Roberto De Zerbi soll ein Trainer-Kandidat des FC Bayern München sein. Der Italiener war nur ein mäßig begabter Fußballspieler und ist auch als Trainer zunächst gescheitert, ehe die Wende gelang. Doch passt er wirklich zum deutschen Rekordmeister?

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Sein Name dürfte in Deutschland nur wenigen Fußball-Fans bekannt sein. Dennoch ist Roberto De Zerbi offenbar ein ganz heißer Trainer-Kandidat des FC Bayern München. Laut einem Bericht der "Sport Bild" wäre der 44-Jährige die Wunschlösung, sofern sich eine Verpflichtung von Xabi Alonso (Bayer Leverkusen) nicht realisieren lässt.

Bayern-Sportvorstand Max Eberl soll sogar bereits Kontakt mit dem englischen Verein Brighton & Hove Albion aufgenommen haben, wo De Zerbi noch bis Sommer 2026 unter Vertrag steht. Dort soll er eine Ausstiegsklausel über 14 Millionen Euro im Vertrag stehen haben.

Kein erfolgreicher Spieler, auch als Trainer zunächst gescheitert

Der frühere Mittelfeldspieler war kein allzu erfolgreicher Profi. Er wurde zwar beim AC Mailand ausgebildet, schaffte dort allerdings nicht den Sprung zur ersten Mannschaft. Stattdessen absolvierte er bei verschiedenen Vereinen insgesamt 132 Spiele in der zweitklassigen Serie B. Seine drei einzigen Erstliga-Einsätze hatte er im Jahre 2007 beim SSC Neapel. Die letzten drei Jahre seiner aktiven Laufbahn verbrachte er in Rumänien.

Auch sein Trainer-Einstieg verlief erfolglos. 2013 übernahm er den italienischen Viertligisten US Darfo Boario, mit dem er gleich in seiner ersten Saison abstieg. 2016 bekam er die Chance, den italienischen Erstligisten US Palermo zu trainieren. Der Erfolg blieb weiterhin aus: Er gewann nur eines von zwölf Spielen (neun Niederlagen), fiel auf den letzten Tabellenplatz zurück und wurde entlassen.

Erst danach lief es besser: Nach vier weiteren Jahren in der Serie A bei Benevento Calcio und US Sassuolo Calcio ging er in die Ukraine, gewann mit Schachtar Donezk den Superpokal 2021 und führte die Mannschaft auf den ersten Tabellenplatz, ehe er das Land aufgrund der russischen Invasion verließ.

Im September 2022 übernahm er den englischen Erstligisten Brighton & Hove Albion und schloss die Saison überraschend auf dem sechsten Tabellenplatz ab. Der Verein von der Südküste Englands qualifizierte sich dadurch erstmals für einen europäischen Wettbewerb – in diesem Fall die Europa League. Dieser Erfolg brachte ihm viel Anerkennung ein.

Pep Guardiola ist sein Vorbild

Taktisch würde De Zerbi durchaus zum FC Bayern passen. Er ist ein Verfechter des Ballbesitzfußballs und bezeichnet Pep Guardiola, der von 2013 bis 2016 den FC Bayern trainierte, als sein Vorbild. "Ich wurde Trainer wegen ihm, weil ich sein Barcelona liebte", sagte er einmal gegenüber "Sky Sports". "Ich möchte niemanden kopieren, aber ich habe Ideen übernommen, als ich anfing." Eine Parallele zu Guardiola ist auch, dass er im Training sehr aktiv ist, viele Anweisungen gibt und die Übungen teilweise sogar vormacht.

In England traf er bereits dreimal auf Guardiola und dessen Star-Truppe Manchester City. Die beiden Auswärtsspiele wurden zwar verloren, das bislang einzige Heimspiel endete im Mai 2023 allerdings mit einem 1:1. Guardiola hält viel von De Zerbi und sagte: "Er ist einer der einflussreichsten Trainer der letzten 20 Jahre. Es gibt keine Mannschaft, die so spielt. Es ist einzigartig!"

Der fünfmalige deutsche Nationalspieler Pascal Groß, der bei Brighton & Hove Albion unter De Zerbi spielt, schwärmt ebenfalls von seinem Trainer und erklärte: "Er hat uns mit seiner Spielidee noch mal auf ein anderes Level gehoben."

Seine Leidenschaft für Fußball ist so groß, dass sich De Zerbi an der Seitenlinie oftmals kaum zurückhalten kann und vielfach eine gelbe Karte kassiert. Andererseits gilt er als ein sehr familiärer Typ, der ein enges Verhältnis zu seinen Spielern hat, teilweise die ganze Mannschaft zu sich nach Hause einlädt und für sie Pasta kocht.

Mehrere Top-Vereine sollen interessiert sein

Grundsätzlich sind Trainer, die taktisch gut sind und gleichzeitig die Spieler hinter sich bringen, heiß begehrt. Der FC Bayern scheint nicht der einzige Interessent zu sein. Auch die englischen Vereine FC Liverpool, Manchester United und der FC Chelsea sowie der spanische Top-Verein FC Barcelona haben laut der "Sport Bild" De Zerbi auf dem Zettel.

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De Zerbi ist bewusst, dass er das Interesse einiger Top-Vereine geweckt hat. "Wenn ich höre, dass große Klubs an mir interessiert sind, dann ehrt mich das. Ich bin stolz, fokussiere mich aber auf die Arbeit, die täglich ansteht", sagte er.

Doch würde er zum FC Bayern München passen?

Zur Wahrheit gehört auch, dass er noch nie einen großen Titel gewann und noch nie einen Top-Verein mit höchsten Ansprüchen trainierte. Sein mittelfristiger Plan ist ohnehin nicht zwingend ein Wechsel in die Bundesliga, sondern eher eine Rückkehr nach Italien. "In mein Land zurückzukehren, um dort zu arbeiten, gehört auf jeden Fall zu meinen Zielen, aber ich weiß nicht, wann das passieren wird", sagte er einmal.

Sein größter Traum dürfte es sein, eines Tages den Verein zu trainieren, bei dem er als Jugendlicher ausgebildet wurde. "Milan ist kein gewöhnlicher Verein für mich, weil ich als Fußballer bei AC Milan geboren wurde. Ich werde dem Klub mein ganzes Leben lang dankbar sein", sagte er.

Würde sich De Zerbi in München wohlfühlen?

Insgesamt gilt es als fraglich, ob der Italiener überhaupt in einen internationalen Top-Verein mit hektischem Umfeld passen würde. Er soll seine bisherigen Stationen wie Donetsk oder Sassuolo Calcio auch nach dem Aspekt ausgewählt haben, in Ruhe arbeiten zu können, um seine Philosophie vom Fußball umzusetzen.

In München würde er vom ersten Tage an im öffentlichen Fokus und unter Ergebnisdruck stehen. Ob er das wirklich möchte?

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