Schlechter Verlierer oder das beklagenswerte Opfer überharter Schweizer? Brasiliens Superstar Neymar holt nach dem enttäuschenden Remis zum WM-Auftakt zum Rundumschlag aus. Der Schiedsrichter hätte ihn nicht ausreichen gegen die aggressiven Schweizer geschützt - und überhaupt: Das Remis hätte sich die Eidgenossen ohnehin nicht verdient.

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Es war schon weit nach Mitternacht, als Brasiliens Superstar Neymar doch noch seinen großen Auftritt hatte.

Die gelbe Baseballmütze mit dem eigenen Namenszug tief ins Gesicht gezogen, humpelte der teuerste Fußballer der Welt nach dem enttäuschenden Auftaktremis gegen die Schweiz frustriert aus der WM-Arena in Rostow am Don, als wolle er sagen: Schaut her, wie hart man mich rangenommen hat.

Neymar: "Schweiz hat Remis nicht verdient"

"Die Spieler wurden getauscht, um die Fouls zu begehen. Wenn die Schiedsrichter darauf nicht ihre Aufmerksamkeit lenken, ist das schlecht für den Fußball", beschwerte sich der Stürmer vom französischen Topclub Paris Saint-Germain nach dem 1:1 (1:0) und giftete: "Die Schweiz hat das Unentschieden nicht verdient."

Die wackeren Eidgenossen focht das nicht an. "Neymar liegt immer am Boden", sagte Gegenspieler Valon Behrami. Und Torhüter Yann Sommer vom Bundesligisten Borussia Mönchengladbach stellte fest: "Wir haben es ihm schwer gemacht, weil wir ihm auf den Füßen gestanden und nicht viel Platz gelassen haben. Ich glaube, er hatte nicht viel Spaß."

Das war noch untertrieben. Neymar war genervt und am Ende zermürbt. Gleich zehnmal wurde er von den Beinen geholt - so oft wie kein anderer Spieler in einem WM-Spiel seit 20 Jahren. 1998 hatte es Englands Alan Shearer elfmal erwischt.

So wurde es nichts mit der großen Zaubershow, die sich die ganze Fußball-Nation von Neymar erhofft hatte.

Der 26-Jährige, der nach einer Ende Februar erlittenen Fußverletzung mit anschließender Operation erst kurz vor der Weltmeisterschaft sein Comeback gegeben hatte, konnte dem Spiel des fünfmaligen Weltmeisters am Sonntagabend zum Start in die WM-Mission, die am 15. Juli in Moskau mit dem sechsten Titel enden soll, nicht den erhofften Glanz verleihen.

Viel Spott im Netz: Neymar wie "ein Ronaldo auf Steroiden"

Ein Tänzchen hier, ein Trick dort - am Ende blieb im Spiel des 222-Millionen-Mannes vieles Selbstzweck. In den sozialen Medien brachte ihm dies nur Hohn und Spott ein

"Es ist so nervig Neymar zuzuschauen. Mit seiner Schauspielerei wirkt er wie ein Cristiano Ronaldo auf Steroiden", schrieb ein User. Und ein anderer forderte: "Hör auf mit den Albernheiten."

Nur einmal blitzte Neymars Torgefahr auf, als er kurz vor Schluss per Kopf den Siegtreffer vergab. "Ich muss nur versuchen, Fußball zu spielen", räumte er ein.

"Ich denke, dass wir uns auf jeden Fall verbessern können. Das war auch ein Spiel, um daran erinnert zu werden, dass bei einer Weltmeisterschaft nichts einfach ist."

Brasilien-Coach Tite sicher: "Es war ein Foul"

Neymars Frust wurde noch durch das Ausgleichstor von Steven Zuber (50. Minute) gesteigert, dem ein Schubser des Hoffenheimers gegen Innenverteidiger Miranda vorausgegangen war. "Ich denke, das war ein Foul. Hier sind vier Offizielle, vier Profis arbeiten für solche Dinge. Wenn sie ihre Arbeit nicht machen, ist das ihr Problem", kritisierte Neymar.

Auch Brasiliens Trainer Tite haderte mit dem Video-Assistenten, der in der entscheidenden Szene nicht eingegriffen hatte. "Es war ein Foul. Aber es gibt keine Möglichkeit, zu protestieren", schimpfte Tite.

Als Ausrede für den mageren Punkt wollte er dies jedoch nicht gelten lassen. "Ich will nicht nach Entschuldigungen suchen. Wir hätten kühleren Kopf bewahren müssen. Uns hat die letzte Konsequenz gefehlt", monierte der 57-Jährige und fügte hinzu: "Natürlich bin ich nicht zufrieden, denn ich hatte einen Sieg erwartet."

Dass es trotz des Traumtors von Philippe Coutinho (20. Minute) vor 43.109 Fans nicht zu drei Punkten reichte, lag in erster Linie an den Brasilianern selbst. "Bis zum Führungstor war Aggressivität und Attraktivität im Spiel", stellte Tite fest.

"Doch dann haben wir uns zurückgezogen. Das war nicht unsere Spielweise." Zu der wollen Neymar & Co. nun im zweiten Gruppenspiel am kommenden Freitag gegen Costa Rica finden. (szu/dpa)

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