Billie Jean King ist nicht nur eine Tennis-Legende, sondern auch im Kampf für mehr Gleichberechtigung eine Ikone. Am Mittwoch wird sie 80 Jahre alt und setzt sich weiterhin unermüdlich für ihre Ziele ein. Denn, auch wenn sie schon viel erreicht hat: Luft nach oben gibt es immer.

Ein Porträt
Dieser Text enthält neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Andreas Reiners sowie ggf. von Expertinnen oder Experten. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Das Federkostüm stand Billie Jean King wunderbar. Auch wenn alles an dem Huhn "Royal Hen" überdimensioniert war, wie sich das für die US-Fernsehshow "The Masked Singer" eben gehört. Elton John hat ganz sicher seine helle Freude gehabt, denn King gab "Philadelphia Freedom" zum Besten. Den Hit, den der Popstar 1975 für den Tennisstar schrieb. Sie gab einst zu, dass sie den Song "innerhalb der ersten drei Noten liebte". Und sie prophezeite korrekterweise, dass er ein Nummer-1-Hit werden würde. Fast 50 Jahre später fürchtete sie allerdings mit einem Augenzwinkern, dass er ihr für die Performance "das Leben zur Hölle machen" werde.

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Natürlich wird ihr guter Freund Elton John das nicht tun. "Ich habe wirklich Glück", erklärte sie, nachdem sie im Oktober in der Show demaskiert wurde. "Er sagte: 'Ich möchte einen Song für dich schreiben', und ich sagte: 'Was?' Und dann sagt er: 'Wie sollen wir ihn nennen?' Ich: 'Ich weiß nicht', und er: 'Wie wäre es mit Philadelphia Freedom?' Ich: 'Das wäre das größte Geschenk für die Menschen in Philadelphia, wenn du das machen würdest.' Und wenn man nach Philadelphia fährt, spielen es immer noch alle. Es ist ihre Hymne." Und weiterhin auch ihre, zu ihrem 80. Geburtstag am Mittwoch noch ein bisschen mehr.

Die "Queen" auf den Tennisplätzen holte zahlreiche Titel

Denn sie war nicht einfach nur ein Tennisstar, der zahlreiche Titel sammelte, ob nun im Einzel, Doppel oder Mixed. 129 Einzel-Turniere gewann sie, darunter zwölf Grand Slams, 39 sind es sogar insgesamt in allen Wettbewerben. Beim Fed Cup war sie mit dem US-Team siebenmal siegreich, der Weltverband ITF benannte den Wettbewerb 2020 in Billie Jean King Cup um. Und King war es auch, die mit ihrem damaligen Ehemann Larry King die Idee einer Tennistour für Frauen entwickelte. Das Ergebnis war die Women's Tennis Association (WTA), die sie gemeinsam mit acht Mitstreiterinnen (zusammen "The Original 9") 1970 ins Leben rief und 1973 endgültig gründete.

Die "Queen" auf den Tennisplätzen, auf denen sie ab Ende der 1960er Jahre dominierte, war nämlich gleichzeitig auch Revoluzzerin, geprägt von ihrem Vater Bill Moffitt, der im Zweiten Weltkrieg in der US Navy diente und später als Feuerwehrmann in ihrer Heimatstadt Long Beach arbeitete. Er gab seinen Kampfgeist, seine Durchsetzungskraft und seinen Sinn für Gerechtigkeit an die Tochter weiter. Die wurde im Laufe der Jahre zum Idol, zur Identifikationsfigur und zur Ikone für eine ganze Generation.

"Billie Jean lehrt uns, dass wir alle eine Entscheidung treffen müssen, wenn unsere Rechte auf dem Spiel stehen."

Michelle Obama

Denn sie setzte sich vehement für mehr Gleichberechtigung ein, wollte zum Beispiel, dass Frauen im Tennis genauso viel Preisgeld bekommen wie die Männer. Sie gewann 1973 in Wimbledon die "Triple Crown", also Titel im Einzel, Doppel und Mixed. Dafür bekam sie insgesamt 3.550 Pfund. Herren-Sieger Jan Kodes aus der CSSR hingegen 5.000 Pfund. Die US Open zahlten bereits ab 1973 die gleichen Preisgelder, seit 2007 sind bei allen vier Grand-Slam-Turnieren die Preisgelder für Frauen und Männer gleich.

Billie Jean King: Mut, Leidenschaft und vor allem Überzeugung

"Billie Jean lehrt uns, dass wir alle eine Entscheidung treffen müssen, wenn unsere Rechte auf dem Spiel stehen", sagte die frühere First Lady Michelle Obama im Sommer bei den US Open zum 50. Jahrestag des gleichen Preisgelds für Männer und Frauen. "Lasst uns nicht vergessen, dass es hier um mehr geht als um den Gehaltsscheck eines Champions", sagte Obama. "Es geht darum, wie Frauen in dieser Welt gesehen und wertgeschätzt werden."

