Uli Hoeneß spricht über die Transferpläne des FC Bayern und stellt klar: Weitere neue Spieler gibt es erst bei Verkäufen. Der sportlichen Leitung macht er es damit nicht unbedingt einfacher.
Erstaunlich ruhig ging es zuletzt beim FC Bayern zu. Mit Hiroki Ito tüteten Sportvorstand
Der groß angekündigte Umbruch beim FC Bayern, er schreitet voran. Und all das ohne allzu große Störgeräusche.
Für diese könnte nun aber Bayerns Ehrenpräsident
"Der Max Eberl und der
"Ich habe die letzten Tage ständig davon gelesen, da kommt der für 90 Millionen, der für 50 und der für das", sagte Hoeneß und stellte klar: "Das ist alles Blödsinn! Es kommt überhaupt kein Spieler mehr, wenn nicht vorher ein, zwei oder drei Spieler gehen."
Wenn kein Spieler mehr verkauft werden würde, "können wir demnächst mit einem Gelenkbus zu den Spielen fahren", sagte Hoeneß über die Neuzugänge, die für einen vermeintlich größeren Kader sorgen. Dass mit Eric Maxim Choupo-Moting und Bouna Sarr aufgrund nicht verlängerter Verträge aber auch schon zwei Spieler weg sind, hatte Hoeneß bei seiner flammenden Transfer-Rede unerwähnt gelassen.
Etliche Spieler gelten beim FC Bayern als Verkaufskandidat
Viele Topstars, auch vermeintlich unumstrittene Spieler, sind infolge des angepeilten Umbruchs im Team längst nicht mehr unantastbar. So gehören unter anderem
Auch Sportvorstand Eberl stellte nun nochmals klar, dass beim FC Bayern kaum noch ein Spieler eine Stammplatz-Garantie habe. Es gelte "einfach ganz generell, dass der Profifußball ein Leistungssport ist – wir können keinem Spieler per se sagen: 'Hey, du bist der, der gesetzt ist'", sagte Eberl der "Welt am Sonntag" in Richtung
Mit Kimmich habe man sich laut Eberl "darauf verständigt, dass wir nach seinem Urlaub miteinander reden. Dass Joshua große Verdienste für den FC Bayern hat, steht außer Frage. Trotzdem muss jeder beim FC Bayern den Kampf um den Stammplatz annehmen."
Lesen Sie auch
Hoeneß-Aussagen könnten Eberls Verhandlungen erschweren
So oder so: Wirklich leichter ist das Projekt Kaderumbruch für Eberl und Freund nach den neuesten Hoeneß-Aussagen nicht geworden. Im Gegenteil: Denn spätestens jetzt dürfte jeder interessierte Klub wissen, dass die Bayern Spieler verkaufen müssen. Die Ablöse könnte dadurch gedrückt werden. Die Verhandlungsposition für den deutschen Rekordmeister ist bei möglichen Spielerverkäufen jedenfalls nicht besser geworden.
Auch auf die Verhandlungen mit möglichen Wunschspielern könnte sich die Transfer-Aussage von Hoeneß auswirken. Denn Spieler und Berater wissen nun, dass Eberl und Freund vorerst die Hände gebunden sind – sollten keine Spieler verkauft werden. Anvisierte Wunschtransfers wie der von Oranje-Star Xavi Simons könnte damit erstmal ins Stocken geraten. Im schlechtesten Fall geht die Spielerseite dann mit anderen Interessenten ins Gespräch.
Wieder einmal wird der Bayernführung die Arbeit durch einen öffentlichen Hoeneß-Auftritt erschwert – denn wirklich notwendig waren die Aussagen zu den Transferplänen der Münchner eigentlich nicht.
Ähnlich lief es auch, als Hoeneß vor einigen Monaten den damaligen Bayerntrainer Thomas Tuchel öffentlich kritisiert hatte und ihm vorwarf, zu wenig auf junge Spieler zu setzen. Auch zur monatelangen Trainersuche beim FC Bayern hatte sich der Bayern-Patron geäußert.
Trotzdem nimmt Eberl den Ehrenpräsidenten in Schutz. Er wolle "mit allem Nachdruck klarstellen, dass er zuletzt viel zu oft Kritik ausgesetzt war – beispielsweise im Zusammenhang mit der Trainersuche oder bei angeblich angedachten Spielertransfers –, die nicht nur falsch, sondern auch noch völlig unangebracht war. Alles, was er macht, macht er immer für den FC Bayern", sagte Eberl der "Welt am Sonntag" – also noch vor den Aussagen von Hoeneß in Seligenporten.
Dass der Verein "hier unter solchen Voraussetzungen" arbeiten kann, sei "nicht zuletzt Uli Hoeneß zu verdanken", betonte Eberl. Und gerade der 72-Jährige sei es auch gewesen, der "dem FC Bayern durch seinen jahrzehntelangen Einsatz diesen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber vielen anderen Bundesligisten erarbeitet hat".
Deshalb befinde sich der deutsche Rekordmeister in diesem Sommer "in einer komfortablen Situation", sagte Eberl: "Zwar muss am Ende der Transferperiode auch bei uns das Verhältnis zwischen Ein- und Ausgaben stimmen, denn das ist die wirtschaftliche DNA des FC Bayern. Aber wir können es uns auch mal erlauben, erst zu kaufen, ohne schon vorher Spieler verkauft zu haben."
Eberl spricht von intensivem Austausch mit dem Aufsichtsrat
Den Austausch mit dem Aufsichtsrat, dem auch Hoeneß und der frühere Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge angehören, bezeichnete Eberl als "intensiv". Der sportlichen Leitung werde "durch sie die Kraft gegeben, Dinge zu entscheiden. Wir wären naiv und dumm, würden wir uns von ihnen keinen Rat holen. Uns allen geht es um den Erfolg, deshalb ist es wichtig, dass wir uns alle Gedanken machen, wie wir ihn erreichen und welchen Weg wir gehen wollen."
Von einem "radikalen Umsturz" in Bezug auf den Kader will Eberl nicht sprechen. Ein "anderer Wind" wehe "aufgrund neuer Verantwortlicher" aber schon. Denn neben Eberl steht mit Vincent Kompany auch ein neuer Trainer an der Seitenlinie der Münchner.
Auch wenn öffentlich möglicherweise nichts davon zu hören sein wird: Intern dürfte der Hoeneß-Auftritt bei Eberl und Freund nicht gerade für Freudensprünge gesorgt haben. Nach der titellosen und damit enttäuschenden Saison wird die schwierige Aufgabe der Neuausrichtung beim FC Bayern nun noch schwerer als ohnehin schon.
Verwendete Quellen
- kicker.de: Transfer-Machtwort von Hoeneß! Keine Neuzugänge mehr, bis verkauft wird
- welt.de: "Alles, was Uli Hoeneß macht, macht er immer für den FC Bayern"
- mit Material des sid
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.