Mit Augmented Reality: Dank einer App und sogenannter Augmented Reality erwacht das Castellum Zugmantel bei Taunusstein zum Leben.
Dabei spielen zwei Kinder eine wesentliche Rolle, um an insgesamt fünf Stationen das Leben der Römer zu beschreiben.
Caius und Celia heißen die virtuellen Botschafter, die aus der Welt der Römer am Limeskastell Zugmantel in Taunusstein berichten. Dank ihrer Schilderungen können Besucher künftig erfahren, wie das Kastell einst aussah, wie die Legionäre und Siedler lebten und welche Erfindungen die heutige Welt den Römern zu verdanken hat. Möglich macht dies eine App, die insbesondere Familien auf eine Augmented Reality Tour durch die Zeit in das alte Kastell einlädt, wofür auch die alten Gebäude digital rekonstruiert wurden.
Etwa einen Kilometer entfernt vom Taunussteiner Stadtteil Orlen liegen die Überreste des einstigen Kastells Zugmantel versteckt im Boden. Der rekonstruierte Wachturm an der Bundesstraße 417 ist das deutlichste Zeichen, dass dieses Gebiet schon vor rund 1900 Jahren besiedelt war.
Auf dem neuen Rundwanderweg Limesspur Castellum Zugmantel weisen Schautafeln auf die historischen Schätze hin. Aber eigentlich können Besucher die ehemaligen Gebäude nur erahnen. Mithilfe der virtuellen Realität haben der Rheingau-Taunus-Kreis, die Stadt Taunusstein und das Landesamt für Denkmalpflege jedoch die Geschichte des Kastells an das Tageslicht zurückgeholt.
Sichtbarmachen der Vergangenheit
Die realen Hauptdarsteller der digitalen Zeitreise kommen von der Theatergruppe Taunus Bühne. Die 13 Jahre alte Leonie Riedel und der elfjährige Jonas Bünger aus Bad Schwalbach haben Celia und Caius ihre Stimmen geliehen und führen die Besucher zu fünf Stationen am Rundweg. An den jeweiligen Schautafeln ist ein QR-Code angebracht, den Römerfans scannen können, um eine App herunterzuladen.
Celia und Caius leiten die Teilnehmer unter anderem zum visualisierten Amphitheater, zur Grenzstation Limes und zum Kastell, wo sie jeweils deren Funktionen erläutern. Die fiktiven römischen Kinder verwandeln den Spaziergang auf dem fünf Kilometer langen Rundwanderweg somit in eine virtuelle Erlebnistour.
"Das ist eine wunderbare Kombination aus Innovation und der Verbindung zur alten Geschichte, denn wir Taunussteiner haben hier ja quasi unsere Ureinwohner wieder gefunden", sagte Taunussteins Bürgermeister Joachim Reimann (CDU) zur Eröffnung der Tour.
Augmented Reality sei ein hervorragender Ansatz, um jungen Menschen die Geschichte nahezubringen. Sandro Zehner (CDU), Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, wies darauf hin, dass das Kastell Zugmantel ein "einzigartiges Bodendenkmal" und ein herausragender Platz für die gesamte Limes-Archäologie sei. Zahlreiche Exponate in der Saalburg stammten aus Taunusstein. Mithilfe der digitalen Tour gelinge es, die Vergangenheit auf einem Tablet oder einem Handy sichtbar zu machen.
Limesspur Castellum Zugmantel ist einer von zehn Rundwanderwegen
Einer der Initiatoren der Tour ist der Limeskoordinator des Landes Hessen, Kai Mückenberger. "Das Besondere am Zugmantel ist, dass man neben den Überresten des Kastells noch mehrere Anlagen in ihren Originalpositionen erkennen kann", sagte er. So seien etwa zwei Amphitheater, der rekonstruierte Turm und der Limesverlauf sehr gut sichtbar.
Bisher sei die Situation sowohl grandios als auch traurig gewesen. "Sie haben das beste Kastell mit original Archäologie-Substanz, und man konnte dieses oft kaum wahrnehmen", schilderte er die Ausgangslage.
Robert Carrera, Tourismuskoordinator für den Rheingau-Taunus-Kreis, führte daher alle Beteiligten zusammen und entwickelte gemeinsam mit der Softwareagentur Pixelstein aus Langenselbold die Idee zur Römer-App, die das Unternehmen dann auch realisierte. Die Limesspur Castellum Zugmantel ist einer von zehn möglichen kurzen Rundwanderwegen entlang des Limeserlebnispfades, die jedoch nicht alle mit einer Augmented Reality Tour ausgestattet werden.
Kosten von rund 10.000 Euro
Das Unternehmen Pixelstein hatte die Grund-App schon während der Corona-Krise entwickelt, berichtete Geschäftsführer Sebastian Fritzsche. "Wir hatten das Modell der Saalburg auf ein freies Feld gestellt und fanden das sehr beeindruckend." Mit virtuellen Inhalten sei es möglich, einen langweiligen Feldweg zu etwas Besonderem zu machen. Das Taunussteiner Projekt ist das erste, das komplett realisiert wurde. Die Entwicklung dauerte laut Fritzsche etwa anderthalb Jahre.
Aktuell plant das Unternehmen eine Tour in Hanau, bei der es darum geht, wie sich Hanaus Innenstadt im Laufe der Zeit verändert hat. "Da sieht man etwa das alte Stadttheater, das es heute nicht mehr gibt, in Originalgröße", erläuterte Fritzsche.
Die Taunussteiner Römer-Tour hat laut Carrera etwa 10.000 Euro gekostet. Es ist ein Nachfolgeprojekt für den Hochtaunuskreis im Gespräch, aber noch nicht fix. Pixelstein-Chef Fritzsche hat nach eigener Aussage "Mega-Spaß" bei der Umsetzung der Idee gehabt.
Die Zusammenarbeit mit Leonie und Jonas sei toll gewesen, als diese die Rollen eingesprochen hatten. Leonie und Jonas sind unterdessen zu echten Experten geworden und wissen jetzt fast alles über die Römer, wie sie bestätigen. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.