Letzte Gelegenheit: Lebensmittel- und Einzelhändler müssen an Heiligsbend noch einmal alles geben, einige öffnen schon um 6 Uhr. Und für Geschenke schlägt jetzt die Stunde des Ladengeschäfts.
Eine lange Adventszeit mit vier Samstagen und vor dem 24. Dezember noch ein Montag mit geöffneten Geschäften: Das Weihnachtsfest liegt in diesem Jahr sehr günstig. Nicht nur für Händler, die mehr Zeit als in anderen Jahren zum Verkaufen haben, sondern auch für Kunden, die ihre Einkaufslisten in Ruhe abarbeiten können. Doch das Ende trägt bekanntlich die Last, und so wird auch an diesem Dienstag manch einer in die Stadt eilen, um noch ein Geschenk zu besorgen. Unter diesen ist vermutlich der eine oder andere, der seine Einkäufe üblicherweise im Internet erledigt und nicht mehr darauf vertrauen kann, dass die Lieferung noch am selben Tag, wie etwa Same-Day-Delivery-Anbieter Amazon verspricht, am Ziel ankommt.
Die Angst, leer auszugehen, muss niemand haben. Bis 14 Uhr haben die meisten Geschäfte an Heiligabend geöffnet. Die Händler sind auf den Endspurt eingestellt. Ein Parfum geht immer – "das ist nicht so dramatisch schwierig", sagt Frank Albrecht. Die Parfümerie hat laut dem Senior-Chef das stärkste Weihnachtsjahr in der Geschichte des Unternehmens verbucht, "ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir je ein so gutes Jahr hatten", sagt Albrecht. Auch am Dienstag wird jede Hand gebraucht, alle Mitarbeiter sind bis 14 Uhr an Bord.
Online recherchieren, vor Ort kaufen
Wer noch keine Idee hat, kann sich bei vielen Händlern online inspirieren und sogar häufig prüfen, ob der Wunschartikel in der Filiale vorhanden ist, und diesen reservieren. Bei Albrecht stößt er dann auf Kuriositäten wie würzige Handseifen, die mit solchen Zutaten angereichert sind (Majoran, Pfeffer, Nelke, Piment), die auch in der Wurstverarbeitung zum Einsatz kommen, weshalb die Handseife "Roter Preßsack" heißt.
"Wir mögen den Vierundzwanzigsten", sagt Philipp Keller, Chef des Haushaltswarengeschäfts Lorey im Einkaufszentrum My Zeil, der in diesem Jahr vor allem hochwertige Accessoires, etwa witzige Leuchtobjekte für die Wand, gut verkauft hat, wie er sagt. Das Gute am letzten Verkaufstag vor Weihnachten: "Die meisten Kunden kommen gut vorbereitet in den Laden und wissen, was sie wollen. Das ist angenehm." Keller geht davon aus, dass der Dienstag nicht mehr so trubelig wird wie die Tage davor. Es seien dann auch nicht mehr alle Verkäufer im Einsatz. Die, die da sind, seien mit Freude dabei. "Es ist immer eine nette Atmosphäre."
Kleinigkeiten als letzte Geschenkidee
Kai Schnorr, Inhaber des gleichnamigen Gewürz- und Teehauses an der Neuen Kräme, bestätigt das. Er spricht von einem "magischen Tag", nachdem es am Montag noch einmal "ordentlich gescheppert" hat. "Der Vierundzwanzigste ist ein bisschen wie Zeitlupe", sagt er, "wie entspanntes Ballett." Er selbst habe dann auch mehr Zeit für die Kunden als in den Tagen zuvor. Wer kommt, ist dankbar, dass der Laden noch geöffnet hat.
Oft sind es kurz vor Schluss die Kleinigkeiten, die noch fehlen. Mit einer guten Schokolade oder einem Tee, die hübsch eingepackt sind, ist man schon einen Schritt weiter. Doch auch andere hochwertige Lebensmittel sind keine schlechte Idee. Die Preise für Olivenöl gingen zuletzt durch die Decke. Ein gutes Öl, kombiniert mit einer Flasche besonderen Essigs, dürften alle, die gerne kochen, schätzen.
Mit Glück findet man ein gutes Angebot in gut sortierten Supermärkten wie den Scheck-in-Centern von Edeka. Noch besser sind Feinkost-Spezialisten wie Noy beim Uhrtürmchen an der Berger Straße oder das Warenhaus "der guten Dinge", Manufactum bei der Alten Oper, wo man für den Fünf-Liter-Kanister mit Öl aus Ligurien 159 Euro ausgeben kann.
Kleinmarkthalle öffnet um Sechs
Vor allem die Lebensmittelgeschäfte dürften an diesem Dienstag noch einmal einen Ansturm erleben, weil Fleisch, Gemüse und Salat für das Essen an den Feiertagen möglichst frisch sein sollen. So öffnen die Scheck-in-Center schon um 6 Uhr, und auch in der Kleinmarkthalle kommen die frühen Vögel auf der Suche nach frischem Fisch und Geflügel um diese Zeit bereits zum Zuge. Bis Mittag geöffnet haben auch die Wochenmärkte, die regelmäßig dienstags stattfinden, etwa der Markt beim Südbahnhof in Sachsenhausen. Für die Obst- und Gemüsehändler sei es "ein ganz normaler Arbeitstag", heißt es bei den zuständigen Frankfurter Hafenbetrieben.
Gespannt blickt auch Christian Völker, Chef des Haushaltswaren- und Spielwarengeschäfts Meder in Bornheim, auf den 24. Dezember. "Das ist der Tag, an dem wir noch einmal herausstechen können", sagt Völker mit Hinweis auf das verfügbare Angebot und die Beratungskompetenz seiner Verkäufer, die seit einiger Zeit auch auf Instagram Werbefilmchen veröffentlichen.
Wie von Händlern zu hören ist, gibt es Kunden, die im Laden gekaufte Geschenke nach Weihnachten zurückbringen, wohl, wie die Händler vermuten, weil sie es später günstiger im Internet einkaufen. "Auch wir haben leider schon die Erfahrung gemacht", sagt Meder-Chef Völker. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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