Schwerin/Rostock - Die Unternehmer in Mecklenburg-Vorpommern schätzen die wirtschaftliche Lage des Landes weit schlechter ein als die Landesregierung und fordern Entlastung und Unterstützung durch die Politik.
"Die Wirtschaft kann sich nicht noch ein verschenktes Wirtschaftsjahr ohne Impulse leisten. Der Politik muss klar sein, dass Unternehmen erwirtschaften, was sie verteilt", erklärte der Präsident der IHK zu Schwerin, Matthias Belke. Er forderte mutige Reformen, eine spürbare Deregulierung und eine klare wirtschaftspolitische Strategie.
"2024 war für viele unserer Mitgliedsunternehmen ein extrem schwieriges Jahr", stellte der Kammerchef unter Hinweis auf anhaltenden Kostendruck und schwache Konsumnachfrage fest. Die regelmäßigen Konjunkturumfragen hätten ein überwiegend pessimistisches Bild der wirtschaftlichen Entwicklung ergeben. Dagegen hatte die Landesregierung mehrfach darauf verwiesen, dass die Wirtschaftsleistung Mecklenburg-Vorpommern trotz allgemeiner Konjunkturflaute 2023 und auch im ersten Halbjahr 2024 spürbar zugelegt habe.
Hohe Energiepreise Dauerthema
Zu den wichtigsten Kritikpunkten der Wirtschaft gehört unverändert die Energiepolitik. Vor allem Unternehmen im überregionalen Wettbewerb würden unter den hohen Energiepreisen leiden, aber auch Tourismus und Gastronomie. Dabei habe MV die Produktion von Ökostrom jahrelang vorangetrieben. "Wir erzeugen erhebliche Mengen an Grünstrom und haben faktisch keine Vorteile davon", beklagte Belke.
Wenn Strom aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind aus dem Umfeld der Betriebe bezogen werde, solle dies künftig ohne die üblichen Gebühren, Abgaben und Steuern möglich sein. Im Gespräch mit der "Schweriner Volkszeitung" regte Belke an, dass Deutschland auch wieder über die Lieferung von russischem Erdgas nachdenken solle. Auch die Handwerkskammern in MV hatte in ihrer Jahresbilanz die hohen Energiepreise und einen Reformstau beklagt.
In ihrer aktuellen Lageeinschätzung kommen die deutschen Wirtschaftsverbände zu dem Schluss, dass die Stimmung in der deutschen Wirtschaft einen Tiefpunkt erreicht hat. "Aus den vergangenen 100 Jahren kennen wir etliche Krisen, aber keine war so vielschichtig mit so vielen Ursachen wie die, in der wir jetzt stecken", fasste Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die Ergebnisse der jährlichen Umfrage seines Hauses unter großen Branchenverbänden zusammen. © Deutsche Presse-Agentur
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