Berlin - Knapp drei Monate nach der Explosion einer illegalen Kugelbombe mit schweren Schäden in Berlin-Schöneberg hat die Polizei acht Verdächtige identifiziert.

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Bei der Explosion in der Silvesternacht waren mehrere Menschen verletzt worden. Rund 150 Polizisten durchsuchten nun die Wohnungen der Verdächtigen in den Stadtteilen Schöneberg und Neukölln, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten.

Im Fokus stehen acht Männer im Alter von 20 bis 25 Jahren, wie Sprecher Sebastian Büchner der Deutschen Presse-Agentur sagte. Gegen sie wird demnach wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion ermittelt. Zuvor hatten "Bild" und "B.Z." berichtet.

Handys, Pyrotechnik und Schreckschusswaffe sichergestellt

Die Polizei veröffentlichte auf der Plattform X einen Videoausschnitt. Darauf ist zu sehen, wie schwer bewaffnete Polizisten leise die Treppen hochsteigen - in einem Wohnblock an der Pallasstraße, der "Pallaseum" genannt wird. Die Beamten pochen an eine Tür. Dann folgt der Ruf "Polizei".

Bei der Durchsuchung von neun Wohnungen wurden unter anderem Handys, Pyrotechnik, Betäubungsmittel und eine Schreckschusswaffe sichergestellt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten.

Die Pallasstraße liegt im Steinmetzkiez, in dem es in zurückliegenden Silvesternächten und auch an Halloween immer wieder Krawalle gab. Deshalb galt für den Bereich – wie auf dem Alexanderplatz und einem Teil der Sonnenallee – auch beim vergangenen Jahreswechsel ein Böllerverbot.

Explosion unweit von Böllerverbotszone

Nicht weit entfernt von der Pallasstraße ereignete sich in der Silvesternacht einer der schweren Vorfälle in Berlin, die für Schlagzeilen sorgten: Durch die Explosion der Kugelbombe wurden in der Vorbergstraße Häuserfassaden und Autos schwer beschädigt, viele Fensterscheiben gingen zu Bruch. Nach aktuellen Angaben wurden vier Frauen und ein Mann im Alter von 28 bis 45 Jahren durch umherfliegende Glassplitter verletzt. Zwei Menschen erlitten Knalltraumata.

In sozialen Medien wurden damals zahlreiche Aufnahmen veröffentlicht. Ein Feuerwehrsprecher sprach von einem "Schlachtfeld", das der wohl nicht zugelassene Sprengkörper hinterlassen habe. Den Schaden beziffern Polizei und Staatsanwaltschaft aktuell auf 100.000 Euro.

Die acht mutmaßlichen Täter sollen zudem eine Litfaßsäule in der Hauptstraße in Schöneberg zerstört haben, indem sie dort einen "Böller mit erheblicher Sprengkraft" zündeten, wie es hieß. Durch die Auswertung der beschlagnahmten Handys erhoffen sich die Ermittler Hinweise dazu, wer von den jungen Männern was konkret gemacht hat.

Hinweisportal führt Ermittler zu Verdächtigen

Kugelbomben sind wegen ihrer hohen Explosionskraft hierzulande eigentlich nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen.

Die Explosion solch eines Feuerwerkskörpers hinterließ auch in Tegel in der Silvesternacht großen Schaden: Ein siebenjähriger Junge erlitt lebensgefährliche Verletzungen und wurde notoperiert. Ein 41-jähriger Mann erlitt Bein- und Handverletzungen und wurde mehrfach operiert. Laut Polizei wurden sechs weitere Menschen – drei Kinder, eine Jugendliche und zwei Erwachsene – leicht verletzt.

Um die Täter zu ermitteln, richtete die Polizei ein Hinweisportal ein. Hinweise aus der Bevölkerung führten Mitte Januar bereits dazu, dass ein 17-Jähriger als Verdächtiger für den Vorfall in Tegel ermittelt wurde. Nun wurden auch die mutmaßlichen Täter im Fall der Explosion in Schöneberg ausfindig gemacht. Zuletzt hieß es von der Polizei, zu dem Vorfall seien mehr als 30 Hinweise eingegangen. Dazu gehörten Videos und Fotos.  © Deutsche Presse-Agentur

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