Die Anwälte von Günter Netzer sagen den Auftritt des Ex-Nationalspielers als Zeuge im Sommermärchen-Prozess vor dem Landgericht in Frankfurt am Main ab. Eventuell aber ist er zu einer Aussage per Video-Schalte bereit. Derweil sorgt die Aussage des einstigen Finanzdirektors des DFB für Aufsehen.

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Im Sommermärchen-Prozess wird der für den 23. Mai vorgesehene Zeugen-Auftritt von Ex-Nationalspieler Günter Netzer ausfallen. Wie Richterin Eva-Marie Distler am 16. Mai mitteilte, hätten die Anwälte des 79-Jährigen sein Erscheinen vor dem Landgericht Frankfurt ohne Angabe von Gründen abgesagt. Eine Antwort auf die Anfrage zur Bereitschaft für eine Aussage per Videoschalte sei derweil noch offen.

Der am 6. Mai vertagte Zeugenauftritt des ehemaligen DFB-Präsidenten Fritz Keller wurde auf den 11. Juli verschoben. Die früheren Fifa-Funktionäre Sepp Blatter und Urs Linsi hätten laut vorsitzender Richterin ihre Bereitschaft für eine Zeugenaussage per Videoschalte gegeben, hierfür würden aber noch finale Zusagen der Schweizer Behörden fehlen.

Sieben Millionen Euro "auf Zuruf"

Am 16. Mai stand die Aussage des ehemaligen DFB-Finanzdirektors Stefan Hans im Fokus. Der 62-Jährige teilte mit, einst "auf Zuruf" eine Tisch-Sondervorlage für eine Zahlung von sieben Millionen Euro erstellt zu haben. Diese sei per Handnotiz von Theo Zwanziger wegen Personal- und Sachkosten später um 300.000 Euro auf die ominöse Summe von 6,7 Millionen Euro reduziert worden.

Einen Vertrag mit der Fifa habe es damals noch nicht gegeben. "Ich bin davon ausgegangen, dass es dazu später noch einen Vertrag gibt", sagte Hans aus. Er sei im Nachgang "überrascht" worden, "dass es daneben noch einen Vorgang mit der gleichen Summe gegeben hat". Er habe sich "ein Stück weit" vorgeführt gefühlt und sei entsprechend "verärgert" gewesen.

Drei frühere DFB-Präsidenten müssen sich verantworten

In Frankfurt stehen drei frühere DFB-Spitzenfunktionäre vor Gericht. Den ehemaligen Präsidenten Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie dem langjährigen Generalsekretär Horst R. Schmidt werden "Hinterziehung bzw. Beihilfe zur Hinterziehung von Körperschaftsteuer, Solidaritätszuschlag, Gewerbesteuer und Umsatzsteuer für das Jahr 2006 in Höhe von über 13,7 Millionen Euro zugunsten des DFB" zur Last gelegt.

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Niersbach, Zwanziger und Schmidt, die wie der verstorbene Franz Beckenbauer dem WM-Organisationskomitee angehörten, weisen die Vorwürfe zurück. Die Ermittlungen zu den undurchsichtigen Geldflüssen rund um die WM 2006 ziehen sich bereits mehrere Jahre hin. In Frankfurt geht es um die 6,7 Millionen Euro, die als Betriebsausgabe für eine Gala deklariert wurden.

Ungeklärter Geldfluss über Franz Beckenbauer

Das Geld wurde 2005 vom Organisationskomitee über den Weltverband Fifa mutmaßlich an den inzwischen verstorbenen früheren adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überwiesen. Exakt diese Summe war drei Jahre zuvor offenkundig in Form von Vorleistungen von Beckenbauer und Louis-Dreyfus an den früheren Fifa-Funktionär Mohamed bin Hammam nach Katar geflossen. (sid/hau)

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