Junge Theaterwerkstatt: Noch ist es ein Provisorium, dass die neu eröffnete junge Theaterwerkstatt im Gesellschaftshaus des Frankfurter Zoos bleibt. Warum eben genau solche Orte gebraucht werden.

Mehr News aus Hessen finden Sie hier

Es ist eine Art Untermiete, und eine Wette auf die Zukunft ist es sowieso. Aber in Frankfurt regiert die Macht der Gewohnheit ja nicht schlecht, gerade in der Kultur. So gesehen, ist die Selbstverständlichkeit, mit der die Kinder, ganz kleine, mittelgroße und fast schon erwachsene, an diesem Ort Raum greifen, eine Spielzeit lang, ein gutes Omen für ein künftiges Kinder- und Jugendtheater in Frankfurt.

Wer schon auf der Terrasse des ehemaligen Fritz Rémond Theaters von einer kuschelbedürftigen Giraffe begrüßt wird, die aus dem Rucksack des phänomenalen israelisch-berlinischen Theatermachers Ariel Doron lugt, hat auch sonst keinen Zweifel mehr daran, dass das Haus in guten Händen sein wird bei Kindern und denen, die mit ihnen Theater, Kunst, Musik und allerhand mehr machen.

Das Eröffnungswochenende der Jungen Theaterwerkstatt, die sich bis zum 24. September mit einem Festival und anschließend mit Programm und Workshops im Zoogesellschaftshaus ausprobiert, bis September 2025, hat in charmant und professionell gemanagter Anarchie gezeigt, was dort stattfinden kann. Kunst für Kinder und Jugendliche. Internationale Gastspiele und Arbeitsprozesse lokaler Theatermacher. Gedankenaustausch von Kunst bis Pädagogik, zum Wohl einer sehr diversen jungen Bevölkerung. Mitsprache der jungen Nutzer, die als "Jour nutz" sehr selbstbewusst in einer Eröffnungsrede Mitbestimmung forderten.

Wöchentlicher Probebetrieb möglich

Viele Kräfte ermöglichen jetzt eine Art Probebetrieb, der in Portionen stattfindet, weil auch das English Theatre von der Stadt wegen seiner Raumprobleme zeitweise an derselben Stelle untergebracht worden ist. Einen richtigen Probebetrieb über eine ganze Theatersaison hinweg kann es so also nicht geben – aber immerhin wöchentlich ein offenes Haus für Kinder und Jugendliche und Veranstaltungsblöcke, in denen gezeigt wird, wie ein professionelles Theater für die Jungen sein kann. Die Kombination des Mousonturms mit der lokalen freien Szene des Vereins Paradiesvogel hat am ersten Wochenende gezeigt, dass diese Werkstatt, für alle Seiten, viel Potential hat.

Frank Dievernich, Vorstandsvorsitzender der Polytechnischen Gesellschaft, die das Programm der Jungen Theaterwerkstatt ebenso unterstützt wie der Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main, findet, es dürfe keine gläserne Decke in der Kultur geben. Gino Coomans vom Produktionshaus Bronks in Brüssel rät zu Geduld und Zeit, um Dinge zu ändern.

Dass die Politik diese Zeit gewähren muss, weiß Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). Sie appelliert auch an die Kinder und Jugendlichen, zu zeigen, was das Haus für sie bedeute. Damit die Politiker das wüssten. 2026 steht forsch auf den Schildern, solle der Umbau beginnen.

Interessieren Sie die Artikel der F.A.Z.?
Uneingeschränkter Zugriff auf diesen und alle weiteren zahlungspflichtigen F+ Inhalte auf FAZ.NET. Jetzt Abo abschließen.

Unter denen, die das Eröffnungsstück "Grote Mensen" der belgischen Compagnie Barbarie im Theatersaal besuchen, ist zwischen vielen sehr Jungen einer, der sagt, er müsse doch unbedingt dabei sein bei dieser Theatergründung, so lange, wie er für sie gekämpft habe. Es ist Karlheinz Braun, Mitgründer des Verlags der Autoren, Theatermanager und Dramaturg, mit 92 Jahren sicher der älteste Lobbyist für ein Kinder- und Jugendtheater, das er schon einmal hat scheitern sehen. Vermutlich hat nicht nur er gegrinst, als eine ganz junge Stimme, provoziert von den "Groten Mensen", die das Theater spielerisch infrage stellten, schrie: "Wir bleiben hier!"

Feierlich  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.