Dass sich in der Hinsicht Dinge zum Positiven veränderten, erreichte King durch Mut, Leidenschaft und vor allem Überzeugung, sie prägte dadurch nicht nur den Sport, sondern auch die Rechte und Selbstbestimmung von Frauen sowie von Schwulen und Lesben. 1981 outete sie sich als erste Profisportlern als homosexuell, auch wenn ihr damals davon abgeraten wurde. Doch sie wollte nicht lügen. Heute sagt sie auf die Frage, ob sie rückblickend etwas anders machen würde: Ja, sich früher outen. 2018 heiratete sie ihre langjährige Partnerin Ilana Kloss. Sie redet nicht nur, sie macht und geht mit guten Beispielen voran. Und bleibt sich dabei treu. Ihr Rat: Man sollte den Schritt erst dann gehen, wenn man sich auch wirklich bereit dazu fühlt.

Billie Jean King, Tennis, Sport
Die Tennislegende Billie Jean King gemeinsam mit Bobby Riggs während des "Battle of the Sexes"-Matches im Astrodome in Houston, Texas, am 20. September 1973. © picture alliance/Everett Collection/CSU Archives

Ebenso legendär wie einflussreich ist Kings Rache am sogenannten "Muttertags-Massaker" 1973. Kings Freundin Margaret Court unterlag damals in einem Schaukampf dem dreimaligen Wimbledonsieger Bobby Riggs – ein Chauvinist, wie er im Buche steht. Er war in den 1930er-Jahren erfolgreich und vertrat die Meinung, dass Frauen im großen Sport nichts verloren hätten, sagte Sätze wie: "Für Frauen spielen Frauen ganz gut Tennis. Aber wenn sie einem Mann gegenüberstehen, selbst einem alten Sack wie mir, haben sie große Probleme". Mit seinen 55 Jahren wollte er beweisen, dass Männer den Frauen stets überlegen sind. Im "Battle of the Sexes" am 20. September 1973 wurde der Geschlechterkampf zwischen King und Riggs förmlich zelebriert. Im Astrodome in Houston schauten 30.000 Menschen zu, vor den Fernsehern sollen es weltweit gar bis zu 90 Millionen gewesen sein.

"Battle of the Sexes": Die Klischees wurden bedient

Und es wurden alle Klischees bedient. King wurde von halbnackten Männern auf einer ägyptischen Trage auf den Platz gebracht, Riggs gab den Super-Macho – der eine Lektion erhielt. Denn die damals 29 Jahre alte Nummer eins der Welt besiegte Riggs 6:4, 6:3, 6:3 und nutzte das Match als Plattform, um für die Gleichberechtigung zu kämpfen. Wohl wissend, dass eine Niederlage die Frauen um Jahre zurückgeworfen hätte.

"Es war ein geschichtsträchtiger Moment", sagte King einmal. Es ging bei diesem hollywoodreifen Match – 2017 wurde "Battle of the Sexes" mit Emma Stone und Steve Carell in den Hauptrollen verfilmt – aber nicht nur um Frauen, sagt King heute. "Es ging eigentlich auch um Männer. Denn die Männer begannen sich ein wenig zu verändern. Männer denken heute viel mehr an ihre Töchter als früher. All diese Dinge summieren sich", sagte sie der Nachrichtenagentur AP.

Doch es gibt weiterhin viel zu tun, weshalb sich King auch mit 80 Jahren noch leidenschaftlich engagiert. "Wir sind sozusagen an einem Wendepunkt angelangt", sagte sie. "Die Leute sehen den Frauensport als eine großartige Investition an". Als Vorkämpferin geht sie natürlich wie immer voran, sie ist Investorin bei den Fußballerinnen des Angel City FC und bei einer neuen Eishockey-Profiliga für Frauen.

Immer noch Luft nach oben

Was würde sie sich für die Zukunft des Frauensports wünschen? "Mehr", sagt King. "Wir müssen dafür sorgen, dass wir Mädchen schon früh an den Sport heranführen. Es geht um die Gesundheit, mehr als alles andere. Mehr Jobs, mehr alles. Women of Color und Vielfalt sind wirklich wichtig." Und Aufmerksamkeit. Auch da gibt es noch Luft nach oben. "Wir bekommen nur fünf Prozent der Medien. Dort ist das Geld zu finden. Wenn Sie sich abends eine Sportsendung ansehen, zählen Sie einfach, wie viele Minuten auf Männer und wie viele Minuten auf Frauen entfallen. Wir sind bei fünf Prozent. Das müssen wir ändern", sagte King. Sie kämpft auch mit 80 noch leidenschaftlich mit. Zur Not auch verkleidet als überdimensionales Huhn.

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