Die WM-Gastgeberinnen aus Australien rund um Superstar Sam Kerr sind ausgeschieden. Vor einer eindrucksvollen Kulisse in Sydney mussten sich die "Matildas" England geschlagen geben. Auf diese warten im Finale am Sonntag die Spanierinnen.
Englands Fußballerinnen haben bei der Weltmeisterschaft die Titelträume von Australiens "Matildas" platzen lassen. Die Europameisterinnen zogen mit einem 3:1 (1:0)-Sieg am Samstag in einem hart umkämpften Halbfinale von Sydney gegen das Team des Mit-Gastgebers erstmals ins Endspiel ein. Ella Toone (36. Minute), Lauren Hemp (71.) und Alessia Russo (86.) erzielten vor 75.784 Zuschauern im Stadion von Sydney die Tore und versetzten die australische Sport-Nation in Trauer.
Superstar Sam Kerr hatte in der 63. Minute für den viel umjubelten zwischenzeitlichen Ausgleich gesorgt. Das Team der niederländischen Trainerin Sabrina Wiegman fordert nun im Finale am Sonntag (12:00 Uhr MESZ/ZDF) ebenfalls in Sydney Spanien. Den tief enttäuschten Australierinnen bleibt zum Abschluss ihres mitreißenden Turniers immerhin das Spiel um Platz drei gegen Schweden am Samstag (10:00 Uhr MESZ/ARD) in Brisbane.
Derweil greifen die Engländerinnen, 2015 Dritte und 2019 Vierte, ein Jahr nach ihrem Triumph bei der Heim-EM nach ihrem ersten WM-Stern. Für die 53 Jahre alte Wiegman, die einzige verbliebene Trainerin im Turnier und mit den Niederlanden 2017 Europameisterin und 2019 WM-Zweite, wird es die vierte Endspiel-Teilnahme bei einem großen Turnier in Folge.
Australiens Superstar Kerr erstmals in der Startelf
Erstmals bei dieser WM stand Kerr in der Startelf und führte ihr Team als Kapitänin aufs Spielfeld. Die 29 Jahre alte Stürmerin vom FC Chelsea hatte in der Vorrunde wegen einer Wadenverletzung gefehlt und war danach nur als Joker eingesetzt worden. Sie musste sich gleich einiger überharter Einsätze der Engländerinnen erwehren.
Die erste dicke Chance vergab die einzige Bundesliga-Spielerin dieses Halbfinals: Bayern-Profi Georgia Stanway scheiterte an Australiens Torhüterin Mackenzie Arnold. Die Engländerinnen agierten ballsicherer und Angriffs-freudiger als die Matildas, die euphorisiert von der Begeisterung im Lande mit großer Leidenschaft zu Werke gingen. Trainer Tony Gustavsson hatte die historische Dimension so erklärt: "Ich glaube, dieses Team kann die nächste Generation inspirieren, es kann ein Erbe hinterlassen, das viel größer ist als Fußball."
Für Schlagzeilen hatte unmittelbar vor der Partie ein Vorfall beim geheimen Abschlusstraining der Engländerinnen gesorgt: Die Übungseinheit wurde offenbar aus der Luft gefilmt. Nach Angaben der australischen Zeitung "Daily Telegraph" ist das Blatt selbst für die veröffentlichten Bilder verantwortlich. "Wenn Englands Löwinnen dachten, sie würden einfach unter dem Radar in das Halbfinale der Weltmeisterschaft fliegen, erlebten sie einen herben Schock. Wir haben den Hubschrauber hochgeschickt, um zu sehen, wie sich der alte Feind vorbereitet", hieß es in markigen Worten: "Willkommen im Dschungel, Löwinnen, wir haben Spaß und Spiel."
England nutzt Abwehrpatzer
Die Lionesses ließen sich aber von der lautstarken Kulisse im Stadion wenig beeindrucken. Zwar musste Abwehrroutinier Lucy Bronze nach einer halben Stunde gegen Hayley Raso retten, doch dann ließ Toone die australischen Fans erst mal verstummen: Nach einem Einwurf zeigte sich die Heimelf unsortiert, Russo legte für Toone auf und die Nummer 10 der Engländerinnen hämmerte den Ball zur Führung in den Torwinkel.
Etwas überraschend kam der Ausgleich bei einem Konter durch Kerr: Sie zog aus gut 20 Metern einfach ab und düpierte Torhüterin Mary Earps - ihr 64. Tor im 124 Länderspiel. Doch Hemp nutzte kurz darauf einen Abwehrpatzer von Ellie Carpenter und drehte nach ihrem Treffer jubelnd ab. Die Australierinnen warfen noch einmal alles nach vorn, hatten sogar noch Chancen durch Kerr, rannten dem Rückstand aber vergebens hinterher. Besonders dürfte sich Englands Top-Scorerin Lauren James über den Erfolg gefreut haben: Die für zwei Spiele gesperrte Offensivspielerin darf im Finale wieder auflaufen. (dpa/lh)
Lesen Sie auch: Spanien im Finale! 80 Minuten passiert nichts - dann eskaliert die Partie
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.