Biologikum: Das Mathematikum in Gießen hat wissenschaftlich fundierte Mitmach-Einrichtungen populär gemacht.
Ähnlich beliebt bei Schülern könnte das neue Biologikum im Vogelsberg werden. Der Weg dorthin lohnt sich.
Wenn in der Zukunft eine Vielzahl von Schulklassen aus ganz Hessen mit dem Bus auf Entdeckungsreise nach Neu-Ulrichstein fährt, sollte das nicht verwundern. Denn in der 1784 als herzoglicher Gestütshof und später als Arbeiterkolonie genutzten Minisiedlung im Vogelsberg lockt fortan das Biologikum. Es gesellt sich zu der kleinen Reihe von Einrichtungen in Hessen, die Wissenschaft im Wortsinne begreifbar machen.
Das Mathematikum in Gießen machte vor mehr als zwei Jahrzehnten den Anfang. Bevor es 2002 das ehemalige Hauptzollamt beziehen konnte, hatten der Hochschullehrer Albrecht Beutelspacher und sein aus Mathe-Studierenden bestehendes Team Exponate gezimmert und eine Wanderausstellung auf die Reise geschickt. Sie mündete in das Mitmach-Museum. Auf das Mathematikum folgten das Experiminta in Frankfurt und das Chemikum in Marburg.
Das Biologikum schließt nicht nur mit seinem Angebot eine Lücke. Wie das Mathematikum ist es lange vorbereitet worden. Das dahinterstehende studentische Team begleitet und betreut schon seit Jahren aus dem Umland stammende Schüler bei naturwissenschaftlichem Arbeiten für die Schule. Sie erfahren etwa anhand von Abstrichen, wie viele Bakterien sich auf dem Türgriff ihres Klassenraums oder auch auf dem Bildschirm ihres Smartphones tummeln – und lernen nebenbei etwas über Alltagshygiene. Weshalb schon wenige Tropfen Spülmittel im Teichwasser einem Wasserläufer gefährlich werden und warum Spuren von Öl einem zu den Wanzen zählenden und zumeist unter Wasser lebenden Rückenschwimmer den Tod bringen können, verdeutlichen jetzt Experimente im Biologikum.
Die Einrichtung ist wie das Mitmach-Museum an der Lahn ohne staatlichen Anstoß entstanden. Ein privates Institut für Gewässerschutz und ein Forschungszentrum haben die Vorarbeit für den neuen Trägerverein geleistet. Und Geld investiert, etwa in ein neues Gebäude für das Biologikum. Vom Landkreis kommt immerhin Mobiliar. Nicht schaden können Wegweiser. Dann finden Besucher leichter nach Neu-Ulrichstein. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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