Als unendliche Geschichte in der Kreisstadt zählte über die Jahre die Sanierung der Aggerstraße in Siegburg-Brückberg, die dann doch noch in Angriff genommen wurde.

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Allerdings nicht mit einer Baumpflege, wie ein Schild am Straßenrand warnte, sondern mit einem Kahlschlag: Ein großes Spezialfahrzeug kam zum Einsatz, um in atemberaubenden Tempo Bäume zu fällen, zu zerkleinern und abzutransportieren.

Siegburger Bernd Kurowski, der gegen Mittag die frischen Baumstümpfe im Vorbeigehen sah, war entsetzt: "Das ist eine bodenlose Frechheit", schimpfte er, "unsere Gesellschaft verroht immer mehr, egal ob beim Verkehr oder der Umwelt." Dass die Wurzeln die Gehwege deutlich in die Höhe drücken, lässt er als Argument nicht gelten: Für Menschen mit Kinderwagen oder Rollatoren sei das kein Problem. "An den Bäumen ist nichts dran, die sind doch kerngesund."

Rhein-Sieg-Kreis erteilte notwendige Genehmigungen

Das ist laut Stadtverwaltung allerdings keineswegs der Fall. Insgesamt müssten 45 Bäume gefällt werden, die von einem Pilz befallen seien. "Die dafür notwendigen Genehmigungen wurden im letzten Jahr durch den Rhein-Sieg-Kreis erteilt", wird in einer Mitteilung betont.

Oguz Cekin, Leiter des Amts für Mobilität und Infrastruktur, verfolgte die Arbeiten vor Ort und betonte, die Anwohner seien vorab informiert worden. "Die Sanierung war seit drei Jahren in der Planung", die Bäume seien begutachtet worden. Die anstehenden Tiefbauarbeiten würden sie nicht überleben. Mit der Aggerstraße, dir durch die Ahorne Alleecharakter habe, hätten sich auch der Naturschutzbeirat des Kreises und die Siegburger Kommunalpolitik befasst. Zu den Fällungen sagt er: "Ich mache das auch nicht gerne."

Anwohner Herbert Honisch, der sich im Vorstand der Kirchengemeinde Sankt Servatius engagiert und dort für Liegenschaften und Sicherheit zuständig ist, bestätigt die Sicht der Stadtverwaltung. "Die Bäume sind alle geschädigt", er erkenne das an den Zweigespitzen der Baumkronen. Zuletzt hätten sie mehr Samen als Blätter abgeworfen, ein Anzeichen für Stress. "Die haben einfach den falschen Standort." Die Wurzeln hätten schon Begrenzungssteine seines Grundstücks weggedrückt.

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Fledermausquartiere ohne Bewohner gefunden

Der Stadt zufolge hatte eine Biologin die Bäume auf mögliche Fledermausquartiere untersucht und auch sechs gefunden, allerdings keine Tiere. Fußweg und Fahrbahn der Aggerstraße sollen zwischen Heideweg und Adolf-Kolping-Platz saniert werden, wobei die Stadt zunächst von 53 zu fällenden Alleebäumen gesprochen hatte. Als Ersatz sollen Straßenbäume wie Blumenesche, Zerreiche, Feld- oder Spitzahorn gesetzt werden, die besser mit dem Standort und dem Klimawandel zurechtkommen.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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