- Nach der Trennung von Thomas Tuchel ist der FC Chelsea ins graue Mittelmaß abgestürzt.
- Nationalspieler Kai Havertz stoppte die Talfahrt vorerst mit seinem Siegtreffer gegen Crystal Palace.
- Inmitten des wilden Umbruchs bei den "Blues" gilt der Ex-Leverkusener allerdings als Verkaufskandidat.
Im Fußball geht es schnell, das Geschäft ist unerbittlich. Deshalb war
Eine Antwort gab Havertz jetzt auf dem Platz: Gegen Crystal Palace gelang ihm am Sonntag am 20. Spieltag der Premier League der Treffer zum wichtigen 1:0-Sieg, der zumindest kurzfristig ein bisschen Druck aus dem Kessel nimmt. Es war der erste Dreier in diesem Jahr, mit dem die Londoner eine unheimliche Negativserie stoppten, in der Liga hatte Chelsea zuvor nur eines von neun Spielen gewonnen.
"Unter diesen Umständen nicht einfach"
"Die letzten Wochen waren unheimlich hart. Für alle im Verein ist es unter diesen Umständen nicht einfach", sagte Havertz nach dem Spiel. Denn der im September überraschend vorgenommene Trainer-Wechsel von Thomas Tuchel zu Graham Potter verpuffte, nach einem guten Start folgte der Absturz ins graue Mittelmaß.
Nach dem zwölften Spieltag noch auf einem Champions-League-Rang, begann Mitte Oktober der freie Fall der Londoner. Damals gewann man auch zuletzt ein Auswärtsspiel in der Liga. Dazu schied Chelsea aus Ligapokal und FA Cup aus. Was an Titelträumen bleibt, ist die Königsklasse, da trifft Chelsea im Achtelfinale auf Borussia Dortmund (15. Februar und 7. März).
Neben Havertz ist auch Potter ein Gesicht des Absturzes, und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn der 47-Jährige ist mit tiefen Augenringen inzwischen auch äußerlich gezeichnet. Er geriet zuletzt immer mehr unter Druck, zudem forderten die Fans zwischenzeitlich lautstark die Rückkehr von
Potter kommt aktuell auf einen Punkteschnitt von 1,55. Das ist kaum besser als Guus Hiddink, der die Londoner zwischen 2015 und 2016 interimsmäßig trainierte und mit 1,52 Punkten pro Spiel den schlechtesten Punkteschnitt der letzten 20 Jahre aufweist. Zum Vergleich: Tuchels Schnitt lag bei 2,07.
Potter atmet nach Arbeitssieg auf
Potter war für 17 Millionen Euro aus Brighton gekommen, sollte dem Klub einen neuen Anstrich verleihen, das Team wieder auf Kurs bringen. Stattdessen kam man davon ab - als Tabellenzehnter beträgt der Rückstand auf Tabellenführer FC Arsenal bereits 19 Punkte, zu Champions-League-Platz vier sind es neun Zähler. "Wir sind froh über die drei Punkte", sagte Potter nach dem zähen Erfolg gegen Crystal Palace: "Man muss die Situation, in der wir uns befinden, verstehen. Es wird also nicht immer sensationeller Fußball sein. Die Jungs haben hart gearbeitet."
Die Ambitionen sind aber natürlich andere als Arbeitssiege. "Dieses Jahr hat sich vieles verändert. Wir haben so viele Verletzungen, zehn bis zwölf verletzte Spieler. Heute hatten wir fünf junge Spieler in der Startelf, die im Moment einen wirklich guten Job machen", erklärte Havertz. Gut ist allerdings nicht gut genug, vor allem offensiv nicht. 22 Tore in 19 Spielen sind trotz der Top-Zugänge wie Pierre-Emerick Aubameyang (ein Tor) und Raheem Sterling (vier Treffer) viel zu wenig. Aber dass die lange Verletztenliste einen Großteil der Krise ausmacht, ist nicht von der Hand zu weisen.
425 Millionen Euro für neue Spieler
Deshalb legt die Klubführung um den US-amerikanischen Investor Todd Boehly aktuell nach: Benoit Badiashile (AS Monaco), David Fofana (Molde FK), Andrey Santos (Vasco da Gama), Joao Felix (Atletico Madrid) und Mykhaylo Mudryk von Schachtar Donezk - Letzterer alleine für 100 Millionen Euro - sollen für einen schnellen sportlichen Umschwung sorgen. Damit hat Chelsea seit dem Sommer rund 450 Millionen Euro in den Kader investiert und dafür insgesamt 13 Spieler geholt.
So viele neue Gesichter, dass sich Potter laut "Mirror" inzwischen Sorgen um die Balance im Kader macht, wenn er irgendwann wieder alle Mann zur Verfügung hat. "Wir wollen mehr Siege. Man braucht einen ausgeglichenen Kader. Man braucht einen Kader, der das richtige Maß an Wettbewerb hat", sagte er. Auch das Transferminus von fast 400 Millionen Euro sorgt dafür, dass der Druck hoch bleibt. Ausreden gibt es keine mehr. So ist nun mal das Geschäft.
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Havertz nimmt sich selbst in die Pflicht
Dass er laut "Telegraph" auf der Verkaufsliste der "Blues" steht, lässt Havertz kalt. Auch das gehört zum Geschäft, schließlich muss Chelsea das Minus irgendwie ausgleichen. Havertz nimmt es sportlich und sich selbst in die Pflicht.
"Ich spiele auf der Neun und übernehme die Verantwortung, mehr Tore zu schießen, denn wir müssen als Mannschaft mehr Tore schießen. Ich werde mein Bestes tun, um der Mannschaft zu helfen", versprach er für den weiter andauernden Kampf gegen die Krise. In der Hoffnung, dass es mal wieder schnell geht im Fußball. Diesmal in die andere Richtung.
Verwendete Quellen:
- Mirror: Graham Potter sends warning to Chelsea over transfers despite Mykhaylo Mudryk excitement
- The Telegraph: Exclusive: Chelsea stars face clear-out threat to end era of player power
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