Der Transfer von Jann-Fiete Arp zum FC Bayern wird nach einer schwierigen Saison des jungen Stürmers beim HSV kritisch beäugt. Dennoch baut der Rekordmeister auf den 19-Jährigen, auch, weil es keinen anderen Back-up für Robert Lewandowski gibt.

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"Ich bevorzuge Fiete. Ist schneller, einfacher, bleibt eher in den Köpfen hängen." Jann-Fiete Arp brauchte ein paar Momente an der Säbener Straße, ehe der 19-jährige Stürmer warm wurde.

Anfangs war der Neuzugang des FC Bayern so nervös, dass er vergaß, dass Mikrofon einzuschalten. Doch dann sorgte der junge Hanseate bei seiner Vorstellung beim Rekordmeister für den einen oder anderen Lacher.

FC Bayern: Jann-Fiete Arp gibt sich bescheiden

"Ich muss mich erstmal an die Sprache gewöhnen, an den anderen Lebensstil hier. Wenn die Eigengewächse den bayerischen Plausch auspacken, wird es schwer", sagte Arp lachend und meinte: "Sie reißen sich aber zusammen und reden dann auf Hochdeutsch, damit ich sie auch verstehe."

Verstehen konnte nicht jeder Beobachter, warum die Bayern ausgerechnet ihn verpflichtet haben. Beim HSV hat Arp eine Saison zum Vergessen hinter sich. Meist war er hinter dem viel älteren und bulligeren Pierre-Michel Lasogga (27) sowie Ex-Bayer Manuel Wintzheimer (20) nur noch dritte Wahl, stand teils nicht mal mehr im Kader des Hamburger SV.

Arp hat eine schwierige Saison hinter sich

In nur 17 Einsätzen kam Arp in der vergangenen Saison auf nur einen Liga-Treffer, beim bedeutungslosen 3:0 am letzten Spieltag gegen den MSV Duisburg. Er tat sich plötzlich schwer. Dort, wo er fußballerisch groß geworden war. Bei dem Verein, mit dem ihn so viel Herzblut verbindet. Beim HSV hat er früh das Leiden kennengelernt, die Kehrseite des Geschäfts.

"Ich habe in jungen Jahren gelernt, schlechte Phasen im Profigeschäft einordnen zu können", erzählte er und blickte im kleinen Presseraum an der Säbener Straße immer wieder nachdenklich drein: "Das ist nicht zu vergleichen mit einer Torflaute in der U17."

2018 stieg er mit dem HSV ab

Im Mai 2018 stieg er mit dem HSV aus der Bundesliga ab, nach einer Saison, die für ihn mit zwei Liga-Toren eigentlich den Durchbruch bedeutete - Arp war bei den Treffern gegen Hertha BSC und den VfB Stuttgart gerade einmal 17 Jahre jung. Schließlich verpasste er mit den Hanseaten den direkten Wiederaufstieg.

Trainerentlassungen, Randale der eigenen Fans, Machtstreitigkeiten im Klub - Arp hat in Hamburg binnen zwei Jahren einen Crashkurs im knallharten Profifußball erlebt. Rüstzeug, das ihn nun für seine Riesen-Herausforderung in München gestärkt hat?

"Fiete ist ein sehr junger Spieler, der in seinem Jahrgang seinesgleichen sucht. Er ist im Männerbereich angekommen", meinte Bayern-Trainer Niko Kovac, der den Angreifer auf der Pressekonferenz väterlich flankierte: "Wir müssen ihm die Zeit geben. Leider ist es in der heutigen Zeit schwierig, jungen Spielern Zeit zu geben. Er hat nur wenig Zeit."

Kovac will Arp "früher oder später als Stammspieler"

Wie Kovac bekräftigte, habe der Klub eine Idee, "was er mit ihm vorhat. Er muss jetzt von seinen Idolen vor sich alles aufsaugen. Er wird die Chance haben, auf Minuten zu oben kommen." Heißt, in der Bundesliga. Und damit als Ersatz von Superstar Robert Lewandowski, weil kein anderer klassischer Stürmer da ist.

Mit Beginn der Vorbereitung ist Arp im Münchner Stadtteil Harlaching einer der wenigen, die vom Transferstau beim FC Bayern profitieren. Wie Kovac erklärte, soll Arp bei der zweiten Mannschaft, die gerade in die 3. Liga aufgestiegen ist, parallel eifrig Einsatzzeiten erhalten. Eine Ausleihe ist, wie gemutmaßt, kein Thema.

FC Bayern: Arp als Back-up von Lewandowski

"Ich denke, dass meine Zukunft hier im Verein liegt", sagte Arp selbstbewusst. "Deswegen ist es besser, auf dem Niveau hier trainieren zu dürfen, weil es bei einem Verein, zu dem ich ausgeliehen werden könnte, keine besseren Umstände gibt." Und Kovac meinte: "Unser Ziel ist, ihn früher oder später hier als Stammspieler zu begrüßen."

Davor bleibt Arp die nicht unwesentliche Aufgabe als Lewandowski-Ersatz. Solange, bis auf dem Transfermarkt doch noch der gewünschte Hochkaräter für die Offensive gefunden ist. Sollte dies den Bayern angesichts mehrerer Absagen bis zum 31. August überhaupt noch gelingen.

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