Beim Halbfinale zwischen Spanien und Frankreich sind enorm viele Fans im Deutschland-Trikot unterwegs. Das ist vor allem eins: eine Würdigung.

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Irgendwie fühlt es sich falsch an: Spanien gegen Frankreich im Halbfinale. Also aus rein deutscher Sicht. Rein leistungstechnisch über das gesamte Turnier gesehen, stehen die Spanier natürlich genau richtig, da wo sie stehen. Sehr gute Leistungen dürfen auch im Fußball belohnt werden – auch wenn gegen Deutschland sehr viel Glück dabei war. Und Frankreich hat ohnehin ein Abo auf die Endphase von Turnieren abgeschlossen.

Und doch ist das deutsche Team allgegenwärtig. In der Münchner Arena haben sich enorm viele Menschen noch einmal ihr Deutschland-Trikot übergezogen. Überall sieht man rosa und weiß. Bei manchem Fan ist es eine Trotzreaktion. "Wir müssten hier eigentlich stehen", hört man in Gesprächen mit deutschlandtrikotgewandeten Menschen oft.

Auch Pragmatismus scheint immer wieder durch: "Karten für ein Halbfinale gibt man nicht her." Und andere wollte einfach nicht von einem einmal gefassten Plan abweichen: "Wir hatten gesagt, heute gehen wir zu Deutschland im EM-Halbfinale – und das ziehen wir durch", erzählt einer lachend. Klar, die meisten haben sich vor EM-Beginn den Turnierbaum angeschaut, kurz gerechnet und natürlich den Gruppensieg der Deutschen mit eingepreist: "Wir waren davon überzeugt, dass wir heute Deutschland sehen."

Ein anderer Deutschland-Fan meint: "Wir hatten mitbekommen, dass es da eine Petition für die Wiederholung des Viertelfinals gab und hatten eigentlich damit gerechnet, dass es heute noch um 18 Uhr wiederholt wird und sind jetzt negativ überrascht worden." Wenn nichts mehr hilft, hilft Galgenhumor.

Eine Würdigung der Leistung des DFB-Teams

Es gibt also gute und pragmatische Gründe dafür, dass sie alle hier sind – auch, weil so eine EM im eigenen Land – egal, wer spielt – einfach für die meisten etwas ganz Besonderes ist.

Aber dass sie alle im Deutschland-Trikot hier sind, ist vor allem eins: eine Würdigung der Leistung der deutschen Mannschaft. Der Tenor: Dieses DFB-Team hat gut gespielt, sie sind tragisch ausgeschieden – "alles nach 90 Minuten ist ein Glücksspiel", sagt einer – und vor allem stand da offenbar wieder eine Mannschaft auf dem Platz, mit der sich viele identifizieren konnten. "Ich bin Deutschland-Fan und das will ich zeigen", sagt uns einer. Es darf bezweifelt werden, ob er das auch gesagt hätte, wäre Deutschland sang- und klanglos in der Gruppenphase ausgeschieden.

Es hat zwar nicht zum Titel gereicht, aber zumindest ein kleines Sommermärchen ist es dann irgendwie doch geworden, wenn man sich bei diesem Halbfinale umsieht. Deutschland mag nicht auf dem Platz stehen, aber die deutschen Fans sind da. In ihren Trikots.

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