Die Gruppen der deutschen Vertreter in der Champions League stehen fest. Von echten Hammer-Losen über leicht zu unterschätzende Gegner bis hin zu Pflicht-Siegen ist alles dabei. Wir haben uns die Gruppen des FC Bayern, von Borussia Dortmund, RB Leipzig und Union Berlin näher angeschaut.
Am Ende hatte sogar der FC Bayern Mitleid. Vorstandsmitglied Andreas Jung wünschte dem Rivalen Borussia Dortmund alles Gute für die Gruppenphase, denn das Losglück hatte den BVB am Donnerstagabend komplett verlassen. Während die Bayern mit ihren Champions-League-Gegnern zufrieden sein können, versteinerte sich das Gesicht von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke mit jedem Kontrahenten mehr – denn auf die Dortmunder wartet die wohl schwerste Gruppe der neuen Königsklassen-Saison.
Doch was ist für den FC Bayern, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Union Berlin in der Gruppenphase drin? Wir haben uns die Gegner näher angeschaut.
FC Bayern München (Gruppe A, Gegner: Manchester United, FC Kopenhagen, Galatasaray Istanbul)
Natürlich werden beim Gegner Manchester United Erinnerungen an das dramatische Finale 1999 wach, als die Bayern den Pott in den Schlussminuten noch hergaben. Doch die Zeiten der Augenhöhe sind schon etwas her, United kämpfte sich jetzt als Tabellendritter nach zwei Jahren Abstinenz zurück in die Königsklasse.
Die Macht in Manchester hat seit Jahren City übernommen, letztmals Meister wurde United 2013 noch unter Sir Alex Ferguson. Allerdings formt der frühere Bayern-Amateure-Coach Erik ten Hag ein hochkarätiges und schlagkräftiges Team um Raphael Varane, Casemiro, Bruno Fernandes, Marcus Rashford oder
"Manchester United ist eine der ganz großen Adressen des europäischen Fußballs, mit denen uns einige historische Duelle verbinden", sagte Bayerns CEO Jan-Christian Dreesen, und
Spannend, aber auch absolut schlagbar. Galatasaray ist durchaus ein großer Name, der nach vier Jahren Wartezeit endlich wieder im Konzert der Großen mitspielt. "Gala" ist mit Spielern wie Angelino (Leihe von Leipzig), Hakim Ziyech, Wilfried Zaha oder Mauro Icardi sportlich nicht zu unterschätzen. Und spielt zudem in einem der lautesten Stadien der Welt, das Auswärtsspiel wird fraglos ein Erlebnis. Und ein möglicher Stolperstein.
Ernstzunehmende, aber machbare Gegner
Der FC Kopenhagen ist zwar Meister und Pokalsieger in Dänemark, hat im Vorjahr in der Gruppe mit Borussia Dortmund mit drei Remis allerdings erfahren müssen, dass die Königsklasse ein Abenteuer, aber auch noch eine Nummer zu groß für den Klub ist. Das wird auch in diesem Jahr so sein. Die beiden sind ernstzunehmende, aber unter dem Strich ganz klar machbare Gegner.
Auch mit United in der Gruppe ist ein Weiterkommen für den FC Bayern als Gruppensieger Pflicht. Man müsse es seriös angehen, brachte es FCB-Vorstandsmitglied Andreas Jung bei "Sky" auf den Punkt.
Borussia Dortmund (Gruppe F, Gegner: Paris St. Germain, AC Mailand, Newcastle United)
Der oft bemühte Begriff "Todesgruppe" trifft es hier wohl am besten. Paris musste zwar nach Abgängen von Lionel Messi und Neymar einen spürbaren Substanzverlust hinnehmen, hat aber mit unter anderem Kylian Mbappe, Ousmane Dembele oder Lucas Hernandez immer noch einen sehr ansehnlichen Kader. PSG geht auf dem Papier als Favorit in die Gruppenphase, auch wenn der Saisonstart in der Ligue 1 unter dem neuen Trainer Luis Enrique holprig verlief.
Dazu kommt die AC Mailand, die in der vergangenen Saison das Halbfinale erreichte. Traditionell sehr unbequem zu bespielen, dazu sehr stolz und international hoch ambitioniert, einer der "renommiertesten Klubs in Europa", wie BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl sagte. Und im Sommer verstärkt zum Beispiel durch den Ex-Dortmunder
Und Newcastle United hört sich auf den ersten Blick relativ harmlos an, doch hinter den "Magpies" stehen ein saudi-arabisches Konsortium, viel Geld, zahlreiche sinnvolle Investitionen und Trainer Eddie Howe, der aus den Möglichkeiten viel herausholt und es versteht, seine Spieler besser zu machen. Er formte aus einem Abstiegskandidaten innerhalb von zwei Jahren einen CL-Teilnehmer.
