Potsdam - Das weltberühmte Filmstudio Babelsberg bekommt mit Jörg Bachmaier einen neuen Vorstandschef.
Der Medienmanager werde zum 18. November die Nachfolge von Andy Weltman übernehmen, teilte die Studio Babelsberg AG mit, die seit 2022 zur Produktionsplattform des US-Anbieters Cinespace Studios gehört.
Bachmaier habe mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Führung globaler Unternehmen in der Film- und Fernsehindustrie, darunter bei Warner Bros. Entertainment, Endemol, den BBC Studios London und der ZDF Studios GmbH. Damit wird die Spitze des Potsdamer Traditionsstudios wieder deutsch.
Millionenschwerer Verlust
Das Studio Babelsberg steht vor großen Herausforderungen. Der monatelange Streik von Drehbuchautoren und Schauspielern in den USA führte 2023 zu einem Verlust des Studio-Konzerns von rund 3,1 Millionen Euro nach einem Gewinn von rund 2,8 Millionen Euro zuvor. In allen Geschäftsbereichen kam es 2023 zu einem starken Einbruch der Aufträge. Das Minus wäre noch deutlich höher ausgefallen, wäre kein Ausgleich aus der Cinespace-Gruppe von rund 6,5 Millionen Euro gekommen.
Die Filmschmiede ist nach eigenen Angaben das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt. In Babelsberg entstanden Filme wie "Metropolis", "Der blaue Engel" und "Die Feuerzangenbowle". Später wurden international erfolgreiche Spielfilme wie "Die Bourne Verschwörung", "Bridge of Spies" oder die Serie "Babylon Berlin" produziert.
Bachmaier soll Branche neu beleben
Bachmaier soll Studio Babelsberg in eine neue Erfolgsphase führen. "Seine Ernennung fällt in eine entscheidende Zeit, in der wir uns intensiv dafür einsetzen, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Produktionsstandort zu sichern, die Branche neu zu beleben und ein neues Kapitel in der deutschen Film- und Fernsehproduktion aufzuschlagen", sagte Vorstand Ashley Rice.
Cinespace Studios mit dem Hauptsitz in Chicago ist nach eigenen Angaben einer der größten Studiobetreiber weltweit. Die Gruppe gehört zum Immobilienfonds TPG Real Estate Partners. Bachmaiers Vorgänger Weltman hatte die Eingliederung von Studio Babelsberg in die internationale Cinespace-Gruppe seit 2022 als Vorstandschef betreut.
Babelsberg hofft auf Filmförderung
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in Berlin - eine Interessenvertretung vor allem für Kleinanleger - wertete die Personalentscheidung positiv, sieht das Studio aber vor großen Herausforderungen. "Es kommt ein bisschen spät", sagte Sprecher Michael Kunert der Deutschen Presse-Agentur. Die Reißleine sei gezogen worden, weil erkannt worden sei, dass ein Vorstand auch in Deutschland sitzen müsse.
Der Sprecher der Anlegervereinigung verwies darauf, dass offen sei, ob die geplante Filmförderung noch komme. Nach den Plänen der bisherigen Bundesregierung sollten Filmschaffende künftig bis zu 30 Prozent ihrer Produktionskosten steuerlich absetzen können. Der Leiter des Studiobetriebs in Babelsberg, Eike Wolf, hatte im August gesagt, ein System mit steuerlichen Anreizen könne bewirken, dass Babelsberg international wieder wettbewerbsfähig sei. "Davon wird auch unsere Zukunft abhängig sein." © Deutsche Presse-Agentur
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