Einnahmemöglichkeiten innerhalb von Deutschland begrenzt sind, hofft er auf internationale Sponsoring- und TV-Einnahmen: "Dazu müssen wir in die für uns neuen Märkte rein, in denen wir Geld generieren können. Asien, demnächst vielleicht Indien, die USA. Und da müssen nicht nur Bayern und wir rein, sondern auch andere Vereine."
Ob es dann möglich wäre, selber dreistellige Millionenbeträge für einzelne Spieler auszugeben? Der FC Bayern München hätte vielleicht die finanziellen Möglichkeiten dazu, möchte aber einen anderen Weg gehen.
"Kein Spieler der Welt ist 100 Millionen Euro wert", sagte Präsident Uli Hoeneß unlängst in der "Sport Bild". "Unser Ehrgeiz ist, dass wir ohne Wahnsinns-Transfers Champions-League-Sieger werden."
Dazu möchten die Bayern unter anderem die Nachwuchsarbeit intensivieren. Im August wurde der FC Bayern Campus eröffnet.
Das 70-Millionen-Euro teure Nachwuchsleistungszentrum soll die Stars von morgen ausspucken. Das Problem ist nur: Auch in der A-Jugend haben deutsche Vereine den Anschluss verloren.
Zu wenig Geld für den Nachwuchs
Seit vier Jahren gibt es die UEFA Youth League, praktisch die Champions League für die U-19-Mannschaften. Seitdem gab es fünf spanische Halbfinalteilnehmer, zwei portugiesische, zwei belgische und zwei englische.
Mit Schalke 04 erreichte nur ein deutscher Verein die Runde der letzten Vier - und das ist bereits mehr als drei Jahre her.
Dafür gibt es Gründe: Ausländische Spitzenvereine pumpen oftmals mehr Geld in die Jugendabteilungen.
U-19-Trainer Thomas Flath hat mit Borussia Mönchengladbach an dem Wettbewerb teilgenommen und sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: "Mannschaften wie Manchester City oder FC Barcelona haben auffällig viele ausländische Spieler im Kader, häufig auch U-Nationalspieler. Das sind keine normalen Vereinsmannschaften sondern vielmehr internationale Auswahlmannschaften."
Zudem wird der Fokus im Ausland bereits früh auf den Sport gelegt, während in Deutschland die Schule einen höheren Stellenwert hat. "Bei uns fällt notfalls eine Trainingseinheit für die Schule aus. Gerade in der Prüfungsphase werden die Jugendspiel häufiger freigestellt", erzählt Flath. Im Ausland hätten Schule und Ausbildung hingegen keine Priorität.
So verantwortungslos diese Methode auch sein mag: Es wird mit guten Ergebnissen belohnt.
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