Zwei Patzer in zwei Testspielen - kurz vor der EM diskutiert Deutschland die Torwartfrage. Ist Manuel Neuer die richtige Nummer eins für das DFB-Team, oder sollte Julian Nagelsmann doch lieber auf Marc-Andre ter Stegen setzen? Zwei, die bereits das deutsche Tor gehütet haben, sind sich uneins: Während Sepp Maier deutlich für Neuer in die Bresche springt, übt Oliver Kahn differenzierte Kritik an der Entscheidung des Bundestrainers.

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Natürlich ist es ein Stück weit ein Luxusproblem, das Deutschland da hat. Manuel Neuer und Marc-Andre ter Stegen gehören beide zur Weltklasse ihres Fachs. Beide haben in großen Spielen bewiesen, dass sie der Rückhalt einer Mannschaft sein können. Beide haben Titel gewonnen. Doch einer wackelt.

Manuel Neuer hatte schon beim FC Bayern - unter anderem im Champions-League-Halbfinale - ungewohnte Wackler offenbart und nun auch in den Testspielen der Nationalmannschaft Fehler gemacht. Klar, jeder macht mal Fehler - aber bei Torhütern können diese über Sieg oder Niederlage entscheiden. Wenn Marc-Andre ter Stegen mal patzt - wie am 33. Spieltag beim 4:2-Sieg des FC Barcelona über den FC Valencia - werden dessen Fehler weniger heftig diskutiert, weil sie in Deutschland weniger präsent sind. Deutschlands Fußballexperten fragen sich aber nicht nur deswegen, ob nicht doch der Torhüter des FC Barcelona der bessere Rückhalt für die EM wäre. Auch ter Stegen selbst fragt sich das.

Kahn nicht Nagelsmanns Meinung

Oliver Kahn, der die Heim-WM 2006 als Nummer zwei erleben musste, zeigt großes Verständnis für ter Stegen. "Für ter Stegen ist die aktuelle Situation natürlich unbefriedigend. Mit 32 läuft ihm langsam die Zeit davon, ein großes Turnier zu spielen", sagte Kahn.

"Seine Ansprüche sind nicht unberechtigt. Er bringt konstante Leistungen, und weder waren die letzten Turniere der Nationalmannschaft erfolgreich, noch wirkt Manuel aktuell stabil. Zudem dürfte er durch die frühe, eindeutige Festlegung auf Manuel wenig Vertrauen spüren. All das macht seine Reaktion verständlich", sagte Kahn der "Bild"-Zeitung. Er sei nicht Julian Nagelsmanns Meinung, dennoch räumte Kahn ein: "Manuel kann mit seiner riesigen Erfahrung und seinem Status ein wichtiger Faktor für die Mannschaft sein. Ich traue ihm das jederzeit zu."

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Maier springt für Neuer in die Bresche

Für Kahns ehemaligen Torwart-Trainer und Weltmeister Sepp Maier gibt es jedoch keine zwei Meinungen: "Manuel ist die Nummer eins, er gehört ins Tor. Man darf seine Klasse nicht plötzlich infrage stellen." Die aktuelle Torwart-Diskussion komme "zur absoluten Unzeit", sagte er in einem Interview mit dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND).

"Was mich richtig stört, sind diese Umfragen und Abstimmungen. Doch wem hilft es, wenn sich eine Mehrheit für ter Stegen ausspricht? Fangen dann die Fans im Stadion an zu pfeifen, wenn Manuel bei der EM patzen sollte, weil sie zur Mehrheit gehören wollen und das gerade 'in' ist?"

Aus Maiers Sicht sollten die deutschen Anhänger Neuer auch im Sinne des Erfolgs für die gesamte Mannschaft mehr persönlichen Rückhalt spüren lassen. "Manuel weiß selbst, dass er Fehler gemacht hat. Man sollte ihn besser unterstützen, indem man ihm Vertrauen und Zuspruch schenkt. Es geht doch um die deutsche Nationalmannschaft bei einer Heim-EM." (ska/dpa/sid)

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