Frankfurter Stadtplanung: Die Frankfurter Innenstadt ist vom Niedergang bedroht und braucht auch gestalterische Impulse. Statt zu handeln, wird jetzt ein Jahr lang geredet.

Mehr News aus Hessen finden Sie hier

Frankfurt tut sich schwer mit seinen Plätzen. In der Innenstadt gibt es nur wenige gelungene Beispiele, bei denen Funktionalität, ansprechende Gestaltung und Aufenthaltsqualität gleichermaßen berücksichtigt sind. Am augenfälligsten ist dieses Defizit an der Hauptwache im Herzen der City. Der Platz ist nicht mehr als eine ungestaltete Restfläche, voller Provisorien und überkommener Konstruktionen.

Seit Jahren herrscht eine bestürzende Ratlosigkeit in Politik und Verwaltung, wie sich die städtebauliche Wunde auch nur ansatzweise heilen ließe. Überlegungen, den überdimensionierten Treppenabgang aus den Siebzigerjahren mit einem Deckel zu schließen, scheiterten an der Furcht vor hohen Kosten. Aber auch unabhängig davon wird sich am heutigen Zustand so schnell nichts ändern. Die unterirdische B-Ebene muss saniert werden, und in der Folge wird auch die Oberfläche zur Baustelle. Die Stadt nennt dafür einen erschreckend langen Zeitraum: Zehn bis 15 Jahre werde das dauern. Ein Horrorszenario für die Innenstadt.

Ohne konkretes Ergebnis

Vor zwei Jahren hatte der heutige Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) noch in seiner Funktion als Planungsdezernent angekündigt, das Erscheinungsbild kurzfristig mit kleineren Maßnahmen wie einer neuen Möblierung und Begrünung zu verbessern. Nichts ist daraus geworden. In einem Ideenwettbewerb für temporäre Maßnahmen wurde der Vorschlag prämiert, ein großes Gerüst in Form einer Treppe über der Hauptwache zu errichten. Umgesetzt wurde es nicht. Im "Reallabor Hauptwache" suchte das Deutsche Architekturmuseum seit 2022 mit mehreren Mitmachaktionen nach Gestaltungsansätzen und neuen Nutzungsformen. Ohne konkretes Ergebnis.

Jetzt beginnt das Stadtplanungsamt einen großen Beteiligungsprozess. Man wolle den "Charakter der Hauptwache aus der Perspektive der Menschen sichtbar machen", heißt es. Über solche Stilblüten aus dem Wörterbuch der Retortensprache könnte man lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Ein Jahr lang haben die Bürger Zeit, ihre Ideen einzubringen und die Hauptwache "mit allen Sinnen zu erleben". Was soll dabei herauskommen außer der Erkenntnis, dass es den Wunsch nach Veränderung gibt? Solche Beteiligungsverfahren führen in der Regel zu nichts.

Interessieren Sie die Artikel der F.A.Z.?
Uneingeschränkter Zugriff auf diesen und alle weiteren zahlungspflichtigen F+ Inhalte auf FAZ.NET. Jetzt Abo abschließen.

Während mit Erlebnis- und Selbsterfahrungsrunden so getan wird, als würde etwas getan, wird sich der Wandel der Innenstadt beschleunigen. Und es ist zu vermuten, dass es nicht zum Positiven sein wird. Das Erscheinungsbild der Straßen und Plätze ist dabei nur ein Faktor, aber kein unwichtiger. Es wäre Zeit zu handeln. Frankfurt aber redet.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.