Mit dem Aufbau von Windrädern im Stadtgebiet und den Auswirkungen der Reform der Grundsteuer B auf die Bürgerschaft wird Bürgermeister Matthias Thul am Donnerstagabend gleich zwei Themen mit politischer Sprengkraft zum Gegenstand eines öffentlichen Informationsabends im Krawinkelsaal machen.
Und obwohl die Grundsteuer in Bergneustadt regelmäßig als heißes Eisen gilt, erwartete der Rathauschef die weitaus intensivere Diskussion zu den sich abzeichnenden Plänen eines Windkraftinvestors, insgesamt sechs Anlagen auf Bergneustädter Boden zu errichten: Vier im Bereich Sülemicke und zwei weitere am Beulberg, nordöstlich von Hackenberg – eine jede rund 260 Meter hoch.
Bergneustädter Gebiete sind Vorranggebiete für Windenergie
Beide Landstriche weist der neue Regionalplan als Vorranggebiete für Windenergie aus und sie decken sich mit Expertisen, die das Rathaus in der Vergangenheit selbst eingeholt hat. Im Gespräch mit dieser Zeitung betont Thul vor der Versammlung allerdings, dass er selbst nur durch Zufall im wahrsten Sinne Wind von der Angelegenheit bekommen habe – der Eigentümer eines der betroffenen Grundstücke habe das Rathaus nämlich über laufende Verhandlungen zwischen Grundbesitzern und den Projektierern informiert. "Beim Thema Windkraft sehen Bundes- und Landesgesetze keinerlei Mitsprache der Kommunen vor", bekräftigt Thul.
Windräder würden das Bergneustädter Stadtbild verändern
Er selbst sehe die Vorhaben skeptisch, vor allem wegen der Dimension der Anlagen, so der Bürgermeister. Um die Größenordnungen zu verdeutlichen, haben Rathausmitarbeiter ein Modell gebaut, das am Abend den Höhenunterschied zwischen Altstadtkirchturm, dem existierenden Windrad in Wörde (65 Meter) und eben den geplanten Giganten deutlich machen soll. "Das wird unsere Stadt verändern", sagt Thul. "Ganz egal, wo in Bergneustadt wir stehen, mindestens eine der neuen Anlagen werden wir immer sehen."
Aber: Seine persönliche Meinung zum Thema sei nicht maßgeblich, sondern die der Bürgerschaft, betont der Rathauschef. Es sei wichtig, die Stimmung der Bergneustädter einzufangen. Und es gebe allerlei denkbare Modelle zwischen totaler Ablehnung und vorbehaltloser Zustimmung – etwa die finanzielle Beteiligung in Form von günstigerem Strom. Den Rat hat Thul bereits am Mittwochabend informiert.
Weiterer Grund für die Einladung in den Krawinkelsaal sei, dass er die Informationshoheit in Sachen Windräder nicht "Stimmungsmachern in den Sozialen Netzwerken" überlassen wolle, erklärt Matthias Thul. "Wir werden die Fakten darstellen." Dazu gehöre auch der Vortrag von Peter Heck, Professor am Institut für angewandtes Stoffstrommanagement der Hochschule Trier, der "ausgesprochen nüchtern" technische Fragen, etwa zum Schattenwurf oder der Lautstärke beantworten sollte. © Kölner Stadt-Anzeiger
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