Gedenkfeier: Sie starben kurz nacheinander: In den Kammerspielen gibt es eine Gedenkfeier für Ex-Schauspiel-Intendant Peter Eschberg und seine Frau Carmen-Renate Köper.
"Schumi" hatte recht: "Er war ein Menschenzusammenführer." Deshalb waren auch so viele ehemalige Gefährten und Zuschauer in die Frankfurter Kammerspiele gekommen. Sie wollten Peter Eschberg und dessen Ehefrau Carmen-Renate Köper ehren, die am 5. September und am 1. Oktober dieses Jahres gestorben sind, sowie den Kindern und Enkeln Reverenz erweisen. Der Regisseur Thomas Schulte-Michels hatte während der Eschberg-Intendanz (1991 bis 2001) am Schauspiel Frankfurt inszeniert und traf jetzt den richtigen Ton. Er plauderte frei aus dem Nähkästchen, erinnerte sich an das damalige Ensemble als eine "Voliere von Paradiesvögeln", die der Intendant stets beschirmt habe: "Wir waren Spielkaspers mit großer Loyalität, und er war jederzeit ansprechbar."
Alt-Oberbürgermeisterin Petra Roth bekannte: "Ich habe beide außerordentlich gern gehabt." Sie erinnerte an Eschberg-Entdeckungen wie die Regisseure Tom Kühnel und Robert Schuster mit ihrem unvergessenen "Peer Gynt" (1997), vergaß aber den jetzigen Intendanten Anselm Weber mit seiner grandiosen "Jungfrau von Orléans" (1992). Auch würdigte sie noch einmal Eschbergs eigene Inszenierungen, etwa die ebenfalls unvergessenen "Letzten Tage der Menschheit" (1995) und die Thomas-Bernhard-Abende. Köpers Verkörperung der Frau von Stein in dem Monodram von Peter Hacks hatte sie zu Recht in guter Erinnerung.
"Nur auf der anderen Seite des Wegs"
"Der Tod, das muss ein Wiener sein", hieß ein Abend der beiden im Holzhausenschlösschen. Doch Eschberg, der Wiener, wollte nicht sterben. Das verriet er in einem Video auf dem Hietzinger Friedhof: "In Wien schreit alles nach Leben, deshalb wird der Tod zu Lustgewinn gemacht." Weitere Videos zeigten die Künstler in ihren Film- und Theater-Rollen, bevor die Tochter Tina Schenderlein mit einer Predigt zum Tod König Edwards VII. das Wort ergriff: "Ich bin nicht tot. Ich bin nur auf der anderen Seite des Wegs." Der Schauspieler Peter Lerchbaumer sang das "Hobellied" von Ferdinand Raimund, Eschbergs Lieblingslied.
Dankbar erinnerte sich der Kollege Wolfram Koch: "Er hat mich von der Straße geholt." Der Schauspieler war damals arbeitslos und musste vier Kinder ernähren. Unter Eschberg lernte er große Regisseure wie Jürgen Kruse und Peter Palitzsch kennen. Nun rezitierte er Elfriede Jelinek, denn Eschberg war der Erste, der ihre Texte aufgeführt hatte: eine Hymne auf den Autoren-Regisseur. Zuletzt gab Peter Eschberg junior dem Schauspieler die Krone zurück, die Koch als Macbeth für Eschberg senior in Bonn getragen hatte, bevor er sie mit Schulte-Michels zum 80. Geburtstag des Ex-Intendanten nach Wien brachte. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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