Ökomode-Händler: Der Ökomode-Händler Hess Natur aus Butzbach baut 59 seiner 340 Stellen ab. Er verweist auf rückläufige Verkäufe und Kunden, die wieder weniger Wert auf Klimaschutz legten. Geschäftszahlen nennt er aber keine.

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Der hessische Ökomode-Pionier Hess Natur aus Butzbach baut 59 Stellen ab. Das entspricht etwa einem Sechstel der Arbeitsplätze. Eine Sprecherin der Hess Natur-Textilien GmbH & Co. KG führte als Gründe für den Stellenabbau das veränderte Kaufverhalten der Kundschaft aufgrund der Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, der damit zusammenhängenden Energiekrise und der hohen Inflation an. Dies habe "maßgeblich zu rückläufigen Verkaufszahlen beigetragen", heißt es. Zudem sei Umwelt- und Klimaschutz nun für viele Verbraucher weniger wichtig als noch vor einigen Jahren. Das stelle den Händler von nachhaltiger und fairer Mode ebenfalls vor Herausforderungen.

Nach eigenen Angaben zählte das 1976 von Dorothea und Heinz Hess gegründete Unternehmen Ende Juni 340 Beschäftigte. Der Großteil von ihnen arbeitet in der Zentrale und in den beiden Geschäften in der Stadt in der Wetterau. Hinzu kommen Mitarbeiter in den Läden in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München. 29 der 59 Stellen will das Unternehmen im Zuge betriebsbedingter Kündigungen abbauen, wie es heißt. Unter den 29 Beschäftigten seien Frauen und Männer, die schon lange für Hess Natur arbeiteten.

Hess Natur nennt Umsatz und Gewinn nicht mehr

Der Großteil von ihnen könne in eine Transfergesellschaft wechseln. Dazu biete das Unternehmen an, die individuellen Kündigungsfristen zu verlängern. Auch von einem umfassenden Coaching und Qualifizierungsmöglichkeiten ist die Rede. Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen "sehen wir keine andere Möglichkeit, als diesen Schritt zu gehen", wird Geschäftsführerin Andrea Homann zitiert. Sie steht seit Juni allein an der Spitze von Hess Natur, denn Mitgeschäftsführer Stefan Mues verließ das Unternehmen vorzeitig. Er wolle sich einer neuen Herausforderung stellen und den Ökomode-Händler weiter beraten, hieß es. In einer Antwort auf eine Mail an Mues teilen die Butzbacher aber automatisch mit: "Bitte beachten Sie, dass Herr Stefan Mues nicht mehr bei hessnatur tätig ist."

Wie es um den Händler wirtschaftlich steht, lässt sich von außen anders als früher nicht mehr beurteilen. Neuerdings nennt er weder Zahlen zum Umsatz noch zum Gewinn. Auch bleibt offen, ob der Finanzinvestor Capvis als Eigentümer in jüngster Zeit nennenswerte Summen aus dem Unternehmen gezogen hat.

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Zuletzt hatte der Ökomode-Händler im Jahr 2017 in größerer Anzahl Stellen abgebaut. Seinerzeit musste weniger als ein Zehntel der 370 Beschäftigten gehen. Das Geschäftsjahr 2016/17 ist "hinter den Erwartungen zurückgeblieben", wie es hieß. In der Folge brachte Andrea Ebinger das Unternehmen wieder in die Erfolgsspur. Zu Beginn der Corona-Zeit verzeichnete das Unternehmen, das sich vor allem als E-Commerce-Händler versteht, steigende Umsätze und Gewinne. Im Dezember 2021 verließ sie überraschend die Butzbacher. Im März 2022 kam Mues in die Wetterau.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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