- Der FC Bayern hat den erfahrenen niederländischen Nationalspieler Daley Blind verpflichtet und setzt damit zum Start ins Jahr 2023 ein klares Ausrufezeichen.
- Wo Blind spielen könnte und was ihn als Fußballer auszeichnet.
Der FC Bayern hat den niederländischen Nationalspieler Daley Blind (32) verpflichtet – zunächst bis zum Ende der Saison. Es ist ein ziemlicher Überraschungscoup kurz vor dem Beginn des Wintertrainingslagers der Bayern in Doha.
Blind ist ablösefrei nach München gewechselt und kann den FC Bayern als Backup gleich auf mehreren Defensivpositionen verstärken. Blind hatte kurz vor dem Jahreswechsel den Vertrag bei seinem Heimatklub Ajax Amsterdam aufgelöst, nachdem er sich in der Hinrunde mit Ajax-Coach Alfred Schreuder überworfen hatte.
Der Name Blind unterstreicht, dass es der FC Bayern in dieser Saison sehr ernst meint und den Konkurrenzkampf im Kader nicht scheut. Blind ist kein Verlegenheitstransfer, wie zum Beispiel Alvaro Odriozola oder Bouna Sarr in der Vergangenheit, sondern ein gestandener Defensivallrounder, der bei Ajax, Manchester United und auch mit der niederländischen Nationalmannschaft (99 Länderspiele) eine Reihe von Schlachten geschlagen hat. Bei der WM setzte der ehemalige Bayern-Coach
Prototyp eines gut ausgebildeten Ajax-Spielers
Die Entwicklung kann als direkte Reaktion der Bayern auf die schwere Verletzung von Lucas Hernández gesehen werden, der mit einem Kreuzbandriss vermutlich für den Rest der Saison ausfällt. Blind hat wie
Blind ist der Prototyp eines soliden, rundherum gut ausgebildeten Ajax-Spielers. Man sollte von ihm keine Wunderdinge, spektakuläre Highlights oder viele Torbeteiligungen erwarten. Blind hat ein starkes, sicheres und stets vertikales Passspiel, bringt Ruhe in den Aufbau und kommuniziert viel. Defizite im Antritt und der Beweglichkeit versucht er stets durch gutes Stellungsspiel und richtige Positionierungen wettzumachen.
Im Aufbauspiel kommt ihm zugute, dass er in der Vergangenheit häufiger im zentralen Mittelfeld gespielt hat. Dadurch ist er in der Lage, auch unter hohem Druck gute Entscheidungen zu treffen. Seine Passquote liegt im Verlauf seiner gesamten Karriere konstant über 85 Prozent.
Weniger auffällig sind Blinds Flanken, die er aus dem linken Halbfeld immer mal wieder schlägt und die nur selten Durchschlagskraft erzeugen. Diese Hereingaben sind beim FC Bayern ohnehin weniger gefragt.
Blind als Versicherung gegen Verletzungen von Davies und Kimmich
Sehr gut zu Bayern passt, dass er sehr gern aus dem linken Halbfeld riskante, aber präzise Schnittstellenpässe in den Strafraum oder an die Strafraumkante spielt. Davon können Bayerns Offensivspieler, die häufig auf der Abseitslinie auf solche Bälle warten, nur profitieren.
Ein paar Fragezeichen muss man hinter seine Möglichkeiten in der Innenverteidigung setzen. Blind ist "nur" 1,80 Meter groß, hat weder einen beeindruckenden Körper noch die Endgeschwindigkeiten, um es mit schnellen Angreifern in einer häufig weit vorgerückten Münchner Viererkette aufzunehmen. Niemand muss schlecht schlafen, wenn Blind hier aufgeboten wird, aber eine 1a-Lösung ist er hier nicht.
Trotzdem füllt Blind eine Lücke. Fällt
Goretzka und Sabitzer sind hier andere Spielertypen und eher in der Verbindung nach vorn besser aufgehoben. Zudem sorgt allein seine Präsenz im Training und innerhalb der Mannschaft dafür, dass der Konkurrenzkampf und damit die Spannung im Kader steigen. Der FC Bayern hat davon immer profitiert.
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Zudem ist die Verpflichtung für beide Seiten ohne großes Risiko. Für Blind ist es eine Chance, sich in der letzten Kurve seiner Karriere noch einmal zu beweisen und sich einen Vertrag über den Sommer hinaus zu verdienen. Für den FC Bayern ist er in der Rückrunde eine sehr gute Versicherung gegen mögliche Verletzungen in der Defensive. Win-Win. Eine Seltenheit gerade in der schwierigen Transferperiode im Winter.
Der FC Bayern setzt so zum Auftakt des Jahres 2023 ein klares Ausrufezeichen und hat bewiesen, dass er für den Kader Chancen nutzen wird, wenn sie sich auftun. Nun sollten die Verantwortlichen in München mit der gleichen Konsequenz auf der Torwartposition agieren und noch in diesem Winter einen Ersatz für den verletzten Manuel Neuer verpflichten. Dann ist der FC Bayern in der Rückrunde endgültig in der Lage, in allen Wettbewerben anzugreifen.
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