Wetteraukreis: Das Land will der Wetterau bis Silvester 250 weitere Flüchtlinge zuweisen. Die kreiseigene Erstaufnahme ist bei weitem nicht ausgelastet. Doch die Kommunen sollen weiter eigene Räume vorhalten.

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Der Wetteraukreis muss bis Ende des Jahres mit alles in allem 250 weiteren Flüchtlingen rechnen. Dies ergibt sich aus der Prognose des Landes Hessen. Demnach überstellt das Land aus seiner Erstaufnahme in jeder Woche etwa 20 asylsuchende Männer, Frauen und Kinder nach Friedberg, wie eine Sprecherin aus dem Kreishaus mitteilte. Im Vergleich zum dritten Quartal ergibt sich mithin keine nennenswerte Änderung.

Ganz anders sieht es aus, wenn die letzten drei Monate des vergangenen Jahres herangezogen werden. Seinerzeit hatte das Land dem Wetteraukreis gut 800 Flüchtlinge in Aussicht gestellt – das waren 70 Prozent mehr als jetzt. Für die ersten drei Monate dieses Jahres hatte das Land dann knapp 470 angekündigt.

Butzbach und Nidda bei Aufnahme in Vorleistung

Seit diesem Frühjahr sind die Flüchtlingszahlen weiter gesunken. Zuletzt hatte etwa Italien erheblich weniger Neuzugänge an seinen Grenzen gezählt. Dessen ungeachtet wird der Wetteraukreis den Städten und Gemeinden nur die Hälfte der neu zugewiesenen Flüchtlinge überstellen. Die andere Hälfte bringt er in seiner eigenen Erstaufnahme auf dem Gelände der ehemaligen Ray Barracks in Nachbarschaft der Friedberger Erstaufnahme des Landes oder anderen Liegenschaften unter. Auf diese Weise will der Landkreis die Kommunen für eine gewisse Zeit entlasten.

Dabei stellen sich die räumlichen Möglichkeiten zur Aufnahme neuer Schutzsuchender von Ort zu Ort höchst unterschiedlich dar. Manche Städte wie Butzbach und Nidda sind bisher in Vorleistung getreten, indem sie mehr Flüchtlinge aufgenommen haben, als sie gemusst hätten.

Bad Vilbel und Karben lagen dagegen im Soll. Beide Städte beteiligen mittlerweile Flüchtlinge in kommunalen Gemeinschaftsunterkünften wie berichtet mit Gebühren an den Wohnkosten – dies macht der Landkreis in seiner Erstaufnahme ebenfalls. Bad Vilbel und Karben wollen Flüchtlinge auf diese Weise zu einem Umzug in eine Wohnung auf dem freien Markt ermuntern. In einer nicht bezifferten Zahl von Fällen hat dies auch schon gefruchtet, wie es aus den Rathäusern heißt.

Leichtbauhallen als "Puffer" zur vorübergehenden Unterbringung

Die Sprecherin des Kreises hebt hervor, dass sich nur schwer vorhersagen lasse, wie viele Menschen künftig um Asyl ersuchen könnten. "Insbesondere ist nicht absehbar, wie sich die Zahlen der ukrainischen Geflüchteten in der Winterperiode entwickeln werden", ergänzte sie. Daher werde der Wetteraukreis weiterhin die vorhandenen Leichtbauhallen als "Puffer" zur vorübergehenden Unterbringung vorhalten. Da Leichtbauhallen aufgrund ihrer Beschaffenheit nur für eine vorübergehende Unterbringung von geflüchteten Menschen geeignet und nutzbar seien, müssten die Städte und Gemeinden im Kreisgebiet selbst für Räume sorgen. Von dieser Vorgabe sind Büdingen und Friedberg allerdings ausgenommen, denn in beiden Städten betreibt das Land jeweils eine Erstaufnahmeeinrichtung.

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Die kreiseigene Erstaufnahme besteht seit dem vergangenen Sommer. Seinerzeit ließ der Wetteraukreis zwei Leichtbauhallen nebst Containern mit Küche und Sanitäranlagen errichten und mit Möbeln, Kühlschränken und neuem Geschirr ausstatten. Später nahm er noch ein ehemaliges Armeegebäude vornehmlich für körperlich eingeschränkte Asylbewerber hinzu. Auf diese Weise erhöhte sich die Aufnahmekapazität von 150 auf etwa 190. In diesen Wochen ist diese Erstaufnahme aber nicht annähernd ausgelastet. Nach Angaben der Kreis-Sprecherin hatte die Verwaltung dort zuletzt 50 Menschen untergebracht. Dies spiegelt die gesunkenen Flüchtlingszahlen.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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