Gegen Aufsteiger Union Berlin mühte sich der FC Bayern zu einem 2:1-Sieg. Dabei verlief das Spiel vor allem in Durchgang eins ausschließlich auf Richtung Gäste-Tor. Dass die Münchner nicht schon wie in den Vorwochen einen Sieg in letzter Minute verspielten, hing wohl vor allem an Manuel Neuer.
Kollektiver Szenen-Applaus ist ein seltenes Privileg im Profi-Fußball. Und wenn, dann gibt es die Huldigung für einen feinen Übersteiger, eine wenig zimperliche Grätsche oder für eine famose Parade. Von denen hatte
Doch während des zähen 2:1-Sieges der Münchner am Samstagnachmittag über Aufsteiger Union Berlin wurde Neuer aus einem anderen Grund mit Begeisterung von den Rängen bedacht. Das hat der deutsche Weltmeister von 2014 so vermutlich auch noch nicht erlebt.
Manuel Neuer knöpft sich Bayern-Kollegen vor
Es lief die 51. Spielminute: Die Bayern kamen trotz knapper Führung (1:0) schläfrig und wenig forsch aus der Kabine zurück auf den Rasen. Die Gäste aus Berlin nutzten die Minuten nach Wiederanpfiff für eine verheißungsvolle Konterchance, die zwar ohne Torerfolg blieb, aber den Berlinern signalisierte: hier geht was.
In diesen Sekunden brach es aus Neuer regelrecht heraus. Der groß gewachsene Tormann schritt aus seinem Kasten in Richtung Strafraumgrenze und knöpfte sich seine Team-Kollegen vor.
Er ruderte wild mit den Armen. Das Gesicht verzerrt, lauthals brüllend, machte der Kapitän seinen Vordermännern eine offensichtlich unmissverständliche Ansage - und die Stadionregie hielt voll drauf.
Szenen-Applaus nach Wutanfall
So war der Neuer'sche Wutanfall auf den beiden riesigen Videoleinwänden in der Münchner Allianz Arena zu sehen. Die Wut des Keepers über erneute Nachlässigkeiten in der Defensivarbeit war für zehntausende Bayern-Fans auf der Tribüne plötzlich greifbar.
Einige erhoben sich, viele klatschten ihrem Leader frenetisch Applaus. In der Südkurve, wo die Münchner Ultras stehen, wurde es richtig laut.
Neuer hatte es verstanden, in einer sensiblen Gemengelage, in der die Bayern auch diesmal weit von eigenen fußballerischen Ansprüchen entfernt waren, die Menge mitzunehmen und die Mannschaftskameraden anzustacheln.
Thomas Müller lobt Manuel Neuer
"Das sind solche Momente, die an glorreiche frühere Zeiten erinnern", meinte Identifikationsfigur
Eine Ansage wie ein Weckruf. Und Neuer legte nach. Nachdem Robert Lewandowski die Führung durch Benjamin Pavard (13. Spielminute) auf ein 2:0 ausgebaut hatte (53.), parierte der Bayern-Torwart gedankenschnell einen Kopfball von Christian Gentner auf der Linie (56.). Nur zwei Minuten später hielt Neuer einen Handelfmeter von Sebastian Andersson (58.).
Neven Subotic: Der gehaltene Elfmeter "hat Bayern gepusht"
"Das hat Bayern auf jeden Fall gepusht, da hat man im Stadion gespürt, dass die Fans wirklich hinter der Mannschaft stehen", meinte Unions Abwehrspieler Neven Subotic zum gehaltenen Elfmeter. "Danach kamen die 20 Minuten, in denen die Bayern gefühlt mit fünf Mann mehr gespielt haben", sagte der ehemalige Dortmunder weiter.
Neuer blieb auf Temperatur. Nachdem Serge Gnabry nach einem Zweikampf im Strafraum der Berliner zu Fall kam, rannte der deutsche Nationalspieler wild gestikulierend in Richtung des vierten Offiziellen Robert Kempter, forderte einen Elfmeter.
Und als Referee Marco Fritz kurz darauf Strafstoß für Union pfiff, der zum 1:2 durch Sebastian Polter führte (85.), sagte er dem Schiedsrichter deutlich seine Meinung. Wohl wissend, dass die Bayern in den vergangenen Wochen gegen Ende einer Partie Punkte hergeschenkt hatten (Hoffenheim und Augsburg) oder zumindest kurz davor waren, einen Sieg zu verspielen (Piräus).
Manuel Neuer schweigt, aber spricht deutlich
"Wir haben zurzeit ein Händchen dafür, Spiele, in denen wir vieles gut machen, trotzdem spannend zu gestalten", umschrieb Müller nach Spielende die aktuelle Situation. Auch Neuer hätte sich in der Mixed Zone äußern können, doch der Torwart verzichtete.
Schweigend schritt Neuer durch die Münchner Arena. Gesprochen hatte er ganz offensichtlich bereits auf dem Feld.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.