Drei Niederlagen in Folge haben den FC Bayern München in eine tiefe Sinnkrise gestürzt. Die Meisterschaft scheint verloren. In der Champions League braucht es einen Kraftakt im Rückspiel gegen Lazio Rom und danach eine gewaltige Leistungssteigerung, um die Saison zumindest international noch zu einem Erfolg zu führen. Der FC Bayern steht vor einer schweren Entscheidung.
Die Diskussion um notwendige Konsequenzen ist innerhalb und außerhalb des Vereins längst entbrannt. Vieles dreht sich dabei um den Trainer. Thomas Tuchel kam mit dem Versprechen, das Spiel des FC Bayern zu beruhigen und den Kader professionell zu managen und zu führen. Wer mit
Das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer gilt von den Münchnern öffentlich auffällig unwidersprochen als angespannt. Manche sagen gestört. Fußballerisch hat sich der FC Bayern im vergangenen Jahr nicht weiter, sondern zurückentwickelt. Die völlig verdiente 0:3-Niederlage gegen individuell wie kollektiv überlegene Leverkusener hat das in aller Klarheit gezeigt. Wie also weiter? Ist
Fußballerisch ist Tuchels Zwischenzeugnis schlecht
Zunächst ist festzuhalten, dass die heftige Kritik an Thomas Tuchel einen wahren Kern hat. Die versprochene fußballerische Beruhigung ist von Anfang an nicht eingetreten. Klarer, seriöser, erfolgreicher. Das war der Auftrag. Bieder, leicht auszurechnen und viel zu wechselhaft ist das Ergebnis. Und das galt auch schon häufig, als die Ergebnisse noch stimmten.
Dazu hat sich bis heute keine klare Achse herausgebildet, die die Mannschaft auch durch schwächere Phasen tragen kann. Auch das hat viel mit Tuchel und seiner Kommunikation zu tun. De
Auch hier war Leverkusen das perfekte Gegenmodell. Leverkusens Spiel beginnt mit Jonathan Tah, Granit Xhaka und Florian Wirtz. Alles andere bildet sich drumherum. Leverkusen macht es den Münchnern vor. Das muss den Welttrainer Tuchel wurmen. Und die Bayern-Führung erst recht.
Der Kaderplanung fehlt Struktur und Konstanz
Doch dahinter gibt es natürlich tieferliegende Probleme, die sich über Jahre aufgebaut haben und für die Tuchel insgesamt wenig kann. Die Kaderplanung der vergangenen drei Jahre war ein ziemliches Hin und Her. Man erinnere sich nur an das Hü und Hott in der Personalie Lewandowski, die dafür sorgte, dass Julian Nagelsmann am Ende einfach komplett ohne Mittelstürmer dastand.
In dieser Saison verfestigt sich der Eindruck, dass der FC Bayern durchaus viele gute Spieler geholt hat, die aber nicht so recht zusammenpassen oder sich zumindest in ihren Stärken nicht immer gegenseitig ergänzen. Tuchels Wunsch nach einer defensiv starken Sechs wurde nicht erfüllt. Auf der Außenbahn wurde der Münchner Josip Stanisic im Sommer ohne Not abgegeben. Als man merkte, dass Außenverteidiger fehlten, wurde im Winter mit Sacha Boey nachgelegt.
Mit drei Innenverteidigern in die Saison zu gehen, war in Anbetracht der Verletztungshistorie von Matthijs de Ligt und der Abwesenheit von Minjae Kim während des Asien-Cups nicht ohne Risiko. Auch das wurde jetzt etwas hektisch korrigiert. Besser geworden ist die Mannschaft dadurch aber nicht. Höchstens etwas breiter aufgestellt.
Auffällig ist auch, dass der Kader heute verhältnismäßig leise ist. Spielt Thomas Müller nicht, ist es häufig erschreckend ruhig auf dem Platz. Nie ein gutes Zeichen. Erst recht nicht beim FC Bayern, der Woche für Woche gegen Gegner spielt, für die Spiele gegen den Rekordmeister eines der emotionalen Highlights der Saison sind. Wie man sich in solchen Spielen ohne Not den Schneid abkaufen lässt, hat das 2:3 gegen Bochum allzu deutlich bewiesen. Das kann man schwerlich Tuchel anlasten. Genau wie die vielen Verletzten der vergangenen Wochen.
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Der neue Sportvorstand muss die Weichen stellen
Der FC Bayern steht jetzt vor harten, unbequemen Entscheidungen. Zunächst ist es gut, dass nach der Niederlage gegen Bochum keine hektischen Konsequenzen gezogen wurden, sondern in Ruhe über den weiteren Weg nachgedacht wird. Das kann man sich nach elf Meisterschaften in Folge und vielen Trainerwechseln zuletzt auch mal erlauben. Zumal der neue Sportvorstand, der nach übereinstimmenden Medienberichten schon bald Max Eberl heißen soll, sich noch nicht mal selbst im Alltag ein Bild von der Arbeit Tuchels machen konnte. Die Zeit sollte man ihm geben.
Spätestens im Sommer müssen aber Entscheidungen her. Entweder man glaubt an den Trainer und stellt ihm einen Kader zusammen, der mehr zu seinen Vorstellungen und fußballerischen Plänen passt oder man ist vom Kader überzeugt und sucht einen neuen Trainer, der mit diesem Kader besseren und erfolgreicheren Fußball spielen kann. Dazwischen gibt es nichts. Das ist die Entscheidung, vor der der FC Bayern jetzt steht. Gute Argumente gibt es für beide Varianten. In den vergangenen Jahren haben sich die Münchner in dieser Lage oft für den Trainerwechsel entschieden. So sind nun mal die Mechanismen. Dieses Mal sollte er den Mut haben, es anders zu machen.
Und so könnte es gehen: Ein klares Bekenntnis zu Thomas Tuchel über den Sommer hinaus. Das Champions League Finale 2025 in München als großes Ziel. Verbunden mit der klaren Absprache mit dem Coach, das öffentliche Lamentieren über Kader und die Ungerechtigkeiten der Welt einzustellen, die den FC Bayern seit Monaten ständig in die Defensive bringen. Gezieltes Durchlüften des Kaders im Sommer, mit der Bereitschaft auch schmerzhafte Abgänge umzusetzen, wenn es notwendig erscheint.
Ein gestandener zentraler Mittelfeldspieler, mit dem man in die großen Schlachten ziehen kann als wichtigstes Transferziel. Ein Weltklasse-Partner für Musiala und Kane in der Offensive als Bonus. Vielleicht ja sogar aus der Bundesliga. Dazu Vertrauen und klare Perspektiven für Hoffnungsträger wie Tel und Pavlovic. Das wäre mutig. Das wäre gegen die eingespielten Mechanismen im Profifußball im Jahr 2024. Das wäre Bayern-like.
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