Hamburg - Dass Menschen ihren Schlüssel verlieren, das Handy im Bus liegen lassen oder den Geldbeutel in der U-Bahn vergessen, ist für das Hamburger Fundbüro der ganz normale Alltag.

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Der Großteil der 2024 etwa 43.000 abgegebenen Gegenstände waren dort nämlich genau das: Schlüssel, Handys und Geldbörsen. "Auf Platz eins liegen die Schüssel. Davon wurden rund 6.300 abgegeben", sagte Richard Emmel vom Zentralen Fundbüro Hamburg der Deutschen Presse-Agentur.

Mit Mützen, Schals und Schirmen wären es mehr als 55.000 Funde

Gleich danach folgen die Geldbörsen mit 5.400 Funden und 5.300 abgebende Handys. Eigentlich landen sogar noch viel mehr Dinge im Fundbüro. Doch Gegenstände im Wert von weniger als zehn Euro werden für die Statistik nicht registriert. Dazu gehören beispielsweise Mützen, Schals, Handschuhe und Regenschirme. "Wenn wir alles erfassen würden, wären es sonst bestimmt mehr als 55.000 Meldungen", sagte der stellvertretende Leiter des Fundbüros weiter.

In den meisten Fällen haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochbahn (11.100 Einreichungen) und der Polizei (11.200 Einreichungen) die Fundgegenstände abgegeben.

Gleichzeitig hätten die Menschen etwa 43.000 Verlustmeldungen online ausgefüllt. "Leider passte nicht jede Verlustmeldung auch zu den Fundmeldungen. Das wäre toll, dann hätten wir eine Rückgabequote von 100 Prozent", sagte Emmel lachend. Stattdessen finden nur rund 20 Prozent der Gegenstände wieder zurück zu ihrem Besitzer.

Historische und moderne Punkalben im Stoffbeutel

Unter den verlorenen und gefundenen Dingen sind immer wieder auch richtig hochwertige Gegenstände. Abgesehen von Fahrrädern und Smartphones landen auch wertvolle Musikinstrumente, Werkzeuge und technische Geräte im Fundbüro. Zu den kuriosesten Dingen zählten in diesem Jahr sicher auch ein mehrere Kilogramm schwerer Serrano-Schinken am Stück, eine Querflöte, eine Schallplattensammlung mit modernen und historischen Punkalben im Stoffbeutel und zwei Eishockeyschlägersets der Krefeld Pinguine.

127.000 Euro Bargeld und 230.000 Euro aus Online-Versteigerungen

Überraschenderweise bleibt gefundenes Bargeld erstaunlich oft im Fundbürolager liegen. In diesem Jahr waren es insgesamt 127.000 Euro. Das Geld geht nach einer gewissen Zeit in die Kassen des zuständigen Bezirksamtes Altona. Das gilt auch für die Einnahmen, die in den Online-Auktionen erzielt werden. Gegenstände, die nach einer festgelegten Zeit nicht abgeholt wurden, dürften versteigert werden. Das gilt übrigens nicht für Handys. "Die werden dann ins Recycling gegeben. Die versteigern wir nicht, weil wir die Daten darauf nicht löschen können." Mehr als 4.000 Smartphones landeten 2024 im Recycling.

In den Online-Auktionen landeten dagegen mehr als 900 Fundsachen - vor allem Fahrräder. Und die Auktionen spülten am Ende auch viel Geld in die Kassen: 230.000 Euro konnte so eingenommen werden. Für eine Präsenz-Auktion fehlte es in diesem Jahr Emmel zufolge sowohl am Personal als auch an den Räumlichkeiten.

Fotoalbum von reisendem Ehepaar aus dem Jahr 1953

Eine Fundsache liegt schon mehr als vier oder fünf Jahre im Hamburger Fundbüro. "Wir haben hier ein Fotoalbum aus dem Jahr 1953. Das ist ein ganz tolles, reflektiertes Zeitdokument. Und viel zu schade zum Wegwerfen", sagte Emmel dazu. Es zeigt ein Ehepaar, das mit dem Auto bis nach Marokko gefahren ist und die Reise mit Fotos beeindruckend in Szene gesetzt hat. "Ich meine, das war mal ein Hochbahn-Fund. Das Album ist wirklich etwas Besonderes." Auch jetzt noch hofft Emmel, dass sich der Besitzer des Schwarz-Weiß-Albums doch noch findet.  © Deutsche Presse-Agentur

Fundbüro
Im Hamburger Fundbüro sind Zehntausende Dinge im vergangenen Jahr abgegeben worden. © dpa / Marcus Brandt/dpa
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Auch etliche Handys und sehr viele Kopfhörer sind unter den Fundstücken. (Archivfoto) © dpa / Marcus Brandt/dpa
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