Newcastle ist ein äußerst unangenehmer Gegner, der nach 21 Jahren Abstinenz von der Königsklasse für Furore sorgen will und kann. In Alexander Isak ist übrigens ein Ex-Dortmunder der Torjäger.
"Das sind drei absolute Topgegner. Das ist eine Hammergruppe, aber die nehmen wir auch an. Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir Außergewöhnliches leisten", sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. "Auf uns warten schwere Aufgaben, aber auch wir sind für die anderen Teams sicher kein Wunschgegner", meinte Kapitän Emre Can. So kann man es zusammenfassen. Deshalb ist in dieser Gruppe für den BVB auch alles drin – vom Achtelfinale über ein Überwintern in der Europa League bis hin zum Europapokal-Aus.
RB Leipzig (Gruppe G, Gegner: Manchester City, Roter Stern Belgrad, Young Boys Bern)
Déjà-vu für RB: Erneut geht es gegen City, gegen den nahezu unschlagbaren Champion, der sich anschickt, den Titel in dieser Saison zu verteidigen. Das Starensemble von Trainer Pep Guardiola um Urgewalt Erling Haaland spricht für sich. Die Achtelfinal-Ergebnisse aus der vorherigen Saison (1:1, 0:7) tun es auch.
"Wir haben es am eigenen Leib leidvoll erfahren, wie gut diese Mannschaft ist. Wir wollen in der Gruppe besser gegen sie aussehen, als wir es im Rückspiel getan haben", sagte Max Eberl, Sport-Geschäftsführer bei RB. Er weiß aber auch, dass Platz zwei hinter City das Ziel sein muss: "Roter Stern Belgrad und Young Boys Bern sind zwei interessante und spannende Lose, aber auch solche, die wir durchaus schlagen können."
Ambitionierte Außenseiter
Belgrad ist aktueller Doublesieger in Serbien, scheiterte in den vergangenen drei Jahren jeweils in der Quali und nahm stattdessen an der Europa League teil. Auch Bern holte in der vergangenen Saison Meisterschaft und Pokal. Beide sind aber nur ambitionierte Außenseiter.
Bei den Schweizern dürften deutschen Fans Trainer Raphael Wicky (früher Hamburger SV), Stürmer Silvere Ganvoula (früher VfL Bochum) und Kapitän Fabian Lustenberger (von 2007 bis 2019 bei Hertha BSC) ein Begriff sein. Für RB muss nicht nur Platz zwei und damit das Achtelfinale das Ziel sein – es ist auch absolut machbar.
Union Berlin (Gruppe C, Gegner: SSC Neapel, Real Madrid, Sporting Braga)
Und Union? Die feiern sich, die Champions League und ihre Gruppe. Denn die ist für eine erste Teilnahme an der Königsklasse ein echtes Geschenk, weil attraktiv und namhaft, dazu sportlich ambitioniert, aber mit ein wenig Glück und Geschick machbar.
"Pflichtspiele gegen Real und Neapel sind außergewöhnlich. Mit Braga haben wir einen Gegner, den wir aus der Europa League kennen. Der Tag hat nicht nur mich, sondern sehr viele Unioner glücklich gemacht", sagte Klub-Boss Dirk Zingler nach der Auslosung. "Interessant, schwierig, aber gleichzeitig auch eine wunderschöne Gruppe, drei richtig tolle Auswärtsreisen", meinte Neuzugang Robin Gosens.
Real bedeutet für Union Fußball-Feiertage, aber zugleich muss der Bundesligist gegen die Königlichen um Ex-Nationalspieler Toni Kroos, den Ex-Münchner David Alaba oder Superstar Vinicius Junior auch Lehrgeld einkalkulieren. Neapel, die unter anderem Top-Verteidiger Min-jae Kim an den FC Bayern, dafür aber unter anderem Jesper Lindström von Eintracht Frankfurt verpflichtet haben, ist als italienischer Meister auch nicht ohne.
Eine mögliche Sensation ist an einem besonderen Tag aber nicht ausgeschlossen. Neapel scheiterte in der vergangenen Saison erst im Viertelfinale an Milan.
Braga ist machbar
Bleibt für Union aber noch Braga, das realistische Ziel Platz drei und damit das Überwintern in der Europa League. In der vergangenen Saison gab es in der Gruppenphase der Europa League zwei enge Spiele gegen die Portugiesen (1:0, 0:1). Auf die Duelle mit dem Dritten der portugiesischen Liga um Nationalspieler Ricardo Horta und Altstar Joao Moutinho wird es für Union also vor allem ankommen.
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