Während sich CDU-Politiker wie Thorsten Frei, Mario Voigt und Michael Kretschmer zuletzt offen gegenüber einer möglichen Zusammenarbeit mit dem BSW in Thüringen zeigten, machte Roderich Kiesewetter aktuell bei "Markus Lanz" deutlich, warum dies seiner Partei einen großen Schaden zufügen würde.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Natascha Wittmann dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Eine Zusammenarbeit mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht gilt als höchst umstritten. CDU-Politiker Roderich Kiesewetter redete sich am Donnerstag bei "Markus Lanz" in Rage, als er die Gefahren der noch jungen Partei aufzeigte und sagte, dass eine Koalition zwischen Union und BSW nicht vertretbar ist.

Mehr aktuelle News

Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Die Union steht vor einer schwierigen Aufgabe nach den Landtagswahlen im Osten. Sowohl mit der AfD als auch mit der Linken ist eine Zusammenarbeit unmöglich. Auch mit den Grünen sieht CDU-Chef Friedrich Merz keine gemeinsame Linie. Und eine Koalition mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht? Laut CDU-Politiker Thorsten Frei gebe es hier zumindest Schnittmengen im Bereich Bildung, Migration und Wirtschaft.

Grund genug für Markus Lanz, am Donnerstag über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Union und BSW zu sprechen und einen unüberwindbaren Graben aufzuzeigen: die Außenpolitik und den Umgang mit der Ukraine.

Das sind die Gäste

  • Roderich Kiesewetter, CDU-Politiker: "Das 'Bündnis Sahra Wagenknecht' ist konstruiert, um SPD und Union auszuhöhlen"
  • Corinna Milborn, Politologin: "Alle Parteien außer der FPÖ sind für die Unterstützung der Ukraine"
  • Gerald Knaus, Migrationsexperte: "Das ganze System, insbesondere Dublin, ist kaputt. Wir haben an der europäischen Außengrenze eine Opferbilanz wie in einem Krieg"
  • Veit Medick, Journalist: "In Merz' Umfeld macht sich gerade eine Menge Ärger breit, denn Roderich Kiesewetter ist ein freier Radikaler"
Markus Lanz, Roderich Kiesewetter, Corinna Milborn, Veit Medick, Gerald Knaus
Bei Markus Lanz (l.) waren am Donnerstagabend (v.l.n.r.) Roderich Kiesewetter, die Politologin Corinna Milborn, Journalist Veit Medick und Migrationsexperte Gerald Knaus zu Gast. © ZDF / Cornelia Lehmann

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Zu Beginn der Sendung wies Markus Lanz auf das schlechte Ergebnis der CDU bei der Landtagswahl in Brandenburg hin. "Wie ist das zu erklären?", wollte der Moderator wissen. CDU-Politiker Roderich Kiesewetter sprach daraufhin sichtlich genervt von einem "sehr personalisierten Wahlkampf", bei dem es der Union nicht gelungen sei, "Haltung und Orientierung zu geben". Kiesewetter ergänzte mit ernster Miene: "Ich habe sehr deutlich gesagt, dass es falsch ist, BSW und AfD Raum zu geben und darunter haben wir gelitten."

Eine Steilvorlage für Lanz, der darauf aufmerksam machte, dass selbst Michael Kretschmer vor der Landtagswahl in Brandenburg nicht für seinen CDU-Kollegen, sondern für SPD-Politiker Dietmar Woidke geworben hatte. Kiesewetter gab daraufhin zwar zu, dass die Aussage von Kretschmer "die ganze Parteiführung irritiert hat", dennoch sei schon länger bekannt, dass Kretschmer "laut Friedrich Merz eine eigene Sonder-Meinung" hat, "die nicht der Mehrheit der Fraktion, nicht der Mehrheit der CDU entspricht. (...) Und Kretschmer kokettiert ja auch damit." Eine Aussage, die Lanz stutzig machte: "Wenn Sie sich nicht mal selber einig sind in Ihrem eigenen Laden - welchen Wahlkampf hätte man denn da machen sollen?"

Roderich Kiesewetter machte daraufhin deutlich, dass der Fokus stärker auf dem "Opfer Ukraine" hätte liegen müssen. "Die Menschen brauchen Orientierung und klare Haltung und sie wollen kein Wischiwaschi. Und deswegen habe ich mir gewünscht, dass wir im Vorfeld sehr klar sagen: Die Union steht an der Seite der Ukraine."

Journalist Veit Medick reagierte skeptisch und stellte fest, dass das Thema Ukraine innerhalb der CDU "ein ziemlich unangenehmes Thema" ist. Kiesewetter konterte prompt: "Das ist überhaupt nicht unangenehm!" Medick blieb dennoch bei seiner Meinung: "Mir fällt es ehrlich gesagt (...) ziemlich schwer, da den klaren Kurs in der CDU zu erkennen." Darauf entgegnete Kiesewetter beleidigt: "Ich sehe den klaren Kurs eindeutig."

