- An TV-Experten beim Fußball scheiden sich traditionell die Geister.
- Auf Christoph Kramer können sich aber viele Zuschauende einigen – er ist bei der WM der beliebteste deutsche Experte.
- Das sind die Gründe für seinen Erfolg.
Als Brasilien im WM-Achtelfinale gegen Südkorea beim zwischenzeitlichen 3:0 durch Richarlison den Ball förmlich ins Tor tanzte, nahm sich
Das sagte Kramer im ZDF über seinen Experten-Kollegen, der zu seiner aktiven Zeit als Top-Verteidiger, aber nicht unbedingt als filigraner Fußballer bekannt war. Ein Seitenhieb, der zeigt: Humor ist ein Faktor, warum Kramer der beliebteste TV-Experte bei der WM in Katar ist.
"Kramer besticht durch ein hohes Maß an Authentizität und Offenheit. Als Spieler und Weltmeister besitzt er eine starke Expertise und besondere Glaubwürdigkeit", sagt der Kommunikationswissenschaftler Christoph Bertling im Gespräch mit unserer Redaktion. "Seine Art, die Dinge sehr klar und schnörkellos zu formulieren, gibt vielen Zuschauern zudem sicherlich die Möglichkeit, vieles klar einzuordnen."
Fakt ist: Kramers Art kommt an. Bei einer repräsentativen Umfrage des Bundesliga-Barometers mit 5.427 teilnehmenden Fans haben satte 66,6 Prozent für den Profi von Borussia Mönchengladbach gestimmt. Er verwies seinen ZDF-Kollegen
Kramer macht den Job seit 2018. Er schafft das, was andere Experten und Expertinnen seltener hinbekommen: Man hört ihm zu, und das gerne. Kramer ist eloquent, kann gut erklären, erzählt spannend, verbunden mit viel Fachwissen und Anekdoten, aber auch mit dem nötigen Augenzwinkern. Phrasen oder leere Worthülsen vermeidet er in der Regel, schafft dafür neue Weisheiten: "Immer Pech ist auch Unvermögen!"
Klare Kante, deutliche Worte
Das Internetmagazin "DWDL" ernannte ihn aufgrund seiner Auftritte bei der EM im letzten Jahr zum Bildschirmhelden 2021 mit dem Urteil: "Klare Kante, klare Worte. Das machte Christoph Kramer zum besten TV-Experten der Fußball-Europameisterschaft." Tatsächlich redet Kramer nicht um den heißen Brei herum, sondern sagt das, was er denkt. Beziehungsweise auch das, was die Fans denken.
Wie zum Beispiel zur Nations League ("Interessiert eigentlich niemanden") oder zur Kritik von Trainer-Legende Arsene Wenger ("Die Aussage ist komplett sinnlos, ganz, ganz großer Schwachsinn"), der sagte, in Katar seien diejenigen Teams schon zum Auftakt erfolgreich gewesen, die "nicht auf politische Demonstrationen fokussiert" gewesen seien.
In einem Interview mit "DWDL" verriet Kramer, dass er beim Fußballschauen mit seinen Freunden auch immer seinen Senf dazugebe. Und er schafft es, den Fernsehzuschauern und -zuschauerinnen genau dieses Gefühl zu vermitteln – als würden sie mit ihm auf der Couch sitzen. Nahbar und humorvoll, ohne bemüht zu wirken oder es zu übertreiben. Und ohne nur das zu erzählen, was man eh schon selbst gesehen hat.
Ein weiteres Erfolgsgeheimnis: Er bereitet sich nicht extra vor, macht sich keine Notizen. "Wenn ich mich auf etwas einstellen würde, hätte ich automatisch einige Sachen im Kopf, die ich unbedingt sagen will. Das kommt dann allerdings sehr aufgesagt rüber", sagt er. Kramer weiß, dass es ein schmaler Grat sein kann, als Noch-Profi aktuelle Kollegen zu beurteilen. "Ich empfinde das aber nicht als Problem, weil ich den Job mit Respekt und dem nötigen Anstand mache", so Kramer. Die Ausführungen sind deshalb nicht laut und krawallig, aber auch nicht langweilig oder zu vorsichtig.
"Wie Klopp, nur ohne Verbissenheit"
Was ihn ebenfalls auszeichnet, ist seine Gelassenheit. Er bewege sich in einer Komfortzone, sagt er selbst. "Wenn mir Jochen Breyer eine Frage stellt, kann ich sie schlimmstenfalls nicht beantworten - und das sage ich dann auch. Was soll schon passieren? Wenn das schon der Worst Case ist, dann gibt es wirklich keinen Grund, aufgeregt zu sein."
Das Magazin "11 Freunde" lobte Kramer auf seine eigene Art. Kramer sage immer direkt vor oder nach Mertesacker die viel interessanteren Sachen zu den gleichen Themen, hieß es in der Kritik zu den deutschen TV-Experten. "Außerdem kann er – das unterscheidet ihn auch von ein paar anderen Experten – wunderbar über sich selbst lachen. Kurz gesagt: Kramer ist fachlich super und in guten Momenten richtig lustig. Erinnert in seinem Mix aus Fachwissen und sozialer Intelligenz ein bisschen an den Übermenschenfänger Klopp, nur ohne die Verbissenheit."
Dafür aber mit Mertesacker an seiner Seite. Denn die Kombination mit dem manchmal etwas steifen, dafür seriösen, sachlichen und nüchternen Norddeutschen ist ein Volltreffer. Kramer funktioniert auch alleine, doch zusammen ergänzen sich die beiden mit ihrer jeweils eigenen Art prima. Sie spielen sich die Bälle zu, zoffen sich auch mal. Ein bisschen so wie eine moderne Version von Gerhard Delling und Günter Netzer in der ARD, mit dem Erfolgsrezept von damals ausgestattet: Authentizität. In Zeiten eines absurden Fußball-Geschäfts und einer absurden WM ist das wohl der wichtigste Faktor.
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Verwendete Quellen:
- dwdl.de: Christoph Kramer über seinen ZDF-Job: "Was soll schon passieren?"
- sport1.de: Dieser WM-Experte überzeugt die Fans
- 11freunde.de: Sag niemals Schweini
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