Das Hochwasser des Rheins und die Insolvenz einer Tiefbaufirma haben der Stadt Bad Honnef ihren Zeitplan für den Ausbau des Rheinradwegs bei Rhöndorf verhagelt.

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Beim Start des Projekts im April vorigen Jahres hatte die Stadtverwaltung noch auf eine Fertigstellung Anfang 2025 gehofft.

Jetzt wird es – wenn die Witterung denn mitspielt – vielleicht der Mai werden, schätzt Jutta Schmidt, die Leiterin des Tiefbauamtes der Stadt Bad Honnef. Der Ausbau des zuvor viel zu schmalen und buckeligen Rheinradwegs zwischen Rhöndorf und der Stadtgrenze Königswinter kostet rund 1,96 Millionen Euro.

Stadt Bad Honnef bekommt Zuschuss in Höhe von 1,17 Millionen Euro

Viel Geld für einen nur 360 Meter langen Abschnitt, der durchgängig auf 4,25 bis fünf Meter Breite erweitert werden soll. Die Stadt bekommt aber einen Zuschuss in Höhe von 1,17 Millionen Euro. Jutta Schmidt rechnet durch den Verzug nicht mit wesentlichen Mehrkosten.

Da auf der einen Seite die Stadtbahntrasse der Linie 66 eine Verbreiterung verhindert, muss die Stadt auf der Rheinseite arbeiten und an der sanierungsbedürftigen Böschungsmauer große L-Steine einbauen lassen. Die fast mannshohen Betonelemente stehen seit Baubeginn auf der Radwegtrasse parat und werden nach und nach eingesetzt.

"Im Januar haben wir kaum etwas machen können", sagt Jutta Schmidt mit Verweis auf das Hochwasserproblem. Tatsächlich schwappt der Rhein auch dieser Tage nur ein kleines Stück unterhalb der Füße der Bauarbeiter. Zu deren Schutz muss allerdings nicht, wie es zum Baustart im April 2024 hieß, permanent ein Motorboot die Arbeiten begleiten.

Stattdessen habe man eine Lösung mit einem mobilen Geländer und Rettungsleinen gefunden, erklärt Jutta Schmidt. An dem für Fußgänger und Radfahrer gesperrten Bahnübergang Am Steinchen in Rhöndorf steht permanent ein Posten, der ein Durchmogeln verhindern soll. Nur die Baufahrzeuge müssen durchfahren können.

Insolvenz einer Tiefbaufirma trug zur Zeitverzögerung bei

Am anderen Ende des Bauabschnitts warnt laut Schmidt ein zweiter Posten seine Kollegen durch ein Signal, wenn eine Stadtbahn anrollt. Die Insolvenz einer beteiligten Tiefbaufirma hat der Stadt ein paar Wochen Zeit gekostet, so Schmidt. Zum Glück sei dort ein Investor eingestiegen, sodass die Verwaltung das Projekt nicht habe neu ausschreiben müssen. Dann wäre der Zeitverzug noch größer geworden.

Der neue Radweg soll eine "aufgehellte Asphaltdeckschicht" erhalten und erstmals mit Solarleuchten ausgestattet werden, die steuerbar und dimmbar sind, nur durch Bewegungsmelder aktiviert und wegen des Natur- und Insektenschutzes nachts ausgeschaltet werden. Verbunden mit dem Radwegausbau ist die einseitige Sperrung der Landesstraße 193 von Rhöndorf in Fahrtrichtung Königswinter.

Die Spur in Gegenrichtung ist durch flache Betonelemente abgetrennt und kann von Radfahrern und Fußgängern in beide Richtungen genutzt werden. Eine Umleitung für Pkw und Lkw von Rhöndorf nach Königswinter führt über die Bundesstraße 42. Die Verkehrsbehinderungen auf L 193 wolle man, so Jutta Schmidt, natürlich auch so schnell wie möglich wieder beseitigen. Unter der Regelung leidet die Rheinfähre Königswinter.

Ein paar Kilometer weiter nördlich hat die Stadt Königswinter dieser Tage den ausgebauten Rheinradweg zwischen Niederdollendorf und Oberkassel freigegeben. Für den einen Kilometer langen Abschnitt hat sie rund 1,5 Millionen Euro ausgegeben.

Probleme für die Rheinfähre

Die Rheinfähre Königswinter leidet nicht nur durch die Sperrung der Landesstraße 193 in Fahrtrichtung Norden erheblich. Das bestätigt ihr Geschäftsführer Michael Birk. Demnach nutzen weniger Pkw die Verbindung über den Rhein nach Mehlem. Bei den Monatskarten habe man einen Rückgang von rund 30 Prozent verbuchen müssen.

Laut Birk spielt dabei auch die Sanierung der Tunnelkette auf der B42 eine Rolle. Dort staut es sich inzwischen verstärkt wieder in Richtung Norden. Normalerweise könnten Autofahrer dann in Rhöndorf abfahren und über die L 193 zur Fähre gelangen. Dieser Weg ist ihnen aber wegen der Radwegbaustelle versperrt. Und wenn sie den Stau schon bis Königswinter hinter sich hätten, fahre niemand mehr ab. Zumal er dann das Risiko eingehe, dass ihm die Fähre gerade vor der Nase wegfährt, so Birk.

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Sorgen bereitet ihm auch die Dauerbaustelle an der Drachenbrücke der B 42, die noch eine neue Asphaltdeckschicht bekommen soll. Vor allem aber auf den geplanten Umbau der Rheinallee, über die Autofahrer in Richtung Süden zur Fähre gelangen, schaut der Geschäftsführer besorgt. Er hofft, dass die verschiedenen Arbeiten wenigstens koordiniert werden. (csc)  © Kölner Stadt-Anzeiger

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