Die englischen Profi-Ligen reformieren ihren Transfermarkt, doch davon dürften vor allem andere Top-Nationen profitieren. Auch für die Bundesliga-Klubs ergeben sich zahlreiche Chancen - vom FC Bayern München bis hin zu Fortuna Düsseldorf.

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Max Meyer ist offenbar der Nächste: Der ehemalige Profi des FC Schalke 04 hat übereinstimmenden Medienberichten zufolge nach langer Suche in Crystal Palace einen Abnehmer gefunden, der die Gehaltsvorstellungen des 22-Jährigen erfüllt.

Statt mit S04 in der Champions League zu spielen, kämpft Meyer in der kommenden Saison - aller Voraussicht nach - lieber in den Niederungen der Premier League um Punkte für den Klassenerhalt. Versüßt wird ihm diese Arbeit der "Daily Mail" zufolge mit einem Wochengehalt von 191.000 Euro. Ob diese Zahlen tatsächlich der Wahrheit entsprechen, ist allerdings unklar.

Meyer ist beileibe nicht der einzige Spieler, der den Schritt von der deutschen in die englische Liga gewagt hat bzw. wagen wird und bei dem das angebotene Salär eine tragende Rolle für die Entscheidung gespielt haben dürfte.

In den vergangenen vier Saisons sind mehr als viermal so viele Profis von der Bundesliga in die Premier League gewechselt als umgekehrt. Doch dieses Verhältnis könnte sich von nun an deutlich ändern.

Englands Transferfenster schließt bereits am 9. August

Der Grund ist eine Neuerung, die die englischen Profi-Ligen - von der Premier League bis in die viertklassige League Two - zu dieser Saison beschlossen haben. Das heimische Transferfenster schließt vor dem Beginn der Saison, in diesem Jahr bereits am 9. August. Bislang war dieses, wie es weiterhin in der Bundesliga der Fall ist, bis zum 31. August geöffnet.

Konkret bedeutet die neue Regelung: Vom 9. August ab 18:00 Uhr (MESZ) bis zum Ende der Transferperioden in den restlichen Ligen können Englands Profi-Vereine Spieler nur noch auf Leihbasis, aber nicht mehr fest verpflichten.

Für die Transfermarkt-Reform im Mutterland des Fußballs gibt es eine Vielzahl von Gründen. In den vergangenen Jahren überhitzte der Markt Ende August immer mehr, die Premier-League-Teams hatten daran mit ihren Last-Minute-Käufen zu teils horrenden Preisen entscheidenden Anteil. Zudem waren die Trainer von Wechsel erzwingenden Spielern sowie der Ungewissheit bezüglich der Kaderzusammenstellung genervt.

Der Vorteil für Teams außerhalb Englands: Ein Kauf von Spielern aus der Premier League ist bis zur Schließung des eigenen Transferfensters weiterhin möglich. In der Bundesliga schließt der Transfermarkt am 31. August um 18:00 Uhr. In der spanischen Primera Division und der französischen Ligue 1 am selben Tag um 23:59 Uhr, in der italienischen Serie A bereits am 17. August um 20:00 Uhr.

Können Bundesligisten nun Premier-League-Profis nach Deutschland locken?

Für Bundesliga-Vereine wurde es in den vergangenen Jahren immer komplizierter, Wunschspieler aus der Premier League für das eigene Team zu begeistern. Schließlich sind selbst mittelmäßige Vereine aus dem englischen Fußball-Oberhaus in der Lage, deutlich höhere Gehälter zu bezahlen als viele Top-Klubs der Bundesliga.

Doch nun könnten Profis, denen bereits zu Saisonbeginn eine schlechte Perspektive bei ihrem aktuellen Arbeitgeber aufgezeigt wird, eher bereit sein, den Weg von der Premier League in die Bundesliga zu gehen. Ähnliches vermutet auch Alexander Rosen, Direktor Profifußball bei 1899 Hoffenheim: "Es kann dazu führen, dass aufgrund der großen Kader in England Spieler frei werden, auf die man vorher vielleicht keine Chance hätte", sagte er zu "Sport 1".

Ob es wirklich so kommt? S04-Manager Christian Heidel ist skeptisch. "Für die deutschen Klubs wird es trotzdem schwierig, Spieler aus England zu verpflichten, weil dort ein anderes Gehaltslevel herrscht", zitiert "Sport 1" den 55-Jährigen.

Es bieten sich viele Chancen für die Bundesliga-Klubs

Dennoch bietet die Neuerung in England eher Chancen als Risiken für die deutschen Vereine, vor allem für Teams mit interessanten Top-Spielern. Sollte ein Premier-League-Verein bis zum 9. August noch viel Geld für einen Bundesliga-Profi an Ablöse zahlen, hat der abgebende Verein noch mehr als drei Wochen Zeit, einen passenden, günstigeren Ersatz zu suchen.

Zudem werden künftig Ende August wohl nicht mehr solche zum Teil absurd hohen Preise wie in der Vergangenheit für Spieler aufgerufen. "Der aggressivste und finanzstärkste Mitbewerber fällt in der Schlussphase des Transferfensters weg", sagte Michael Reschke, Manager des VfB Stuttgart, im Juli der "Sport Bild".

Doch nicht nur die finanziell besser aufgestellten Bundesligisten dürften vom frühen Ende des Transferfensters in England profitieren. Bis Ende August könnte es zu einem Domino-Effekt kommen, der auch Mannschaften wie beispielsweise dem SC Freiburg oder Fortuna Düsseldorf zugutekommt.

Holen Klubs wie der FC Bayern München, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Co. noch Verstärkungen von der Insel, bietet sich für kleine Bundesligisten eher die Chance, deren Nachwuchshoffnungen auszuleihen. "Wir warten gerne, bis das eine oder andere Talent für sich feststellt, dass es gut für die Karriere wäre, sich ausleihen zu lassen", sagte Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel in der "Sport Bild" dazu.

Bundesligisten befürworten ebenfalls früheres Schließen des Transferfensters

Doch wie lange währt dieser augenscheinliche Vorteil? Der "Kicker" hatte vor gut einem Jahr bei allen Bundesligisten nachgefragt, ob sie ein früheres Schließen des Transferfensters befürworten. Das Ergebnis war eindeutig: 17 der 18 Vereine sprachen sich dafür aus. Einzig Hannover 96 war damals dagegen.

DFL-Präsident Reinhard Rauball hatte danach gar einen Antrag im DFL-Präsidium angekündigt. Doch dem "Kicker" zufolge liegt das Thema vorerst wieder auf Eis.

Die deutschen Klubs wollen demnach erst dann eine Änderung beschließen, wenn alle anderen großen Ligen ebenso dazu bereit sind.

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