Veit Medick stichelte zurück, dass es zwei Lager in der Union gebe: ein Lager, das sich für die Unterstützung der Ukraine starkmache und ein Lager mit Kretschmer und Mario Voigt, das sich für Friedensverhandlungen ausspreche. "Und dann gibt es in der Mitte Friedrich Merz, der mal so ein bisschen 'kiesewettert' und mal so ein bisschen 'kretschmert'." Roderich Kiesewetter widersprach dem jedoch vehement und stellte klar, dass Mario Voigt "nicht im selben Lager wie Kretschmer" ist, "der eine wirkliche Minder-Meinung hat". Der CDU-Mann weiter: "Die Union ist da nicht in Lager aufgeteilt, sondern sie steht mehrheitlich (...) sehr klar an der Seite von Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung für die Ukraine."

Das ist das Rede-Duell des Abends

Ähnlich knallhart sprach Kiesewetter auch über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Union und BSW. Als er eine Koalition ganz klar ausschloss, sagte Lanz irritiert: "Herr Kiesewetter, Gespräche führt man doch jetzt nicht in der Absicht, um am Ende kein Ergebnis zu haben." Der Politiker entgegnete daraufhin: "Herr Lanz, wenn am Ende eine Koalition rauskommt, wird die Union darunter leiden, wird einen großen Schaden haben."

"Also Sie sagen, es wird nicht dazu kommen?", hakte Lanz nach. Kiesewetter erklärte: "Das weiß ich nicht, aber es wird einen großen Schaden für die Union geben. Weil das Ziel des BSW natürlich ist, dann auf Bundesebene zu sagen: 'Schaut mal, was ist denn eure Westbindung wert, wenn ihr Bundesratsinitiativen unterstützt, die den Abzug der Amerikaner aus Europa fordern'." In dem Zusammenhang wetterte Roderich Kiesewetter unbeirrt weiter gegen das BSW: "Das ist ein Retortenbaby Moskaus!" Dem CDU-Mann zufolge trete die Partei lediglich an, "um SPD und Union auszuhöhlen". Deshalb laute die Devise: "Finger weg von diesem Bündnis Sahra Wagenknecht", wurde Kiesewetter deutlich.

Lanz fragte deshalb interessiert: "Sie würden eine weitere Brandmauer hochziehen?" Der Politiker antwortete ehrlich, dass er aktuell eine Initiative mit "einer größeren Gruppe von mehreren Tausend Unterzeichnern" starten will, um einen Unvereinbarkeitsbeschluss zu bekommen. Eine Aussage, die Veit Medick fassungslos machte: "Mit wem wollen Sie denn eigentlich künftig regieren?"

In Bezug auf die Brandmauer zur AfD und dem Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Linken sagte Kiesewetter nüchtern: "Wir wollen mit Mehrheiten regieren. Wir wollen so stark werden, dass wir uns unseren Koalitionspartner aussuchen können." Lanz konterte darauf genervt: "Herr Kiesewetter, das ist eine Floskel!" Der ZDF-Moderator stellte klar: "Die neue politische Realität in Deutschland ist eine andere. Sie werden nicht Ergebnisse um 45, 50 Prozent kriegen - das wissen Sie doch viel besser als ich."

Als Lanz weiter sagte, dass sich die Union jetzt "dieser neuen politischen Wirklichkeit stellen" muss, entgegnete Kiesewetter nüchtern: "Wir haben in Thüringen nicht den Regierungsauftrag, den wir uns erwünscht haben. Wir müssen nicht um jeden Preis regieren." Eine Aussage, die Veit Medick empörte: "Dann wird Höcke Ministerpräsident!" Kiesewetter blieb dennoch bei seiner Meinung und sagte, dass in Thüringen "eine Koalition von AfD und BSW" denkbar wäre, denn: "Das Land Thüringen hat mit Mehrheit nicht-demokratische Parteien gewählt - AfD und BSW."

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Markus Lanz konnte Roderich Kiesewetter mehrmals erfolgreich aus der Reserve locken, als es um eine mögliche Zusammenarbeit mit dem BSW ging. Am Ende der Sendung stellte der ZDF-Moderator daher schmunzelnd klar, dass das Thema noch lange nicht ausdiskutiert ist.

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Als Markus Lanz den CDU-Politiker Roderich Kiesewetter innerhalb der Sendung als "Nervensäge des Kanzlers" bezeichnete, der auch für CDU-Chef Friedrich Merz immer mehr zum Ärgernis werde, konterte Kiesewetter genervt: "Es geht um Haltung und Orientierung und nicht um Karriere!" Der Politiker ergänzte: "Wir können doch niemandem nach dem Munde reden, wenn gegen unsere Überzeugung gehandelt wird." Demnach dürfe sich auch die Union in Thüringen nicht "anbiedern um jeden Preis".

Als er gleichzeitig immer wieder klarstellte, dass eine Zusammenarbeit mit dem BSW nicht tragbar ist, hakte Lanz nach: "Das BSW ist keine demokratische Partei für Sie?" Kiesewetter antwortete deutlich, dass er nicht aus der CDU austreten und beim BSW Mitglied werden kann und es sich deshalb um "eine Kader-Partei" und "nicht um eine koalitionsfähige Partei" handelt. Lanz konterte darauf trocken: "Mario Voigt sieht das ja offenbar anders und Michael Kretschmer (...) auch."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © ZDF / Cornelia Lehmann