Physikalischer Verein: Sein 200-Jahre-Jubiläum hat der Physikalische Verein im Frankfurter Römer gefeiert – mit dem Mann, der Bilder von Schwarzen Löchern erschafft.

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Irgendjemand sollte Luciano Rezzolla auch noch einen Preis für vorbildliche Wissenschaftskommunikation verleihen. Der schon mehrfach ausgezeichnete Astrophysiker versteht es, seinen wahrlich komplexen Forschungsgegenstand auch Laien nahezubringen – so am Donnerstagabend im voll besetzten Kaisersaal des Römers, wo er den Festvortrag zum zweihundertjährigen Bestehen des Physikalischen Vereins hielt.

Erfreulich ist schon, dass Rezzolla überhaupt bereit ist, vor einem Publikum aufzutreten, das nicht nur aus Experten für Neutronensterne und Schwarze Löcher besteht. "Wissenschaftler sollten an die Öffentlichkeit gehen", wird er später in einer Podiumsrunde sagen, aber er weiß: "Nicht alle meine Kollegen sind dieser Meinung." Noch mehr Lob verdient der Italiener, weil er sich trotz einiger Mühe mit dem Deutschen nicht ins Englische flüchtet, sondern konsequent die Sprache seines Gastlandes gebraucht und bei dieser Gelegenheit beweist, dass er über Selbstironie verfügt: Sein Vortrag werde klingen wie eine "schlecht gespielte Sinfonie", lässt er die erheiterten Gäste wissen – aber die Sinfonie an sich sei es wert, gehört zu werden.

Wohl wahr. In nur 30 Minuten freier Rede, gestützt von einigen Bildpräsentationen, gelingt es dem Professor der Goethe-Universität, den Bogen von Isaac Newton zu den ersten Aufnahmen Schwarzer Löcher zu schlagen, die ein internationales Forscherkonsortium in den Jahren 2019 und 2022 publiziert hat. Knapp bringt er auf den Punkt, wie sich Newtons Sicht auf die Gravitation von jener Einsteins unterscheidet: Was der Engländer als "augenblickliche Kraft" definierte, war für den Schöpfer der Relativitätstheorie eine Krümmung der Raumzeit. Die wiederum veranschaulicht Rezzolla, Autor eines gut lesbaren Buchs über die "unwiderstehliche Anziehung der Schwerkraft", mit einem Bettlaken, das durch eine darauf liegende Kugel eingedellt und trichterförmig nach unten gezogen wird. Im Gedankenexperiment drückt er alsdann die Sonne auf einen Radius von drei Kilometern zusammen und erzeugt so ein ungeheuer dichtes Objekt mit enormer Gravitation, sprich extremer Raumzeitkrümmung – ein Schwarzes Loch.

Attraktionen für Touristen

Die dazu passende Lösung für Einsteins Gleichung fand 1915 der gebürtige Frankfurter Karl Schwarzschild, "aber sie wurde lange nicht verstanden", wie Rezzolla sagt. 50 Jahre lang habe man die Relativitätstheorie für "irrelevant" gehalten, bis Einstein seine "Revanche" bekommen habe. Mithilfe der Röntgenastronomie stieß man auf einen Himmelskörper, zu dem Schwarzschilds Berechnungen passten: Cygnus X-1, ein Doppelsternsystem mit einem Schwarzen Loch, das Materie seines Sternenpartners ansaugt. Damit war der Weg für Erkenntnisse bereitet, wie sie wiederum 50 Jahre später das "Event Horizon"-Konsortium gewann. An der Erstellung von Bildern der Schwarzen Löcher Messier 87 und Sagittarius A* hat Rezzollas Frankfurter Arbeitsgruppe mitgewirkt. Indem er diese Entdeckungen allen Interessierten erkläre, wolle er sich dafür bedanken, dass er den "besten Job der Welt" bekommen habe, sagt er später.

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Der Physikalische Verein, der sich seit 200 Jahren der Forschung wie der Wissensvermittlung widmet, wird Rezzolla für seine Auftritte wohl auch künftig gerne eine Bühne bieten. Ihr Angebot möchte die Vereinigung nach Worten von Präsidentin Dorothée Weber-Bruls um eine Attraktion ergänzen, die Touristen von weither nach Frankfurt locken soll. Zusammen mit der Senckenberg-Gesellschaft plant sie, ein Planetarium zu errichten, um Astronomiebegeisterten die Wunder des Sternenhimmels noch anschaulicher vor Augen zu führen.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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