Letzte Saison die Überraschungsmannschaft der Bundesliga, nun der Überflieger der Champions League? Viele Gründe sprechen für ein erfolgreiches Europa-Debüt von RB Leipzig. Berti Vogts traut der Mannschaft sogar den Titel zu.
Vergangene Saison überraschte RB Leipzig als Aufsteiger die gesamte Bundesliga und wurde Vize-Meister. Nun mischt der Verein erstmals in der Champions League mit.
"Das wird ein Gänsehaut-Moment, wenn wir auf dem Platz stehen und zum ersten Mal die Hymne hören", sagte Kapitän Willi Orban im Gespräch mit unserer Redaktion.
Am Mittwochabend ist es gegen den AS Monaco zum ersten Mal so weit (ab 20:45 Uhr bei uns im Liveticker und auf Sky)
Trainer
Eine machbare Gruppe
RB Leipzig hat die vermeintlich einfachste Gruppe der Champions League erwischt. Auftaktgegner AS Monaco erreichte zwar in der vergangenen Saison das Halbfinale der Königsklasse, mit der damaligen Mannschaft hat der Kader allerdings nur noch wenig gemeinsam.
"Monaco hat viele Stars verloren, die müssen sich erst einmal finden", glaubt Leipzig-Neuzugang Kevin Kampl.
Auch der portugiesische Verein FC Porto musste schwerwiegende Abgänge, wie zum Beispiel den von Stürmer Andre Silva, verkraften.
Das heißt: Monaco und Porto sind nicht so eingespielt wie RB Leipzig.
Dem türkischen Verein Besiktas Istanbul dürfte es hingegen an Qualität mangeln. Die Chancen stehen also gut, dass Leipzig Erster oder Zweiter der Gruppe wird und in das Achtelfinale einzieht.
Individuelle Stärke von Timo Werner & Co.
Was die individuelle Qualität der Spieler angeht, kann RB Leipzig zumindest innerhalb der Gruppe mit jedem Gegner mithalten.
Auch Mittelfeldspieler Naby Keita zählt mittlerweile zu den europäischen Top-Stars. Mit dem Ball am Fuß ist er kaum aufzuhalten, seine Distanzschüsse sind zudem eine Waffe.
Flügelspieler Emil Forsberg verkörpert mit seinen Qualitäten im Dribbling und als Vorlagengeber ebenfalls internationales Spitzenniveau.
Ausfälle lassen sich kompensieren
Auch wenn Werner, Keita und Forsberg die Top-Spieler von RB Leipzig sind, kann die Mannschaft nahezu jeden Ausfall kompensieren.
Beim Auswärtsspiel in Hamburg am vergangenen Freitag fehlte zum Beispiel Forsberg – geschwächt hat das die Mannschaft nicht. "Ob ich nun Bruma oder Kevin Kampl für Emil bringe, macht keinen Unterschied", sagt Hasenhüttl.
Dass nun gegen Monaco der Einsatz von Keita fraglich ist, dürfte dem Trainer also kein Kopfzerbrechen bereiten. Kampl könnte ihn ersetzen.
Jugendliche Frische
Die Mehrfachbelastung ist eine neue Erfahrung für RB Leipzig. Besorgt sind die Spieler deshalb nicht. "Wir sind jung und können schnell regenerieren. Wir werden nicht an der Doppelbelastung scheitern", verspricht Orban.
Mit 24,3 Jahren hat RB Leipzig die zweitjüngste Mannschaft der Bundesliga. Auch Torwart Peter Gulacsi sagt: "Wir können immer wieder frische Leute reinbringen, die viel Qualität haben. Wir sind bereit für die Mehrfachbelastung."
Vielversprechende Rückkehr zum Konter-Fußball
Den Gegner früh attackieren, den Ball gewinnen und dann blitzschnell den Gegenangriff einleiten – mit dieser Taktik mischte RB Leipzig vergangene Saison die Bundesliga auf.
Gerade offensive Mannschaften wurden eiskalt ausgekontert. Die Gegner in der Bundesliga haben darauf reagiert und stellen sich defensiver auf. RB Leipzig musste die Taktik umstellen und praktiziert nun Ballbesitz-Fußball - zumindest in der Liga.
Außenverteidiger Marcel Halstenberg ist guter Hoffnung, in der Champions League wieder den Überfall-Fußball der vergangenen Saison anwenden zu können: "Eine Mannschaft wie AS Monaco wird sich nicht hinten hineinstellen. Da können wir unser Pressing ausspielen, den Gegner zu Fehlern zwingen und vorne unsere Chancen nutzen."
Die Experten glauben an Leipzig
Der ehemalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann räumt RB Leipzig "sehr große Chancen" ein, die Gruppenphase zu überstehen. "Leipzig muss sich in der Gruppe vor keiner einzigen Mannschaft verstecken. Die Gruppengegner haben zwar sicherlich mehr Erfahrung in der Champions League, aber RBL hat die Frische und das Tempo", sagte er im Spieltags-Flugblatt des Vereins.
Berti Vogts setzte sogar noch einen drauf. "Leipzig ist für mich der Geheimfavorit auf den Champions-League-Titel", sagte der frühere Bundestrainer gegenüber "T-online". "Klar kann man sagen: Die sind doch unerfahren. Aber genau das ist für mich ein Vorteil. Sie legen keinen Wert auf Ballgeschiebe und 80 Prozent Ballbesitz. So schnell wie möglich in die gegnerische Hälfte, so schnell wie möglich abschließen – das ist der Plan."
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