Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen: Die Vierschanzentournee ist ein Klassiker im Wintersport. Ex-Skispringer Severin Freund erklärt, worauf es auf den Schanzen ankommt.
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Es war neben Olympia-Gold mit dem Team 2014 und dem WM-Sieg von der Großschanze 2015 der größte Erfolg seiner Karriere, die der Gesamtweltcupsieger der Saison 2014/15 im März 2022 beendet hat. "Diese neun Tage sind meist losgelöst vom Weltcup", erzählt der TV-Experte des ZDF.
Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Freund, was die vier Schanzen ausmacht. Und was die Springer am jeweiligen Schanzentisch erwartet.
Oberstdorf, Skisprungstadion am Schattenberg
Seit 1953 steigt das Auftaktspringen im Allgäu. "Das Stadion ist gewaltig. Die Zuschauer machen eine Mega-Stimmung", sagt Freund: "Du weißt sofort, dass du bei der Tournee bist." Im Vorjahr war das Skisprungstadion der Schattenbergschanze mit 25.500 Zuschauern ausverkauft. Der Turm der 2003 sanierten Schanze ist in der Spitze 44 Meter hoch, der Schanzentisch liegt am Hang 3,38 Meter über dem Boden. Die Anlauflänge beträgt 108 Meter.
"Die Schanze hat einen harmonischen Anlauf. Auch die Flugkurve ist angenehm. Wenn ein Sportler genug Speed in den Hang bringt, kann er den anderen Springern direkt ein paar Meter abknöpfen", erklärt Freund.
Zur Einordnung: In Oberstdorf sind Anlaufgeschwindigkeiten über 90 km/h möglich. Freund verweist auf einen alten Spruch: "Du kannst die Tournee in Oberstdorf nicht gewinnen, aber du kannst sie verlieren. Der Spruch stimmt. Wenn du in Oberstdorf zu viele Meter liegen lässt, wird der Rucksack zu groß."
Garmisch-Partenkirchen, Große Olympiaschanze
Auf der 1921 erbauten und 2007 für kolportiert 15 Millionen Euro umgebauten Schanze findet traditionell das Neujahrsspringen statt. "Die Große Olympiaschanze kann kompliziert sein. Man hat deutlich mehr Radiusdruck. Heißt: Der Anlauf ist steiler, man hat mehr Druck im Sprungradius", erklärt Freund. Die Folge: Die Springer haben eine niedrigere Flugkurve, werden von der Schwerkraft regelrecht nach unten an den Hang gezogen.
Auch der Absprung sei knifflig, erzählt der frühere DSV-Adler: "Der Schanzentisch ist sehr kurz. Es geht um die beste Kombination: Aggressiv genug und gleichzeitig weit genug vorne am Tisch zu sein. Die Ruhe zu haben, sich auf Höhe treiben zu lassen. Bei mir war ein Knackpunkt, dass ich überdreht habe." Er rät: Nicht zu viel auf Geschwindigkeit gehen, ansonsten komme "man nicht mehr vom Hang weg. Dann fliegt man zu flach am Hang", erklärt er und warnt vor tückischen Windverhältnissen: "Vom Slalomhang kommt gerne Seitenwind."
Innsbruck, Bergiselschanze
Die 1964 gebaute und 2001 sanierte Schanze genießt über Tirol hinaus Kultstatus. "Immer wieder vorentscheidend. Als deutscher Springer ist es das erste Springen auswärts. Da merkst du schnell, auf welcher Seite die Zuschauer sind", sagt Freund: "Es ist zwar die kleinste Schanze der Tournee, aber jene, auf der am meisten passieren kann." Der Grund: knifflige Windverhältnisse.
Schließlich sei die Schanze "auf einen Hügel draufgesetzt. Wenn windige Bedingungen herrschen, etwa Föhn, kommt sehr viel zusammen", erzählt er: "Es ist die einzige Schanze, die in einem Kessel liegt und einen Gegenhang hat. Diese Bedingungen können viel durcheinanderwirbeln."
Der richtige Zeitpunkt für den Absprung sei maßgeblich, erklärt er. "Die Schanze ist kürzer (Anlauflänge: 91,50 Meter, d. Red.) und man kann nicht so viel Geschwindigkeit für den Sprung aufnehmen. Deshalb ist entscheidend, dass man genug Druck am Schanzentisch hat, um 130 Meter zu springen. Und nicht 123 Meter."
Bischofshofen, Paul-Außerleitner-Schanze
Mit einer Anlauflänge von 118,50 Metern ist es die längste Schanze. "Eine Schanze für Flieger. Hier sind weite Flüge über 140 Meter möglich. Die Schanze hat mit Abstand den flachsten Anlauf im Weltcup. Deswegen bekommst du als Springer recht wenig Feedback von der Schanze. Du musst sehr genau wissen, wo dein Schwerpunkt ist", erklärt Freund.
So sei es schwer abzuwägen, wie weit es bis zum Schanzentisch ist. "Deswegen sind die Springer in Bischofshofen am Tisch gerne mal zu früh dran", sagt er und schwärmt von der Flutlicht-Atmosphäre auf der Naturschanze. Freund weiß: "Da geht es um die Wurst."
Verwendete Quellen
- Interview mit Ex-Skispringer Severin Freund
- Website der Vierschanzentournee
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