Am zehnten Spieltag gibt es in der Bundesliga einige Probleme: Zu viele Teams spielen 0:0 und bei Borussia Dortmund klappt auswärts irgendwie gar nichts mehr. Nur einer ist davon wieder unbeeindruckt: der FC Bayern München.
St.-Martins-Stimmung in der Bundesliga: Während der VfL Bochum stolz mit seiner Laterne geht, entschlossen sich gleich acht von 18 Bundesligisten an diesem Wochenende, die Punkte im Sinne des christlichen Heiligen zu teilen. Ein Ausdruck von Nächstenliebe, der aber nicht unbedingt für Spannung sorgt. Ebenfalls ein Ausdruck der Nächstenliebe: Das Beantworten der wichtigsten Fragen zum zehnten Spieltag.
Warum gibt es so viele 0:0?
Ganz allgemein hat die Bundesliga gerade ein kleines Attraktivitätsproblem. Und nein, dabei geht es ganz bestimmt nicht um das Abendspiel zwischen dem 1. FC Heidenheim und dem VfL Wolfsburg. Sondern darum, dass viele Spiele für Fans zurzeit eher die Rolle des Lieblingspodcasts einnehmen: Sie eignen sich besonders gut zum Einschlafen. Drei Spiele endeten am zehnten Spieltag 0:0, an den letzten drei Spieltagen gab es gleich sieben torlose Begegnungen.
Beim 0:0 des FC Augsburg gegen Hoffenheim schliefen alle drei südafrikanischen Fans ein, die die Augsburger mit ihrem Sommertrainingslager in Mpumalanga im Sommer noch für sich gewonnen hatten. Um RB Leipzigs drittes 0:0 in dieser Saison zu überstehen, brauchen die RB-Fans mittlerweile mehr als eine Dose Energydrink. Und Anhänger von Union Berlin haben in der fünfjährigen Bundesligazeit des Klubs sowieso schon fast alles erlebt, außer ansehnlichen Offensivfußball. Es steht fest: Die Bundesliga hat zurzeit ein Stürmerproblem.
Möglicherweise liegt das an einer defensiveren Spielweise der Teams, fast zehn Jahre nach Klopps Abschied aus der Bundesliga setzen mittlerweile viele Teams eher auf Acoustic Folk statt auf Heavy Metal. Auch am vollen Spielplan kann es liegen: Wer sich noch für Champions League, Nations League, EM-Qualifikation, Pokal, Supercup und natürlich die Klub-WM schonen muss, kann an so einem 08/15-Bundesligaspieltag nicht 100 Prozent geben.
Nicht zuletzt ist im Abstiegskampf bislang einfach noch zu wenig ins Rollen gekommen, die Abstiegskandidaten Kiel und Bochum lassen den vor ihnen platzierten Teams der Liga viel Zeit zum Ausruhen. Vielleicht helfen für das nächste Jahr schon wieder mutige Zweitligaaufsteiger, die dann wieder für einen heißen Abstiegskampf sorgen können. Wir freuen uns jedenfalls auf die SV Elversberg und den SC Paderborn.
Wie kann der BVB auswärts wieder Punkte holen?
Wenig überraschend ist mittlerweile, dass Borussia Dortmund mal wieder verloren hat. Die guten Gags dazu sind in den satirischen Bundesliga-Rückschaus von vor etwa vier oder fünf Spieltagen nachzulesen. Und längst ist auch klar: Ein Ausrutscher ist das alles nicht mehr. Die Niederlagen des BVB haben System. Mit fünf Siegen aus fünf Spielen führt der BVB die Heimtabelle der Bundesliga an, auswärts gab es in der Liga erst einen Punkt zu holen.
Kein BVB-Spieler kann in der Ferne ansatzweise sein Potenzial abrufen, gerade Emre Can hat das Fanmotto "Dortmund ist 'ne schöne Stadt, da lässt sich's prima leben, drum fahren wir nach Mainz und benehmen uns daneben" ein bisschen zu wörtlich genommen. Die Borussia spielt derzeit wie ein Grundschüler beim ersten Mal auf Klassenfahrt: Alles, was daheim so leicht wirkt, klappt woanders plötzlich nicht mehr. Im eigenen Stadion ist es halt doch am schönsten.
Ziel muss es jetzt sein, die wohlige Heimatmosphäre auf andere Stadien zu übertragen. Und wie? Indem man das Zuhause mit auf die Reise nimmt. Für das Auswärtsspiel gegen Dinamo Zagreb in zwei Wochen heißt es also: Gelbe Wandfarbe (die ganze Fantribüne wäre dann doch zu schwer), ein, zwei Currywurststände, und ein paar Meckerrentner von der Haupttribüne einpacken, dann ist vielleicht auch mal im fremden Stadion wieder was drin.
Ist der FC Bayern noch einzuholen?
Deutlich weniger Probleme hat der FC Bayern an der Tabellenspitze. Einsam zieht der Rekordmeister mal wieder vorneweg, als hätte er nie etwas anderes getan. Vincent Kompany lächelt die Konkurrenz aus der Liga einfach weg und kann sich bei der Pressekonferenz sogar noch Zeit nehmen, Fragen von Jungjournalisten zu beantworten. Wer die letzten zwei Jahre im Koma war, hat eigentlich nichts verpasst. Aber was macht eigentlich Hasan Salihamidzic?
Der Rathausbalkon am Marienplatz kann schon mal gebucht werden, vielleicht gibt es ein paar Monate im Voraus ja noch einen Frühbucherrabatt. Was vor allem für Sicherheit sorgt: Keiner der Klubs, die sich hinter den Bayern befinden, hat in den letzten Wochen einigermaßen konstant Meisterschaftspotenzial gezeigt. Jeder Versuch, hier in den letzten Wochen künstlich einen Meisterschaftskampf mit Freiburg, Heidenheim oder zuletzt Leipzig oder Frankfurt herbeizureden, sind gescheitert. Herzlichste Glückwünsche an den FC Bayern München zur Meisterschaft!
Bisherige Ausgaben:
- 9. Ausgabe: Warum nicht immer so, BVB?
- 8. Ausgabe: Der BVB ist bereit für Halloween
- 7. Ausgabe: Wie Harry Kane dem VfB Stuttgart helfen kann
- 6. Ausgabe: Er macht Breisgau-Legende Streich vergessen
- 5. Ausgabe: Die perfekte Schwalbe überlebt sogar den VAR
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