Wenn man sich vor dem Champions League-Viertelfinale gegen Manchester City unter den Fans von Borussia Dortmund umhörte, war man sich in zwei Dingen einig. Erstens: Manchester ist aktuell vielleicht eine der besten Mannschaften der Welt. Zweitens: es würde nicht überraschen, wenn der BVB auf internationalem Parkett mal wieder eine Glanzleistung abliefert.

Christopher Giogios
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Christopher Giogios dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die zwei Gesichter von Borussia Dortmund

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Nun, über die Klasse von ManCity wird man sich nicht streiten müssen. Die zweite Prognose durfte einen dann schon eher aufhorchen lassen. Schließlich reden wir von der Borussia, die zuletzt mal wieder nur Mittelmaß in der Bundesliga war und nach einer 1:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt nach Manchester reiste. Der Rückstand auf die Champions League-Plätze beträgt damit inzwischen ganze 7 Punkte.

Es ist aber eine der großen Erzählungen dieser Saison, dass die Dortmunder im Europapokal ihr Potenzial in einer Konstanz abrufen können, die sie in der Liga seit Monaten vermissen lassen. Und so war es vielleicht doch keine riesige Überraschung, dass der BVB am Dienstagabend den Citizens einen leidenschaftlichen Kampf bot und sich nur sehr unglücklich durch ein Last-Minute-Gegentor mit 1:2 geschlagen geben musste.

Ist es die große Bühne, auf der sich die jungen BVB-Talente für potenzielle neue Arbeitgeber präsentieren möchten? Gibt es gar einen geheimen Plan, sich als Champions League-Sieger direkt für den Wettbewerb zu qualifizieren? Auch Kapitän Marco Reus und Trainer Edin Terzic wussten die eklatanten Leistungsschwankungen nach dem Spiel nicht zu erklären.

Überraschungen in der Aufstellung und taktischen Ausrichtung

So unklar die Ursachen sein mögen: Die Herangehensweise für einen erfolgreichen Auftritt konnte man deutlich erkennen. Auch wenn sich City-Trainer Pep Guardiola nach dem Spiel (natürlich) nicht überrascht über die Dortmunder Aufstellung zeigte: ein so dicht gestaffeltes Mittelfeld mit Jude Bellingham, Emre Can und Mo Dahoud hat man in der bisherigen Saison nicht allzu häufig gesehen.

Auch das Startelf-Debüt des 18-jährigen Youngsters Ansgar Knauff ließ einen verwundert die Augen reiben. Mit seiner Schnelligkeit auf dem Flügel sprach einiges dafür, dass die Dortmunder einen klaren Plan verfolgen würden: tief stehen, blitzartig umschalten und den Ball irgendwie zu Erling Haaland bringen.

Im Spielverlauf zeigte sich aber: Die Dortmunder waren mitnichten nur darauf aus, nach Ballgewinnen wild und unkontrolliert nach vorne zu spielen. Vielmehr baute man das Spiel mit einer ungeahnten Ruhe auf und lockte Manchester ein ums andere Mal vor das eigene Tor, bis sich eine Lücke auftat. Es passt zum Spielverlauf, dass auch Haaland in einem perfekt ausgespielten Angriff nicht als Torjäger agierte, sondern Marco Reus in Szene setzte, der das zwischenzeitliche 1:1 erzielen konnte.

Champions League heißt: Jeder Fehler wird bestraft

Leider hieß der Gegner jedoch Manchester City, eine Mannschaft, die in jeder Phase des Spiels aus dem Nichts Torgefahr kreieren kann. So führte ein unachtsamer Pass von Emre Can in der 19. Minute zum 1:0-Gegentreffer und eine schlecht verteidigte Flanke von Thomas Delaney sorgte erst in der Nachspielzeit für das Endergebnis.

Zur Geschichte des Spiels gehört aber auch, dass dem überragenden Jude Bellingham ein Zweikampf mit City-Torwart Ederson abgepfiffen wurde, der unmittelbar zum Tor geführt hätte. Wenn man bedenkt, dass im Profifußball teilweise klare Abseitsstellungen zu Ende gespielt werden, um notfalls via Videobeweis eingreifen zu können, dann ist die Szene in der 37. Minute ein weiteres Kapitel des VAR-Irrsinns. Wäre die Sequenz weitergelaufen, hätte der Schiedsrichter sich selbst davon überzeugen können, dass Bellingham kein Foul am Torhüter beging.

Vor dem Rückspiel wartet Stuttgart

Hätte, wäre, könnte – der BVB fährt zwar mit einer Niederlage nach Hause, hat aber einiges an Selbstvertrauen und das wichtige Auswärtstor mit im Gepäck. Klar ist aber auch: Eine Guardiola-Mannschaft begeht nur äußerst selten die gleichen Fehler. Das mitunter scheue und zu respektvolle Auftreten Manchesters wird man sicherlich in dieser Form nicht noch einmal zu sehen bekommen. Es braucht also einen weiteren Glanzauftritt, um vielleicht doch das Unmögliche zu schaffen.

Vorher gibt es allerdings noch ein Spiel in diesem deutschen Wettbewerb, der sich Bundesliga nennt. Mit dem VfB Stuttgart wartet ausgerechnet die Mannschaft, die den BVB in der Hinrunde mit 5:1 demütigte. Vielleicht wäre das ja ein geeigneter Motivationsschub, um das Dortmunder Team auch samstags zu guten Leistungen anzustacheln.

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