Gegen Nordirland fährt das DFB-Team pflichtgemäß drei Punkte für die EM-Qualifikation ein. Doch überzeugt haben Joachim Löw und seine Mannschaft nicht. Vor allem die Personalie Havertz wirft Fragen auf. Die Begründung des Bundestrainers klingt merkwürdig.

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Es war ein ziemlich zäher Fußball-Kraftakt in Belfast am Montagabend. Ohne Souveränität sicherte sich die deutsche Nationalmannschaft in Nordirland drei wichtige Zähler.

Durch den 2:0 (0:0)-Auswärtserfolg verdrängte das DFB-Team mit zwölf Zählern die kampfstarken und punktgleichen Nordiren in der EM-Qualifikation vom ersten Platz der Gruppe C, in der ein enger Dreikampf um die zwei direkten EM-Tickets läuft.

Löw: "Am Ende zählen drei Punkte"

Die Niederlande, die 4:0 in Estland gewann, folgen mit neun Punkten auf Rang drei, haben aber eine Partie weniger ausgetragen. "Das war ein ganz wichtiges Spiel für uns", sagte der erneut stark haltende Kapitän Manuel Neuer, der einräumte: "Es war schon zu merken, dass wir unter Druck standen."

Auch der Bundestrainer rückte das Ergebnis in den Vordergrund. "Am Ende zählen drei Punkte in der Quali, das haben wir erreicht. Von daher können wir zufrieden sein", resümierte Joachim Löw am Montagabend im Windsor Park.

Kai Havertz zu Beginn wieder nur auf der Bank

Für Überraschung sorgte Löws Entscheidung, mit Kai Havertz den derzeit vielleicht besten deutschen Nationalspieler wieder nicht für die Startelf zu nominieren.

Nach der umkämpften Partie widersprach Löw dem Eindruck, das große Talent von Kai Havertz zu verkennen und warb bei der Personalie um Geduld. "Vertrauen in einen Spieler hat nicht immer nur was mit der Aufstellung zu tun", sagte Löw.

Havertz kam in Belfast wie am vergangenen Freitag gegen die Niederlande (2:4) trotz mehrerer verletzungsbedingter Ausfälle nur von der Bank. Nach seiner Einwechslung (68.) war der 20-Jährige sofort präsent und bereitete das 2:0 durch Serge Gnabry (90.+2) vor.

Löw über Havertz: "Geht nicht immer von heute auf morgen"

"Kai Havertz hat wahnsinnige Qualität, aber Serge Gnabry oder andere haben auch ein bisschen gebraucht, bis sie in der Mannschaft waren", sagte Löw über den Leverkusener. Außerdem brauche er "auch eine starke Bank".

Havertz "wird seinen Weg machen und wir werden ihm dabei helfen. Aber es geht nicht immer von heute auf morgen", ergänzte Löw: "Aber ich habe das Zutrauen, dass er eine sehr, sehr gute Karriere gemacht."

Gegen Oranje war Havertz nach seiner Einwechslung (61.) mit untergegangen, in Nordirland überzeugte er als frische Kraft. "Das entscheidet am Ende der Trainer, ich kann mich ja nicht selbst aufstellen", sagte Havertz über seine Jokerrolle. Zwar habe er den Ehrgeiz, von Beginn an aufzulaufen, "aber ich bin keiner, der sich in den Vordergrund stellen will. Für mich steht die Mannschaft im Vordergrund."

Nordirland in Sorge wegen Havertz' Qualitäten

Nordirlands Trainer Michael O'Neill konnte Löws Entscheidung nicht ganz nachvollziehen. "Wir hatten Sorgen wegen Havertz und dachten, er würde beginnen. Er hat stark gespielt und wird ein Riesenspieler für Deutschland", sagte er.

Das könnte Havertz schon bald unter Beweis stellen, in nur vier Wochen geht es weiter für die Nationalmannschaft. Nach einem Testspiel gegen Argentinien in Dortmund am 9. Oktober steht vier Tage später das Auswärtsspiel in Tallinn gegen Estland auf dem Programm.

Nach dem munteren 8:0 im Hinspiel dürfte es da nur um die Höhe des Sieges gehen. In den abschließenden Heimspielen gegen Weißrussland und Nordirland soll(te) dann im November das EM-Ticket gelöst werden. (hub/afp/dpa)

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