Die DFB-Frauen überzeugen gegen Dänemark in der Nations League. Mit dem verdienten 3:0-Sieg sichert sich Deutschland eine gute Ausgangslage, um sich im kommenden Spiel gegen Wales für das Final Four zu qualifizieren – und so die Chance auf eine Olympiateilnahme zu wahren.

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Wucht, Aggressivität und viel Wille – die DFB-Frauen haben im so wichtigen Nations-League-Spiel gegen Dänemark bewiesen, dass sie sich gegen den negativen Trend stemmen können. Schon mit dem Anpfiff war das zu erkennen.

Dänemark hatte zunächst den Ball. Alexandra Popp und Sydney Lohmann – die beiden offensivsten Spielerinnen im 4-4-2, das auf den offiziellen Aufstellungszetteln zu sehen war – liefen sofort durch und setzten die Gäste unter Druck. Dahinter wurde gut nachgeschoben. Nur wenige Sekunden waren vergangen, da hatte das DFB-Team erstmals Ballbesitz.

Besonders viel anzufangen wusste man damit zunächst nicht. Das dürfte allerdings kaum jemanden überrascht haben, der die Entwicklungen rund um die Nationalelf seit der erfolgreichen Europameisterschaft 2022 verfolgt hat. Insbesondere jene um die ehemalige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

Selbstbewusstsein aufbauen und Zusammenhalt auf dem Platz herstellen – das waren die zwei Ziele, die der Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch vorgegeben hatte. Mit recht einfachen Mitteln und mit Erfolg. Gegen Dänemark war erneut ein Schritt nach vorn zu erkennen.

DFB-Team: Neue Gesichter sorgen für frischen Wind

Das liegt auch daran, dass Hrubesch neuen Gesichtern eine Chance im Nationalteam gegeben hat. Allen voran Sarai Linder. Die 24-Jährige ist die große Gewinnerin der schwierigen Schlussphase dieses Jahres. Über den linken Flügel machte sie in allen Partien kräftig Alarm, unterstützte Klara Bühl auch gegen Dänemark wieder überragend als Anspielstation oder mit raumöffnenden Läufen.

Besonders stark allerdings sind ihre Flanken. Schon beim 5:1-Sieg gegen Wales bereitete sie den wichtigen Führungstreffer nach knapp 25 Minuten per Hereingabe von außen vor. Damals traf Lea Schüller per Kopf, diesmal war Alexandra Popp mit einem anspruchsvollen Kopfball zur Stelle, um Linders Flanke zu vollenden.

Die Hoffenheimerin hat sich beim DFB-Team festgespielt, ist im Verlauf der Spiele auch defensiv stärker geworden und bringt sich mit mutigen Dribblings und Pässen im Spielaufbau ein. Neu dabei war gegen Dänemark auch Elisa Senß, die der Bundestrainer zur Halbzeit für die abermals enttäuschende Sara Däbritz brachte. Gemeinsam mit Sjoeke Nüsken bildete sie ein spielstarkes zentrales Mittelfeld. Ihr erstes Länderspiel war direkt eine Empfehlung für kommende Partien.

Bezeichnend dafür die gemeinsame Balleroberung von Senß und Nüsken sowie der perfekte Schnittstellenpass von Letzterer vor dem 3:0 von Bühl. Ein Tor mit symbolischem Charakter.

Gerade im Mittelfeld tat sich Voss-Tecklenburg zunehmend schwer, eine Konstellation zu finden, die funktioniert – auch weil sie auf die immer selben Namen setzte. Hrubesch wurde durch den Ausfall von Lena Oberdorf zu Veränderungen gezwungen und gab Nüsken den Vorzug, statt Lena Lattwein oder Lina Magull aufzustellen. Die 22-Jährige, die zuvor beim DFB häufig als Innenverteidigerin eingesetzt wurde, zahlte das Vertrauen zurück.

Die formschwache Magull stand nicht mal im 23-köpfigen Nations-League-Kader, auch andere gestandene Mittelfeldspielerinnen suchen ihre Form. Hrubesch bringt mit seinen Personalentscheidungen frischen Wind ins Team – ohne dabei aber auf eine stabile und erfahrene Achse zu verzichten.

DFB-Team: Bekannte Gesichter geben Halt

Denn dass Deutschland sich im Spielverlauf gegen Dänemark so steigern konnte, lag mitunter an den Spielerinnen, die in ihrer Karriere schon fast alles erlebt haben. Marina Hegering und Kathrin Hendrich hatten in der Defensive eine schwierige Aufgabe. Deutschland spielte phasenweise sehr hoch, Dänemark hatte nach Ballgewinnen immer mal wieder Gleich- oder gar Überzahlsituationen in der letzten Linie, die die beiden Wolfsburgerinnen allerdings souverän verteidigten.

Hegering erzielte nicht nur das 2:0 (26.), sondern spielte eine gute Verlagerung nach der anderen. Ein Element, das im von Hrubesch eingeforderten Flügelspiel wichtig ist, um die gegnerische Defensive in Bewegung zu bringen und Räume zu öffnen. Auch Nüsken spielte viele dieser Seitenwechsel, wodurch vor allem Linder und Bühl auf der linken Seite viel Platz hatten.

Und vorn war es abermals Popp, die als Anführerin vorweg ging – als Torschützin sowie als Taktgeberin im Anlaufverhalten. In diesem Team stimmt deutlich mehr als noch vor einigen Wochen. Hrubesch hat es geschafft, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen – mit dem richtigen Mix aus Veränderungen und Bewährtem.

DFB-Team: Viel Arbeit für den Olympia-Traum

Es war klar, dass Hrubesch nicht zaubern würde können. Doch der 72-Jährige hat die richtigen Stellschrauben gedreht. Gegen Dänemark hielt das deutsche Team eine Intensität, die es schon lange nicht mehr gezeigt hat. Eine Laufbereitschaft und eine Geschlossenheit, die in diesem Jahr so oft gefehlt hatte.

Unermüdlich waren die Mittelfeldspielerinnen im Zentrum, aber auch die Angreiferinnen wie Sydney Lohmann, die bei weitem nicht ihren besten Tag erwischte, aber zahlreiche Kilometer abspulte. Eine Einstellung, die auf die rund 19.000 Zuschauerinnen und Zuschauer in Rostock überschwappte. Im Ostseestadion wurde es im Verlauf der Partie immer lauter.

Ein positives Zeichen. Wucht, Aggressivität und viel Wille – das waren die Attribute, die beim Publikum für Begeisterung sorgten. Fußballerisch, auch das war gegen Dänemark zu sehen, gibt es nach wie vor viel Arbeit. "Die Mannschaft hat Potenzial, sie ist noch nicht mal am Limit", sagte auch Hrubesch hinterher im ZDF.

Der Traum von Olympia lebt. Und macht das DFB-Team bis zum Frühjahr weiter Fortschritte im aktuellen Tempo, ist dieser Traum realistisch.

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