Mohamadou Idrissou ist zurück in Deutschland, aber völlig mittellos. Der frühere WM-Teilnehmer aus Kamerun kam in Österreich in Haft, anstatt Fußball zu spielen. Nun ist er dort zurück, wo zur Jahrtausendwende seine Europareise begann: im Frankfurter Amateurfußball.
Show-Business und Fußball haben viel gemeinsam: So wirft auch die Glitzerwelt des Profifußballs immer wieder Stars von ihrem Karussell ab. Mohamadou Idrissou ist so ein Fall.
Mohamadou Idrissou übernachtet bei Freunden auf der Couch
Dem 39-jährigen Mittelstürmer aus Kamerun ist nach 20 Jahren im ausländischen Fußball von seinem Ruhm nichts Zählbares geblieben. Der ehemalige Bundesliga-Torjäger besitzt nicht mal mehr ein eigenes Bett.
2010 erreichte Idrissou mit der Berufung in den WM-Kader Kameruns für das Turnier in Südafrika den Höhepunkt seiner Karriere. Neuneinhalb Jahre danach hat sich Idrissou dem hessischen Verbandsligisten Rot-Weiß Frankfurt angeschlossen.
Der Klub, der vor 30 Jahren einen gewissen
Idrissou kommt aus der Abschiebehaft in Österreich zurück nach Hessen und besitzt nach eigener Aussage gegenüber der "Bild"-Zeitung kein Geld mehr.
Dabei hat Idrissou, der in 303 Partien in der 1. und 2. Bundesliga in Deutschland immerhin 95 Tore erzielte, seit seiner Übersiedlung aus Afrika in nicht weniger als 15 Vereinen für seine Treffsicherheit Geld kassiert. Rot-Weiß Frankfurt ist seine 16. Auslandsstation. Die erste war im Sommer 2000 Stadtrivale FSV.
Idrissous prominenteste Arbeitgeber waren Borussia Mönchengladbach, der SC Freiburg, Eintracht Frankfurt, Hannover 96 und der 1. FC Kaiserslautern.
Idrissou schaffte es bis auf den berühmten roten Teppich: Aus dem Jahr 2016 existiert eine Aufnahme des Fußballers anlässlich der Premiere der 300. Folge der RTL-Serie "Alarm für Cobra 11".
Heute hat Idrissou ganz andere Herausforderungen zu meistern. Freunde stellen ihm in Offenbach und in Neu-Isenburg wechselweise eine Couch zum Übernachten zur Verfügung. Er sucht eine eigene Wohnung.
Der Neuanfang soll nach der Abschiebung aus Österreich gelingen. Dort war Idrissou seit Jahresbeginn 2018 aktiv, wechselte im vergangenen Sommer vom drittklassigen FC Kufstein zum DSV Leoben in die vierte Liga.
In Österreich festgenommen
Mitte Dezember wurde Idrissou nach einer Rückreise aus Deutschland festgenommen. Nach eigener Aussage saß er anschließend elf Tage in Abschiebehaft.
Idrissou hatte kein Aufenthaltsvisum erhalten. Das erklärte Leobens Klubchef Edi Lieber. Idrissou hatte für den DSV spielen und nebenher einer Arbeit nachgehen sollen. Dafür hatte der Stürmer auch schon ein Stellenangebot und eine Arbeitsbewilligung.
Das Aufenthaltsvisum aber bekam er nicht. "Das tut mir leid für ihn, er war so lange in Europa", sagte Lieber dazu. Die Verweigerung des Visums habe mit einer Sache aus Idrissous Vergangenheit in Deutschland zu tun, sagte Lieber. Details aber nannte er nicht.
Bekannt ist, dass Idrissou wegen Unterhaltszahlungen an seine Kinder mehrfach in Gerichtsverfahren verstrickt war. Der Unterhalt, so gab Idrissou im Gespräch mit der "Bild" zu, bleibe seit einem Jahr aus, weil er kein Geld mehr habe.
Verfahren wegen Insolvenzverschleppung läuft noch
Aktuell läuft bei der Staatsanwaltschaft Dortmund zudem noch ein Ermittlungsverfahren wegen Insolvenzverschleppung gegen Idrissou. Er ging 2018 mit einer Modeboutique pleite. Trotzdem plant er, mit Freunden eine Mode-Kollektion herauszubringen. (hau/dpa)
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