Stuttgart - In keinem Bundesland fallen Beschäftigte nach Krankenkassendaten so selten wegen Erkrankungen aus wie in Baden-Württemberg.

Mehr News aus Baden-Württemberg finden Sie hier

Die bei der DAK Versicherten waren 2024 laut einer Mitteilung durchschnittlich an rund 17 Tagen krankgeschrieben. Mit einem Krankenstand von 4,7 Prozent im vergangenen Jahr liege das Land deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt von 5,4 Prozent. Im Vergleich zum Jahr davor sei der Krankenstand in Baden-Württemberg konstant geblieben.

Der Krankenstand der bei der Techniker Krankenkasse (TK) in Baden-Württemberg versicherten Erwerbstätigen ist im Jahr 2024 mit 4,3 Prozent geringfügig gestiegen. Im Jahr davor meldete die TK 4,29 Prozent. Damit waren die bei der TK versicherten Erwerbspersonen im Land im vergangenen Jahr an durchschnittlich 15,75 Tagen arbeitsunfähig. Im Vergleich der Bundesländer ist das auch bei der TK der niedrigste Wert – der bundesweite Schnitt lag 2024 bei 19,1 Fehltagen. Das entspricht einem bundesweiten Krankenstand von 5,23 Prozent.

Auffällige Misstrauenskultur in Unternehmen

Eines ist laut der DAK aufgefallen: Die Mehrheit der Beschäftigten habe für jeden Fehltag eine ärztliche Bescheinigung. Bei einer Forsa-Befragung im Auftrag der DAK Gesundheit gaben 59 Prozent der Beschäftigten in Baden-Württemberg an, sich für eine Krankmeldung immer ein ärztliches Attest zu holen – obwohl nur 15 Prozent diese tatsächlich bereits ab dem ersten Fehltag benötigen.

"Viele Beschäftigte lassen sich ärztliche Bescheinigungen ausstellen, um nicht den Eindruck zu erwecken, sie würden unberechtigt der Arbeit fernbleiben", sagte DAK-Landeschef Siegfried Euerle laut einer Mitteilung. Misstrauen im Unternehmen sei nicht nur kontraproduktiv, sondern auch ein Gesundheitsrisiko. "Eine Kultur des Misstrauens senkt die Motivation der Beschäftigten und schadet langfristig deren Leistungsfähigkeit."

Top drei: Atemwegserkrankungen, Psyche und Rückenschmerzen

Die Mehrzahl der Fehltage im Südwesten gingen laut der DAK-Analyse 2024 auf Atemwegserkrankungen, psychische Erkrankungen und Muskel-Skelett-Probleme zurück. Dabei habe es bei den Muskel-Skelett-Problemen wie Rückenschmerzen einen Rückgang gegeben. Sie verursachten 284 Fehltage je 100 Versicherte, 4,0 Prozent weniger als im Jahr 2023. Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis gingen ebenfalls zurück. Sie waren für 355 Fehltage je 100 Versicherte verantwortlich, 2,8 Prozent weniger als 2023. Dagegen nahmen Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen wie Depressionen zu. Diese stiegen um 6,3 Prozent auf 286 Fehltage je 100 Versicherte.

Für die aktuelle Analyse wertete das Berliner IGES Institut die Daten von 269.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten in Baden-Württemberg aus.

Top-Diagnose bei TK: Erkältungskrankheiten und Psyche

Für den Krankenstand sind laut TK auch in Baden-Württemberg überwiegend Krankschreibungen aufgrund von Atemwegsinfekten verantwortlich. Insgesamt blieb jede TK-versicherte Erwerbsperson im Land 2024 mehr als 4 Tage wegen Erkältungskrankheiten wie zum Beispiel grippaler Infekte, Bronchitis, Corona oder Influenza zu Hause. Vor der Coronapandemie lag das Maximum im Jahr 2015 bei 2,2 Tagen.

Auf Platz zwei der häufigsten Gründe für eine Krankschreibung liegen in Baden-Württemberg laut der TK psychische Erkrankungen mit durchschnittlich 2,9 Tagen je Erwerbsperson, gefolgt von Muskelskeletterkrankungen wie Rückenschmerzen mit 2,1 Fehltagen. Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Diagnosen seien kontinuierlich angestiegen. "Wir haben es hier oft mit langfristigen Ausfällen zu tun, die bei Betrachtung des Krankenstands mehr Aufmerksamkeit verdienen als die vieldiskutierten Kurzzeitdiagnosen", sagte die Leiterin der TK-Landesvertretung, Nadia Mussa. Gerade psychische Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen hängen laut einer Stressstudie der TK häufig mit der Arbeitszufriedenheit und Belastungen am Arbeitsplatz zusammen.

Die TK-Zahlen stammen aus den Vorabdaten des Gesundheitsreports 2025. Grundlage dafür bilden die rund sechs Millionen bei der TK versicherten Erwerbstätigen (Berufstätige und ALG 1-Empfängerinnen und Empfänger), davon mehr als 600.000 mit Wohnsitz in Baden-Württemberg (Stand: 24. Januar 2025).  © Deutsche Presse-Agentur

Nachrichten aus anderen Regionen
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.