Ende des Photovoltaik-Booms: Nach einem Run auf Solar-Anlagen in der Gaskrise halten sich viele Hausbesitzer jetzt mit Investitionen zurück. Das bekommt auch SMA Solar in Nordhessen zu spüren.

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Nach einem Einbruch der Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen will das nordhessische Unternehmen SMA Solar die Kosten senken: Weltweit sollen bis Ende 2025 bis zu 1100 Stellen abgebaut werden, zwei Drittel davon am Stammsitz in Niestetal. Ein Teil der Einsparungen sei "im Rahmen von Probezeitkündigungen" bereits erreicht worden, teilte das Unternehmen in der Nacht zu Donnerstag mit. Nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden Martin Breul wurde in Niestetal etwa 100 Mitarbeitern in Probezeit gekündigt, 650 weitere Arbeitsplätze am Standort stünden auf der Kippe. Noch arbeiten in Niestetal rund 3000 Beschäftigte, weltweit waren es Ende September 4500.

"Natürlich wollen wir als Betriebsrat Vorschläge machen, diesen Abbau zu reduzieren", sagte Breul. Ein Weg könnte sein, Dienstleistungen rund um die Installation von Solaranlagen künftig auch extern anzubieten, erläuterte der Betriebsratschef. Denkbar wäre auch "eine Arbeitszeitverkürzung für größere Teile der Belegschaft". Aktuell gelte in Produktion und Logistik die 35-Stunden-Woche, die übrigen Beschäftigten arbeiteten aber bis zu 40 Stunden. Oberstes Ziel sei ein sozial verträglicher Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen.

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SMA Solar hatte 2023 seinen Gewinn vervielfacht, denn der starke Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bewog viele Unternehmen und Hausbesitzer dazu, Photovoltaik zu installieren. In den ersten neun Monaten dieses Jahres brach das Geschäft jedoch ein, im dritten Quartal machte das Unternehmen sogar neun Millionen Euro Verlust. Auch für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand ein Minus. Breul sagte, die Konjunkturschwäche führe dazu, "dass die Menschen ihr Geld zusammenhalten". Das gelte auch für viele Unternehmen. Gut laufe weiter der Bau großer Solarkraftwerke für Energieversorger, für dieses Geschäftsfeld wird nach Ansicht des Betriebsrats mehr Personal benötigt.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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