Frankfurter Buchmesse: Manche denken bei Frankfurter Messen vor allem an Staus rund um die Hallen. Aber die Messen sind gut für die Stadt. Die Buchmesse ist es erst recht.

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Die Zahnarzthelferin stöhnt. "Ist schon wieder Messe?", fragt sie den Patienten auf dem Behandlungsstuhl. Sie weiß aus Erfahrung: Für sie verlängert sich die morgendliche Fahrt zur Arbeit, wenn auf dem Messegelände viel los ist. Das gilt auch für die Buchmesse. Obwohl die Lage da nicht ganz so ernst ist; viele Angehörige des Literaturbetriebs reisen brav mit U-Bahn und S-Bahn.

Die Zahnarzthelferin unterscheidet nicht zwischen Automechanika und Bücherschau. Für sie ist es unerheblich, ob die Leistungsschau der Autozulieferer oder die internationale Konsumgütermesse Ambiente für gute Zahlen bei der Messe Frankfurt sorgen. Oder ob es die Bücherschau ist, eine Gastveranstaltung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, die bei erfreulichem Verlauf sowohl dem Messekonzern als auch dem Verband der Buchbranche nutzt.

Gut sind die Messen für Frankfurt und die Frankfurter trotzdem. Und die Buchmesse ist es erst recht. Vor einigen Jahren kam der Stadt durch Sorglosigkeit die Internationale Automobilmesse, die IAA, abhanden. Wie sie ist die Bücherschau eine Messe, die nicht nur Nerds vom Fach anzieht, sondern breite Massen. So steigen jedes Jahr im Oktober die Übernachtungszahlen, rund 200.000 Fachbesucher und Privatbesucher sind in diesen Tagen in der Stadt.

Verleger und Agenten aus den Vereinigten Staaten, Lateinamerika, China und den Vereinigten Arabischen Emiraten sind dabei, zum Beispiel. Auch am Publikumswochenende sind, ausweislich der Zahlen von 2023, Leute aus mehr als 90 Ländern auf der Messe. Sie alle erleben die Stadt als Hauptmarktplatz der internationalen Buchbranche und erzählen anderswo von Frankfurt.

Die Bürger haben derweil erst recht etwas von der Messe. Fünf Tage "Open Books" in der Innenstadt und das Spektakel auf dem Messegelände am Publikumswochenende entschädigen für das Kulturprogramm des Gastlands Italien, das unter Führung der Regierung Meloni in den Frankfurter Museen und anderen Kultureinrichtungen dürftiger ausgefallen ist als das anderer Ehrengäste.

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Die Buchmesse selbst hat sich nach dem Einbruch durch die Pandemie berappelt. Die Ausstellerzahlen sind niedriger als zuvor, aber stabil, der New-Adult-Wachstumsmarkt bekommt eine eigene Halle, und die Karten für den Publikumssamstag müssen wegen des großen Andrangs im Vorjahr kontingentiert werden. Da zeigt sich, wonach es deutsche Leser in Krisenzeiten drängt: Die Buchmesse ist große Unterhaltung. Das ist eine gute Nachricht für Frankfurt.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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